Die Casanova-Verschwörung
- Rowohlt
- Erschienen: Januar 2007
- 1
- Paris: Fleuve noir, 2006, Titel: 'Conjuration Casanova', Seiten: 445, Originalsprache
- Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2007, Seiten: 512, Übersetzt: Hans-Joachim Maas und Anja Malich
Solider Mainstream, aber enttäuschender zweiter Teil der Reihe
Auf Sizilien treffen sich in einer Abtei fünf Paare einer Sekte zu einem letzten Abendessen. Eigentlich freuen sie sich auf ihre Abreise am nächsten Tag, doch ihr Meister, der sich Dionysos nennt, hat andere Pläne. Nachdem die Sektenmitglieder vergiftet wurden, werden sie auf vorbereiteten Scheiterhaufen verbrannt. Nur die junge Anais überlebt den Massenselbstmord. Ihr gelingt die Flucht in letzter Minute, aber ihr eigentlicher Albtraum beginnt damit erst, denn die Helfer von Dionysos sind ihr bereits auf den Fersen...
In Paris ist Kommissar Antoine Marcas mit seiner Lebenssituation zunehmend unzufrieden. Tief sitzt der Frust über seine gescheiterte Beziehung und auch mit der Mordkommission will er nichts mehr zu tun haben. Seit seiner Abordnung ist er für Kunstdiebstähle und ähnliches zuständig. Als jedoch der Kulturminister nach einer amourösen Nacht neben seiner Geliebten aufwacht und diese tot in seinem Bett vorfindet, wird Marcas mit den Ermittlungen des seltsamen Todesfalles beauftragt. Der Fall soll vor der Öffentlichkeit vertuscht werden um einen Skandal zu vermeiden, jedoch leidet der Minister unter Wahnvorstellungen und behauptet, seine Freundin ermordet zu haben...
Auf einer Pariser Auktion wird ein 200 Jahre altes Manuskript des berühmten Schwerenöters Giacomo Casanova für rund eine Millionen Euro versteigert und gerät in die Hände von Dionysos. Schon bald hat Marcas nicht nur Probleme mit dem eigenwilligen Berater des Ministers, sondern auch mit einem Sektenführer, der keine Skrupel zu kennen scheint...
Frauenheld Casanova und Okkultist Aleister Crowley, "Magische Sexualität" und Tantrismus. Doch wo bleiben die Freimaurer?
Nach "Das Schattenritual" ist "Die Casanova-Verschwörung" der zweite Roman des Autorenduos Eric Giacometti / Jacques Ravenne. Letzterer ist selbst Freimaurer und liefert somit einiges an Insiderwissen, was den Debütroman ausgezeichnet hat. Im zweiten Teil der Antoine-Marcas-Reihe wird dieser Aspekt jedoch überraschend stark vernachlässigt, nur selten gibt es Einblicke in das Logenleben. Vielmehr erscheint es so, dass Marcas Freimaurertätigkeit ausschließlich dazu genutzt wird, um diesen in mehr oder weniger aussichtslosen Situationen einen hilfreichen (Logen-)Bruder zur Seite stellen zu können. So einfach lassen sich manche Probleme lösen.
Auch inhaltlich vermag der neue Marcas-Roman nicht an das Debüt heranzureichen. Zwar gelingt dem Autorenduo erneut eine nette Themenmischung, diesmal um das Thema "Sex in höchster Vollendung" (um was es ganz genau geht, müssen Sie schon selber lesen, wobei "Voyeure" hier nicht auf ihre Kosten kommen), bei der der Bogen von dem großen Verführer Giacomo Casanova bis hin zu dem umstrittenen Okkultisten Aleister Crowley geschlagen wird. Gemischt wird das Ganze mit einigen Anlehnungen an die sexuellen Praktiken des indischen Tantrismus und schon haben wir eine Story aus dem Spektrum "Sekten und magische Sexualität".
Schwaches Finale.
Handwerklich solide arbeiten die Autoren die Story ab, allerdings ist der Spannungsbogen diesmal recht überschaubar. Die Auflösung bzw. Identität von Dionysos ist für Krimi-Kenner nicht überraschend, dessen "Ende" jedoch schon, wenngleich im negativen Sinn. Auch hätte man aus den Themenfeldern "Sex und Sekten" deutlich mehr herausholen können. Ein Pluspunkt ist allerdings einmal mehr der ausführliche Anhang mit Erklärungen zu den aufgegriffenen Themen sowie einem umfangreichen Glossar.
Im Ergebnis bleibt somit festzuhalten, dass "Die Casanova-Verschwörung" ein durchaus lesenswerter Roman ist, der es allerdings weder vermag seinen Vorgänger zu erreichen noch sich aus der Masse der Krimi-/Thrillerneuerscheinungen nachdrücklich hervorzuheben.
Eric & Ravenne Giacometti, Rowohlt
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