Das Haus in den Dünen
- Leda
- Erschienen: Januar 2008
- 18
- Leer: Leda, 2008, Seiten: 400, Originalsprache
Detailverliebte Ermittlungen, aber dennoch kurzweilige Unterhaltung
Wilhelmshaven, August 2000. Das Wangerland kommt nicht zur Ruhe. Erst vor einigen Wochen stand die Kriminalpolizei mächtig unter Druck, da es ihr zunächst nicht gelingen wollte, den sog. "Wangerlandmörder" zu fassen. Nach dessen Festnahme war Kommissar Trevisan erst einmal urlaubsreif und flog nach Griechenland, doch kaum ist er zurück, wartet schon der nächste Serientäter, dem die Presse bereits den Namen "Feuerteufel von Wangerland" verpasst hat. Immer wieder brennen abgelegene Gebäude bis auf ihre Grundmauern nieder und nie hinterlässt der Täter eine Spur. Lediglich ein Bibelzitat finden die Ermittler an den Tatorten.
Nun soll also Trevisan mit seinem Team den Feuerteufel jagen, denn bei seinem jüngsten Brandanschlag auf ein Lagergebäude im Hafen gab es einen Toten. Ein der Polizei bekannter Obdachloser hatte sich offenbar den falschen Platz für seine Nachtruhe ausgesucht. Oder sollte es sich um einen gezielten Mordanschlag handeln? Womöglich ein Streit aus dem Obdachlosenmilieu in dem das Brandopfer höchst unbeliebt war?
Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren, drehen sich aber im Kreis. Da wird nachts nach seiner Rückkehr aus Spanien der Fernfahrer Hans Kropp beim Abstellen seines LKW förmlich hingerichtet. Ein Schuss in den Oberschenkel, ein Schuss in die Nierengegend und zum Abschluss ein gezielter Kopfschuss aus unmittelbarer Nähe. Notgedrungen teilt Trevisan seine Mannschaft auf, denn zunächst geht die Suche nach dem Serienbrandstifter vor. Dies ändert sich jedoch, als ein weiterer LKW-Fahrer auf ähnliche Weise erschossen wird...
Zwei (Ermittlugns-)Schritte vor, drei zurück.
Ulrich Hefners neuer Roman aus der Martin-Trevisan-Reihe Das Haus in den Dünen bietet einen ebenso hervorragenden wie detailverliebten Einblick in den Arbeitsalltag der Polizei. Hefner, selbst Polizeibeamter, weis wovon er schreibt und der Leser bzw. die Leserin merkt dies auf jeder Seite. Fast könnte man meinen, den Ermittlungen in Echtzeit beizuwohnen. Wen derartiges Klein-Klein bei den Routineüberprüfungen stört, ist womöglich mit anderen Romanen besser beraten, dennoch gelingt es Hefner mit erfrischender Leichtigkeit nie langatmig oder gar langweilig zu werden. Es ist schon spannend zu beobachten, wie sich Polizeiermittlungen immer wieder ein paar Zentimeter vorwärts bewegen, um dann plötzlich wieder einen empfindlichen Rückschlag zu erleben.
Angenehmes Verhältnis zwischen Krimiplot und Privatleben des Protagonisten.
Dass man der Handlung gerne folgt und kaum geneigt ist, das Buch aus der Hand zu legen, liegt aber auch daran, dass trotz allem einiges passiert. Mehrere Brandanschläge werden verübt und auch die Mordserie nimmt immer größere Ausmaße an. Dass dies an den Ermittlern nicht spurlos vorüber geht ist verständlich und so erscheinen einige Probleme im privaten Bereich vorprogrammiert. Dies betrifft auch Trevisan, der nach der Trennung von seiner Frau mit seiner neuen Bekannten Angela einen Neuanfang plant. Gemeinsam mit seiner in der Pubertät befindlichen Tochter Paula soll so etwas wie intaktes Familienleben entstehen. Doch leider hat Angela ganz andere Pläne, denn sie setzt ihren Lebensschwerpunkt nicht im familiären Bereich, sondern in ihrem Beruf. Unvorstellbar für Trevisan, dass Angela wegen eines neuen Jobs ausgerechnet nach München ziehen will, also ans andere Ende von Deutschland.
Einige ordentlich gestrickte Blindspuren führen nicht nur die Ermittler in die Irre, so dass erst gegen Ende des Romans ein Gesamtgefüge ersichtlich wird. Dieses ist ordentlich geplottet einschließlich der auf dem Buchrücken bereits vorweggenommenen Zusammenführung der beiden Ermittlungsstränge. Bliebe einzig die Frage, warum ein Buch, welches 2008 auf den Markt kommt, im Jahr 2000 spielt?
Ulrich Hefner, Leda
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