Vom selben Blut

  • Goldmann
  • Erschienen: Januar 2007
  • 3
  • Stockholm: Bonnier, 2005, Titel: 'Blod av mitt blod', Originalsprache
  • München: Goldmann, 2007, Seiten: 281, Übersetzt: Christine Heinzius
Vom selben Blut
Vom selben Blut
Wertung wird geladen
Jochen König
86°1001

Krimi-Couch Rezension vonDez 2007

Wenn solch ein Feuer ausbricht, bleiben Tote zurück

Ein junger Mann wird brutal ermordet, der Polizist Lasse Henning stirbt an einem Herzinfarkt. Seine Lebensgefährtin bittet den Journalisten John Nielsen eine junge Frau zu suchen, die auf einem Foto neben Henning - dem guten Freund und Mentor Nielsens - zu sehen ist. Die wichtigste Frage: Hat sie etwas mit den Unregelmäßigkeiten zu tun hat, die den letzten Lebensmonat Lasse Hennings bestimmten?

Derweil tasten sich die Gesetzeshüter um den besonnen Kommissar Rydalen und seine patenten Kollegen Sandra Mattsson und Leif Ahrén, durch eine Reihe unterschiedlicher Verdächtiger zum wahren Killer des jungen Mikael Bergmann vor. Natürlich kommt, was der aufmerksame Leser bereits ahnt: beide Fälle hängen eng zusammen. Doch wenn der schwer gebeutelte Nielsen und das hartnäckige Ermittlerteam aufeinandertreffen und einen mehrfachen Mörder dingfest machen, ist der Roman noch nicht zu Ende. Denn erst im Schlussakt gewinnt der Buchtitel an tieferer Bedeutung, findet seine Bestätigung und wird gleichzeitig ad absurdum geführt, denn tiefe Gefühle müssen nicht unbedingt etwas mit Blutsbanden zu tun haben.

Åke Smedberg hat mit Vom selben Blut einen ungewöhnlichen Thriller geschrieben. Zum einen erfordert die knappe, assoziative Prosa hohe Aufmerksamkeit vom Leser - vor allem zum leicht unübersichtlichen Beginn des Romans, der die Leserschaft unvermittelt mitten hinein in ein Geschehen wirft, das sich erst im weiteren Verlauf nachvollziehbar entschlüsseln lässt -, zum anderen gehorcht er nicht unbedingt einer konventionellen Krimistruktur. Dass zwei Parteien an unterschiedlichen Fronten ermitteln, ist so ungewöhnlich nicht; dass der Killer aber bereits knapp hundert Seiten vor Schluss entlarvt und verhaftet wird, schon eher. Das der Roman nach der Verhaftung noch einmal die Spannungsschraube anzieht und seinen eigentlichen Sog entwickelt, zeugt von Smedbergs schriftstellerischer Kompetenz und Klasse, die sein Buch sprachlich - auch in der Übersetzung - zu einem Highlight werden lassen.

Ein eher düster gestimmtes, wenig geschwätziges Figurenarsenal mit Hang zu Depressionen und dem Ausleben dunkler Untugenden, weist auf einen typischen skandinavischen Roman hin. Doch auch hier lockt Smedberg seine Leser auf eine falsche Fährte. Denn es sind keine nationalen Zipperlein, die John Nielsen und Co. quälen. Es sind die Sünden/ Fehler der Vergangenheit, die sich Pfade in die Gegenwart bahnen - bei Nielsen ständig präsent aufgrund seines, nach einem Unfall im geklauten Auto, amputierten Unterschenkels -, und die falschen Schlüsse, die aus fehlerhaft interpretierten, bzw. bewusst fehl geleiteten. Informationen entstehen.

Smedberg skizziert und seziert seine Protagonisten und ihren Umgang miteinander, unprätentiös und genau beobachtend. Seine Gelassenheit ist dabei nur eine Scheinbare. Es brodelt und brennt an allen Ecken und Enden. Wenn solch ein Feuer ausbricht, bleiben Tote zurück. Doch Smedberg weiß, dass das Leben natürlich weitergeht und liefert uns eine der schönsten Schlusspassagen 2007:

 

"Der matte Sonnenschein auf den Wellen und der blassblaue Himmel da oben. In all dem lag etwas Glück, dachte er. Und Versöhnung. Man konnte hier stehen, an nichts denken und sich einfach nur von allem durchdringen lassen. Und Glück empfinden."

 

Was will man mehr?

Vom selben Blut

Åke Smedberg, Goldmann

Vom selben Blut

Weitere Bücher der Serie:

Ähnliche Bücher:

Deine Meinung zu »Vom selben Blut«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

Dr. Drewnioks
mörderische Schattenseiten

Krimi-Couch Redakteur Dr. Michael Drewniok öffnet sein privates Bücherarchiv, das mittlerweile 11.000 Bände umfasst. Kommen Sie mit auf eine spannende und amüsante kleine Zeitreise, die mit viel nostalgischem Charme, skurrilen und amüsanten Anekdoten aufwartet. Willkommen bei „Dr. Drewnioks mörderische Schattenseiten“.

mehr erfahren