Das Mayaritual
- Limes
- Erschienen: Januar 2002
- 26
- -: ?, 2001, Titel: 'The Skull Rack', Originalsprache
- München: Limes, 2002, Seiten: 404, Übersetzt: Fred Kinzel
- Bergisch Gladbach: Bastei Lübbe, 2004, Seiten: 364
- Augsburg: Weltbild, 2005, Seiten: 404
Aktueller Thriller über modernen Ökoterrorismus?
Mexiko, Halbinsel Yucatan, Chitzen Itza: Die Meeresbiologin Jessica Madison, die in der Ich-Form von den Geschehnissen erzählt, und ihr Partner, der Tauchlehrer Ken Arnold, beginnen einen Abstieg in einen gefährlichen Großbrunnen, um dort unter Wasser nach einem makabren Objekt zu suchen: dem abgeschlagenen Kopf eines US-amerikanischen TV-Regisseurs namens Nick Goldberg.
Der Brunnen ist nicht irgendein "Zenote", deren es auf Yucatan Tausende gibt. Es handelt sich vielmehr um DEN heiligen Brunnen der legendären Maya-Hauptstadt, in den menschliche Opfer gestoßen wurden, nachdem sie zuvor dem Gott Kukulcan geweiht worden waren. Wurde Goldberg ebenfalls ein Opfer eines wieder aufgeflammten Maya-Nationalismus'?
Kopf grässlich zugerichtet, Ken rätselhaft infiziert
Jessica findet zwar den grässlich zugerichteten Kopf, aber ihr Freund Ken erleidet eine rätselhafte Infektion, die ihn binnen drei Tagen dahinrafft. Dafür, dass die ganze Aktion im Auftrag der mexikanischen Bundespolizei stattfand, hätte man sie auch vor solchen Gefahren warnen können, findet Jessica empört (wenn auch etwas spät).
In dem einheimischen Professor de Valdivia findet Jessica einen kenntnisreichen Ratgeber. Als einheimischer Maya-Abkömmling verfügt er über eine ihrer heiligen Schriften, die über 1000 Jahre alt ist. Offenbar kehrt alle 200 Jahre eine schreckliche Seuche wieder, die nicht nur die Maya-Kultur binnen kurzem verschwinden ließ. Nun ist es mal wieder an der Zeit, dass die Seuche ausbricht. Ihre Erreger befinden sich nicht nur im heiligen Zenote von Chitzen Itza, sondern in allen Brunnen der Halbinsel. Und Spinnen spielen auch eine Rolle....
Ziel der Maya-Nationalisten: Disneyworld
Doch nicht genug damit: Die Maya-Nationalisten machen sich diese Tatsache zunutze, um die Tourismusindustrie in Cancun und Cozumel zu vernichten. Ihr nächstes Ziel: die amerikanische Küste und Disneyworld...
Die ersten 80 Seiten sind wirklich gut gelungen ein ein effektiver Einstieg in das, was ein mitreißender, aktueller Thriller über modernen Ökoterrorismus hätte werden können. Das Finale auf den letzten 50 Seiten ist dann auch wieder recht packend und platzt fast vor intelligent aufgezogener Action.
Leider zieht es der Autor vor, uns zwischen diesen beiden Polen mit diversen Unwichtigkeiten zu langweilen. Man mag die schleppende Entfaltung der Geschichte ja unter dem Aspekt des Realismus akzeptieren, aber das muss nicht bedeuten, den Leser zu langweilen.
Internetpropaganda und Greenpeace
So erfahren wir also, geführt von der etwas ahnungslosen Jessica, dass es a) Maya-Nationalisten gibt, die amerikanische Bürger tödlichen Ritualen unterziehen; es b) ehemalige Greenpeace-Mitglieder gibt, die der Menschheit den Garaus machen wollen Stichwort: Ökoterrorismus) und dass zu "guter" Letzt Mexiko und die USA kurz vorm Krieg stehen, dank der Internetpropaganda der Maya-Nationalisten.
Dies alles ist nicht so wahnsinnig interessant und wird von Jessica in eher gemächlicher Form erzählt. Das kann man sympathisch finden, verwirrend oder eben langweilig. Jedenfalls geht es weit über einen üblichen Thriller hinaus.
"Das Maya-Ritual" ist eine Kombination aus Öko-, Medizin- und Polit-Thriller, am Anfang und am Schluss mit ordentlicher Action und Spannung aufwartet, aber dazwischen einen langen Durchhänger überwinden, während dem ein Gewirr von rätselhaften Zusammenhängen aufzuklären ist. Sympathisch ist vor allem die Erzählerin und Hauptfigur, die vor keinem Mysterium zurückschreckt und keinem Befehl gehorcht.
Patrick Dunne, Limes
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