Zwei Tote im Fluss

  • dtv
  • Erschienen: Januar 2007
  • 4
  • London: Piatkus, 2005, Titel: 'Killing for England', Originalsprache
  • München: dtv, 2007, Seiten: 384, Übersetzt: Werner Löcher-Lawrence
  • Hamburg: Hoffmann & Campe, 2008, Seiten: 2, Übersetzt: Herbert Schäfer
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Sabine Reiß
1001

Krimi-Couch Rezension vonSep 2007

Auf den zweiten Blick erfrischend und überraschend

Auf den ersten Blick geht es recht konventionell zu: Wenn ein Chief Inspector einen Fall neu aufrollen muss, den sein Vorgesetzter eventuell verbockt hat, ist man geneigt, eine bestimmte Schublade in seinem Kopf zu öffnen, und das Buch dort hinein zu stecken, denn man fühlt sich an immer wiederkehrende Situationen erinnert, die Autoren ihren Helden zuschreiben. Iain McDowall beweist uns, dass wir vorurteilsfrei an unsere Lektüre herangehen sollten...

Als Detective Chief Inspector Jacobson in seinem Stammlokal von einem ihm unbekannten Journalisten auf einen bereits zu den Akten gelegten Fall angesprochen wird, wiegelt er zunächst ab. Paul Shaw glaubt, über Beweise zu verfügen, dass sein Cousin Darren McGee das Opfer von Rassisten wurde, die den jungen Schwarzen in den Fluss geworfen haben. Da Darren laut mehreren ärztlichen Diagnosen unter Schizophrenie litt, wurde sein Tod seiner Meinung nach vorschnell von Jacobsons Vorgesetztem Greg Salter als Selbstmord eingestuft. Dieser untersuchte den Fall selbst, da Jacobson zu Beginn des Jahres in Urlaub war. Allerdings meint auch der neue Gerichtsmediziner, dass Wasserleichen zu den schwierigsten Kandidaten gehören, wenn es um die Bestimmung der Todesursache geht.

Killing for England

Da gerade nicht so viel zu tun ist, unternimmt Jacobson trotz seiner Skepsis einige Nachforschungen. Diese werden allerdings hochoffiziell, als es zu einem weiteren Todesfall kommt. Die Leiche des Journalisten Paul Shaw wird genau an derselben Stelle wie die seines Cousins aus dem Fluss gefischt. Und da Shaw geistig und körperlich kerngesund war, vermutet niemand, dass er aus Trauer um Darren ebenfalls Selbstmord beging. Die nun folgenden polizeilichen Untersuchungen bedürfen jedoch an Fingerspitzengefühl. Schließlich darf Jacobson seinen Chef nicht als schlampigen Polizeibeamten dastehen lassen. Parallel dazu ermittelt einer seiner Mitarbeiter in einem Fall von rassistischen Drohungen gegen einen indischen Restaurantbesitzer.

Die deutsche Übersetzung des Titels Zwei Tote im Fluss ist relativ nichtssagend, während der Originaltitel den Nagel auf den Kopf trifft: Killing for England spielt genau darauf an, was als Motiv für den/die Morde gehalten wird, dies wird also nicht lange im Dunkeln gehalten. Abgesehen davon erfährt der Leser recht schnell, dass im (fiktiven) Ort Crowby tatsächlich rechtsextreme Treffen stattfinden. Immer wieder präsentiert der Autor Einschübe, die nach und nach offenlegen, dass sich gerade eine Organisation formiert, deren Namen man zwar nicht erfährt, die sich aber auf ihren großen Auftritt in der Öffentlichkeit als Partei vorbereitet.

Der Autor geht noch einen Schritt weiter

Iain McDowall hat seine Figuren erfreulicherweise zum größten Teil mehrdimensional angelegt. Die Polizisten werden nicht nur als Gutmenschen dargestellt, so betrügt z.B. Detective Sergeant Ian Kerr seine Frau schon seit langem und Jacobson scheint nicht beziehungsfähig zu sein - er ist wie viele Romanfiguren geschieden. Auch Darren McGee war nicht nur Opfer, sondern fügte seiner früheren Freundin Vicky großes Leid zu. Auch von ihr zeigt der Autor zum Ende hin eine Seite, die man ihr zunächst nicht zugetraut hätte.

Die Handlung von Zwei Tote im Fluss ist zwar über weite Teile voraussehbar, aber dennoch nicht langweilig angelegt. Mit seinem düsteren, unkonventionellen Ende gelingt McDowall dagegen eine Überraschung. Er hört nicht wie so viele andere Autoren an dem Punkt auf, wo der Fall geklärt ist und stimmt den Leser damit überaus nachdenklich.

Zwei Tote im Fluss

Iain McDowall, dtv

Zwei Tote im Fluss

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