Keine Leiche in Amsterdam

  • Piper
  • Erschienen: Januar 2007
  • 1
  • Baarn: De Fontein, 2005, Titel: 'Boks ond de lege kamer', Seiten: 173, Originalsprache
  • München; Zürich: Piper, 2007, Seiten: 201, Übersetzt: Thomas Hauth
Keine Leiche in Amsterdam
Keine Leiche in Amsterdam
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Jörg Kijanski
60°1001

Krimi-Couch Rezension vonNov 2007

Der holländische Autor enttäuscht ein wenig

Auf rund 200 sehr großzügig gedruckten Seiten spielt Keine Leiche in Amsterd des bekannten holländischen Autors Simon de Waal, der vor allem als Drehbuchautor in seinem Heimatland große Erfolge feiern konnte. Bei uns kennt man de Waal vor allem als Partner von Dick van den Heuvel, die mit ihren glänzenden historischen Krimis aus der "C.J.-van-Ledden-Hulsebosch”-Reihe überzeugen konnten. Dies gilt für den Auftaktroman der "Kommissar-Boks"-Reihe nur bedingt.

In einem heruntergekommenen Hotel in der Utrechtsedwarsstraat in Amsterdam sucht die amerikanische Touristin Rachel mitten in der Nacht die Etagentoilette auf. Als sie an einer offenstehenden Zimmertür vorbeikommt, wirft sie fast automatisch einen flüchtigen Blick in das Hotelzimmer und sieht förmlich rot. Blut soweit das Auge reicht. Nachtportier David alarmiert die Polizei und wenig später steht Kommissar Martin Boks vor einem großen Rätsel, denn wenngleich offenbar die hohen Blutmengen auf ein Kapitalverbrechen schließen lassen, so fehlt doch das Entscheidende; die Leiche. Rachel war der einzige Gast in dieser Nacht und kann sich an nichts erinnern, da sie am Abend in einem Coffeeshop zu viel getrunken und geraucht hat. Auch David will nichts mitbekommen haben, er sei wohl bei der Arbeit eingeschlafen. Keine Leiche und zwei Zeugen die nichts gesehen und gehört haben, für Boks ein Grund mehr, sich intensiv auf die Suche nach dem Opfer zu machen – und seinem Mörder.

Die Leiche wird erst unmittelbar vor Ende des Romans entdeckt, dessen Handlung sich bis dahin ein wenig in die Länge zieht. Kommissar Boks ermittelt und klärt den Fall mit dankbarer Unterstützung des schon legendären Kommissars Zufall auf, wobei man fairerweise zugeben muss, dass es im wirklichen Leben manchmal eben so läuft. Doch in einem Roman erwartet man halt einfach ein bisschen mehr, als "den einfachsten Weg", denn der Autor hat ja genügend Zeit, sich einen ordentlichen Plot mit einer ebensolchen Auflösung auszudenken. Gut dargestellt wird die Ermittlungsarbeit (de Waal arbeitet bei der Amsterdamer Kriminalpolizei), gepaart mit reichlich Lokalkolorit und einem durchaus sympathischen Ermittler. Boks, der Einzelgänger, der sich gerne über bestehende Regeln hinwegsetzt und kaum Schlaf findet, außer gelegentlich in seinem alten Mercedes, kommt gut rüber. Klar, ein Querdenker gegen das Establishment hat immer Sympathiepunkte, man hält halt gerne zu den vermeintlichen "Underdogs". Doch Boks ist vor allem ein erfolgreicher Ermittler, der bislang noch jeden Fall gelöst hat. Den vorliegenden Fall allerdings … aber das hatten wir ja schon.

 

Es sah aus, als würde Boks sich jedes Detail einprägen. Willem schaute zu und lernte. Das will ich auch mal können, dachte er bei sich.

 

Sprachlich enttäuscht Simon de Waal und erinnert an einen simplen TV-Krimi-Plot. Man merkt, dass hier vor allem ein erfolgreicher Drehbuchautor am Werk war, denn für eine 60-Minuten-Folge im Fernsehen ist Keine Leiche in Amsterdam bestens geeignet. Gut also, dass die Krimiserie um Martin Boks verfilmt wird, dann passt es ja. Da, wie schon eingangs erwähnt, der Druck sehr großzügig ausfiel, ist man bei normalem Lesetempo nach rund drei Stunden mit der Lektüre durch. Für eine entsprechend lange Bahnfahrt zu empfehlen, ansonsten eher Durchschnitt, zumal nur eine Handvoll mitwirkender Figuren die "Lösung" des Falles nicht unbedingt erschweren.

Keine Leiche in Amsterdam

Dick van den Heuvel & Simon de Waal, Piper

Keine Leiche in Amsterdam

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