Blondes Gift
- Heyne
- Erschienen: Januar 2007
- 39
- New York: St. Martin´s Minotaur, 2006, Titel: 'The Blonde', Originalsprache, Bemerkung: Geschrieben als Duane Swierczynski
- München: Heyne, 2007, Seiten: 352, Übersetzt: Frank Dabrock, Bemerkung: Unter dem Pseudonym Duane Louis
Der schrägste Pageturner 2007
Der Journalist Jack Eisley ist in Philadelphia gelandet, wo ihn am nächsten Morgen einen Termin mit dem Scheidungsanwalt seiner Frau hat. Nun relaxt er noch ein bisschen an der Flughafenbar und hält Smalltalk mit einer Blondine (Kelly), die ihm plötzlich eröffnet, sie habe seinen Drink vergiftet. Natürlich hält Jack dies für einen makabren Scherz, glaubt zunächst an einen Betrugsversuch oder eine plumpe Form der Anmache. Kelly versucht ihn jedoch zu überzeugen und weist ihn darauf hin, dass er binnen zehn Stunden sterben wird, wenn er kein Gegengift erhalte. Erste Brechreizanfälle würden sich hingegen schon innerhalb der nächsten Stunde ergeben.
Jack lässt die Frau sitzen und fährt zu seinem Hotel, wo er nach kaum einer Stunde bereits wiederholt die Toilette aufsuchen muss. Kurz entschlossen fährt er zurück zum Flughafen, wo ihn Kelly offenbar erwartet hat, wenn auch in Begleitung eines fremden Mannes. Dieser wird kurzerhand abserviert und die beiden fahren in Jacks Hotel, wo ihm Kelly eröffnet, dass sich ein Ortungssystem, sog. Nanomaschinen, auch Mary Kates genannt, in ihrer Blutbahn befindet. Diese können nicht nur wie der Aids-Erreger weitergegeben werden, sondern haben zusätzlich noch eine besonders drastische Nebenwirkung: Befindet sich kein anderer Mensch in einem Umkreis von drei Metern in der Nähe der infizierten Person stirbt diese binnen zehn Sekunden. Daher soll Jack mit ihr die Nacht verbringen, zum Ausgleich würde er am nächsten Morgen das Gegengift erhalten. Jack ist von Kelly gleichermaßen fasziniert wie entsetzt und obwohl er sie weiterhin für eine durchgeknallte Irre hält begeht er den Fehler, sie zu küssen.
Ein tödlicher Fehler wie er bald feststellen soll, denn als kurz darauf ein Profikiller in sein Hotelzimmer stürzt, beginnt für ihn die schlimmste Nacht seines Lebens...
"Ich habe Ihren Drink vergiftet!"
Mit diesen Worten beginnt einer der interessantesten Romane des Jahres 2007. Eine grandiose Achterbahnfahrt mit atemberaubenden Schnitten und einer gelungenen Mischung aus Action und Humor. Die Story beginnt um 21:13 Uhr und endet am frühen Morgen des nächsten Tages. Die einzelnen Kapitel wechseln mitunter im Sekundentakt.
Ein Profikiller geht seinen eigenen Weg
Wir begleiten einerseits die grotesk anmutende Entwicklung zwischen Jack und Kelly, andererseits die Aktionen des Profikillers Mike Kowalski. Dieser befindet sich eigentlich auf einem privaten Rachefeldzug gegen die Cosa Nostra in Philadelphia, da diese für den Tod seiner schwangeren Freundin verantwortlich ist, arbeitet jedoch auch hauptberuflich als Killer für eine geheime Unterabteilung des Ministeriums für Heimatschutz. Am Flughafen von Philadelphia wird er auf Kelly angesetzt, doch als diese den (oben erwähnten) fremden Mann einfach stehen lässt, wird dieser zur neuen Zielperson erklärt.
Es handelt sich um Ed Hunter, der wenig später zu Hause stirbt (zuvor hatte ihm Kelly zum Abschied am Flughafen einen Kuss gegeben). Kowalski soll den Kopf des Mannes sicherstellen, was diesem auch mit einigen Komplikationen gelingt. Danach soll er Kelly finden, wird jedoch wenig später von dem Fall abgezogen. Dies ist ihm, dem "South-Philly-Killer", noch nie passiert und so will er die Sache auf seine Weise erledigen. Immer dabei auf seiner Jagd durch die Nacht, der abgetrennte Kopf von Ed Hunter...
Wie übersteht man eine Nacht in einer fremden Stadt, wenn man binnen zehn Sekunden stirbt, sofern kein anderer Mensch in der direkten Nähe ist?
Währenddessen hat Jack ein weitaus schlimmeres Problem, denn nachdem er Kelly geküsst hat, läuft nicht nur der Countdown hinsichtlich des injizierten Giftstoffes, sondern gleichzeitig hat er nun auch noch die Mary Kates in seinem Körper. Somit heißt es auch für ihn immer schön den Kontakt zu seinen Mitmenschen halten, denn bei weniger als drei Metern... Dies ist jedoch nachts ohne große Geldvorräte alles andere als einfach, zumal er Kelly recht früh aus den Augen verliert und so führt ihn seine nächtliche Tour u. a. in ein recht eigenwilliges Nachtlokal...
Sex & Crime & Splash und aberwitzige Dialoge
Vielmehr soll hier nicht vorweggenommen werden. Wer keinen allzu anspruchsvollen, dafür aber herrlich schrägen Thriller lesen möchte, wird hier bestens bedient. Sex & Crime & Splash, die TV-Serie 24 trifft auf Pulp Fiction und mitten drin Kowalski. Was will man mehr? Eine abgefahrene Handlung, aberwitzige Dialoge und am Ende wird alles noch "vernünftig" (was im vorliegenden Fall sehr relativ zu verstehen ist) aufgelöst, wobei es vor allem die Schlusspointe in sich hat. Ein sehr kurzweiliger Pageturner, dessen knapp 340 Seiten problemlos an einem Tag zu bewältigen sind. Gehirn aus, Popkorn rein - hier funktioniert diese einfache Formel prächtig.
Duane Swierczynski, Heyne
Deine Meinung zu »Blondes Gift«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!