Im Namen des Mörders
- Goldmann
- Erschienen: Januar 2008
- 3
- Mailand: Baldini Castoldi Dalai, 2006, Titel: 'Fuori da un evidente destino', Originalsprache
- München: Goldmann, 2008, Seiten: 560, Übersetzt: Helmut Splinter
Eine zahnlose Urlaubslektüre
Nach den Topwertungen, die Giorgio Falettis Debütroman Ich töte und der Nachfolger Im Augenblick des Todes auf der Krimi-Couch eingeheimst haben, ist die Erwartungshaltung auf den neuen Roman aus der Feder des italienischen Multitalentes natürlich sehr hoch. Helmut Splinter hat zu Fuori da un evidente destino die gelungene Übersetzung geliefert, die bei Goldmann auf 500 Seiten zu Im Namen des Mörders mutiert ist.
Faletti schickt seine Leser nach Arizona. Genauer gesagt in ein kleines Nest namens Flagstaff, am Rande eines Navajo-Reservates. Dort trudelt der Hubschrauberpilot Jim Mackenzie ein, um seinem indianischen Großvater die letzte Ehre zu erweisen. Die Vita, die der Autor seinem Protagonisten spendiert, ist alles andere als sympathisch. Ein Windhund mit zwei unterschiedlichen Augenfarben, der seinen Chef mit dessen Frau betrügt, der Jahre zuvor seine Freundin für Geld mit der Flamme seines besten Freundes beschissen hat, damit er aus dem Kaff Flagstaff verschwinden konnte und alles im allem ein richtiger Loser, der seine Wurzeln verleugnet und nirgendwo Ruhe findet.
Aber nicht nur der Großvater geht in die Ewigen Jagdgründe ein, sondern auch sein alter Freund Caleb. Diesem wird nach dem Fund einer religiösen Opferschale der Navajo auf brutalste Weise das Lebenslicht ausgeblasen und zurück bleiben ein Rätsel um diesen Mord und ein Hund, mit dem eigenartigen Namen Silent Joe, der nie bellt und sich seine Herrchen selbst aussucht. Wenig überraschend, dass ausgerechnet Jim Mackenzie der neue Auserwählte des Tieres ist. Und immer wenn der Hund die Nackenhaare aufstellt und den Schwanz einzieht, passiert in Jim Mackenzies Umgebung ein neuer Mord.
Der Autor konfrontiert das Halbblut Mackenzie nicht nur mit seiner indianischen Vergangenheit, sondern auch mit seiner früheren Liebe April, einer Zeitungsreporterin, die als alleinerziehende Mutter einen zehnjährigen Sohn großzieht, der, wie unschwer zu erraten ist, bei ihrer damaligen Beziehung mit Jim gezeugt wurde. Und zu allem Überdruss hat auch noch Mackenzies Freund aus alten Zeiten an diesen die Frau und im Krieg beide Beine verloren. So muss sich Jim entscheiden, ob er die Jagd nach dem Mörder aufnimmt und sich den Wunden der Vergangenheit stellt, oder seinen Hubschrauber nimmt und einfach abhaut ...
Auch wenn Faletti versucht, dem Leser die Kultur der Navajo näher zu bringen und eine komplizierte Dreiecksgeschichte mit Folgen mit mysteriösen Morden verbindet, kommt über weite Strecken nicht so recht die Spannung auf. Sein Antiheld ist zu sehr mit Nebensächlichkeiten beschäftigt und die extrem stark konstruierte Handlung leidet unter den zahlreichen, manchmal mystisch angehauchten Schilderungen. Dabei bleibt die Geschichte, die ziemlich langsam anläuft, nur mäßig spannend und zu einem guten Teil vorhersehbar ab, wobei man oftmals das Gefühl hat, Ähnliches schon in den Anasazi-Romanen von Douglas Preston und Lincoln Child gelesen zu haben oder Michael W. Gear & Kathleen O'Neal-Gear in besserer Weise gelesen zu haben.
Faletti reiht sich mit diesem brauchbaren Durchschnittsthriller nahtlos in die Riege der oben genannten Erfolgsautoren ein, die auf Teufel komm raus jedes Jahr einen neuen Schmöker unter das Volk bringen, wobei die sprachliche Qualität handwerklich zwar nicht zu bekritteln ist, die Intensität der Handlung, die Originalität und das gewisse Etwas leider zu kurz kommen.
Im Namen des Mörders ist eine zahnlose Urlaubslektüre ohne den Biss der beiden Vorgänger. Mehr als ein leicht überdurchschnittlicher Sommerkrimi ist dem Autor in diesem Fall nicht gelungen, den man lesen kann, aber nicht gelesen haben muss.
Giorgio Faletti, Goldmann
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