Café Größenwahn

  • Jaron
  • Erschienen: Januar 2007
  • 31
  • Berlin: Jaron, 2007, Seiten: 189, Originalsprache
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Wolfgang Weninger
25°1001

Krimi-Couch Rezension vonAug 2007

Seicht plätschernd

Die Idee, einen Berliner Kriminalisten des beginnenden 20. Jahrhunderts zur Klärung fast authentischer Verbrechen auf Räuberjagd zu schicken und dabei unterschiedliche Autoren den Typus des Titelhelden entstehen zu lassen, ist im Grunde genommen sehr interessant. Begonnen hat die Reihe um Kriminalwachtmeister Kappe mit "Es geschah in Berlin 1910" von Horst Bosetzky, der mit "Kappe und die verkohlte Leiche" den Startschuss in der Buchreihe im Jaron Verlag machte.

Zwei Jahre später versucht die Lektorin und Autorin Sybil Volks in ihrem ersten Alleingang als Buchautorin das Romangeschehen in "Es geschah in Berlin 1912" weiter zu entwickeln und versucht auf 190 Seiten den Kriminalwachtmeister Kappe zu beleben. Dazu muss sie allerdings zuerst einen Täter ins Spiel bringen und diesen hat sie in Eugen Hofmann gefunden, der als richtiges Landei nach Berlin kommt, um berühmt zu werden.

Nach anfänglichen Orientierungsproblemen legt sich der junge Mann einen neuen Namen zu. Da Gerhard Hauptmann eines seiner Idole ist, nennt er sich fortan Georg Hartwig und versucht, über das Künstlercafé Größenwahn Anschluss an die elitären Kreise der Theaterwelt zu finden. Die Menschen, die er dort kennen lernt, sind so ganz anders als der weltfremde Naivling und um Anerkennung zu gewinnen, passt er sich deren Lebensweise an, obwohl ihm das Geld dazu fehlt.

Frau Volks schildert ausführlich, wie der Verlierertyp zusehends ins Kriminal rutscht, denn wenn erst ein Mal das Geld weg ist und man selbst, im Glauben ein großer Künstler zu sein, die Arbeit scheut, dann bleibt nur der Weg zur illegalen Geldbeschaffung. Doch schon der erste Geldbotenraub endet mit dem ungewollten Tod zweier Personen. Georg Hartwig nimmt das als unvermeidliches Übel, denn das Tagebuch seiner Unfähigkeit ist die Grundlage seines Theaterstücks, das die Bühnen der Welt erobern soll.

Eugen Hofmann, der mittlerweile gezwungen ist, seinen Namen mehrfach zu ändern, wird es den Kulturbanausen schon zeigen. Der nächste Raub wird alles Vorherige in den Schatten stellen und diesmal ist der Mord im Hotel Adlon eingeplant, denn sein Theaterstück muss spektakulär werden.
Damit will er nicht nur seine erfolglos Angebetete erobern, sondern auch den Berliner Theaterhimmel.

Und wo bleibt bei dieser Geschichte jener Mann, dessen zweiter Fall am Buchtitel angekündigt wird? Kriminalwachtmeister Kappe spielt bis zum gar nicht überzeugenden Schluss nur eine Statistenrolle, um die von der Autorin seicht plätschernde Geschichte gerade noch als Krimi durchgehen zu lassen. Von Spannung ist bei dieser Milieuschilderung aus dem alten Berlin leider keine Spur zu finden. Bestenfalls darf man diese fiktive Biographie des Eugen Hofmann noch als regionale Stimmungsskizze werten, die allerdings dem Krimileser kaum große Freude bereiten wird.

Café Größenwahn

Es geschah in Berlin, Jaron

Café Größenwahn

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