Mo - Der Lebensroman des Friedrich Glauser
- Unionsverlag
- Erschienen: Januar 2009
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- Bielefeld: Pendragon, 2008, Seiten: 236, Originalsprache
- Zürich: Unionsverlag, 2009, Seiten: 189
Aufarbeitung eines schicksalhaften Lebens
F und G. Zwei Buchstaben, die nicht nur im Alphabet aufeinander folgen, sondern offenbar auch verbinden. F. G. sind die Initialen Friedrich Glausers, der in den 1930er Jahren den Kriminalroman in deutscher Sprache salonfähig gemacht hat. F. G. sind ebenfalls die Initialen Frank Göhres, selber ein angesehener Kriminalautor und seit langem fasziniert vom Werke Glausers. Schon in den 1980er Jahren als Herausgeber einer Auflage der Glauserromane im Arche-Verlag, später als Biograph Glausers, der aus Fotos, Dokumenten und Berichten von Zeitzeugen ein Porträt veröffentlichte. Mit Mo wagt sich Göhre nun einen Schritt weiter und webt aus dem, was über das Leben Glausers bekannt ist, einen Roman.
Angefangen von ersten Ausschweifungen während der Studienzeit bis hin zu seinem Tod, begleitet Göhre Friedrich Glauser. Er beschreibt einen Menschen stets auf der Suche ist. Auf der Suche nach Anerkennung und Liebe, aber auch nach der inneren Ruhe und letztlich nach sich selbst. Glauser ist seit früher Jugend abhängig von Morphium ("Mo") und anderen Narkotika, weswegen er schon früh von seinem Vater unter Vormundschaft gestellt wurde.
Göhre schildert, wie Glauser sein Heil in der Flucht sucht. Wie er in die Fremdenlegion eintritt und zurückkehrt. Göhre schildert seine Aufenthalte in diversen Sanatorien und die Therapieversuche. Göhre schildert ebenso die Anziehungskraft, die dieser Glauser auf Frauen ausübt, Liebschaften und Hingabe.
Wohlgemerkt, Göhre schildert. Er versteht es, nicht zu werten. So erlebt der Leser die ganze Zerrissenheit Glausers, aber auch die Verzweiflung der Menschen in Glausers näherem Umfeld, allein aus der eigenen Vorstellungskraft. Genauso erhalten diverse Bezugspersonen in Glausers Leben ihre ganz eigene Kraft. Und gerade die Ausweglosigkeit der Vormundschaft ergibt ein überraschendes Wechselspiel mit Glausers Morphiumsucht. Vater und Vormund erschaffen eine Abhängigkeit für den jungen Mann, die sich in seiner Sucht widerspiegelt.
Mo greift in Schlaglichtern immer wieder kurze Episoden aus dem Leben des Schriftstellers auf. Allein die Tatsache, dass zwanzig Lebensjahre auf 230 Seiten erzählt werden, macht deutlich, dass der Autor nicht in die Tiefe gehen kann. Braucht er auch gar nicht, denn so wie er beschreibt, gibt er seinen Figuren bereits genug Eigenleben. Er schafft Raum für Interpretationen und führt doch seine Leser dabei an der Hand. Die literarische Aufarbeitung des Lebens eines Zeitgenossen - sie erinnert an einen Richtungsweisenden für den Kriminalroman in Deutschland und beschreibt in packender Manier die Tragödie dieses geistreichen Mannes, der Zeit seines Lebens zu sich selbst gesucht hat.
Frank Göhre, Unionsverlag
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