Der Canyon

  • Knaur
  • Erschienen: Januar 2007
  • 13
  • München: Knaur, 2007, Seiten: 551, Übersetzt: Katharina Volk
  • New York: Forge, 2005, Titel: 'Tyrannosaur Canyon', Originalsprache
Der Canyon
Der Canyon
Wertung wird geladen
Wolfgang Weninger
70°1001

Krimi-Couch Rezension vonMai 2007

Unterhaltung der einfachsten, besten Sorte

Wieder ein Mal fragt man sich schon beim Studium der ersten Innenseiten, warum der Knaur-Verlag aus dem Tyrannosaur Canyon von Douglas Preston in der Übersetzung von Katharina Volk nur mehr ein schlichtes Der Canyon werden ließ, denn tatsächlich gäbe der Originaltitel wesentlich deutlicher wieder, worum es auf den 550 Seiten wirklich geht.

Stem Weathers hat irgendwo in der Mesa de los Viejos einen Saurier gefunden. Bei den Preisen, die heutzutage für ein vollständig intaktes Gerippe des Urtiers gezahlt werden, wäre er ein gemachter Mann, wenn da nicht auch noch der Schurke Dr. Corvus wäre, der ihm unter allen Umständen seine Entdeckung abjagen möchte. Dafür bedient er sich des Oberschurken Maddox, der nicht nur die Unterlagen be- sondern auch Weathers entsorgen soll. Stem bekommt also eine Kugel in den Rücken, aber Maddox kommt nicht dazu, ihm sein Tagebuch abzunehmen, denn da taucht Tom Broadbent auf, kümmert sich um den Sterbenden, der ihm mit dem letzten Atemzug das Schriftstück als Vermächtnis für seine Tochter anvertraut.

Broadbent ist natürlich ein Ehrenmann und lebt als Viehdoktor mit seiner Frau Sally auf einer Ranch in der Umgebung. Mit den Aufzeichnungen, die offensichtlich chiffriert sind, kommt er nicht weiter und wendet sich an einen Mönch im Bergkloster, der früher beim Geheimdienst als Kryptologe angestellt war. Wyman Ford, der übrigens auch im 2008 erschienenen Thriller Blasphemie die Heldenrolle spielt, ist aus der CIA ausgestiegen um im Kloster zu meditieren, aber der Reiz der Verschlüsselung jagt auch ihn zwischen die Canyons. 

Maddox will den leichteren Weg gehen. Er kidnappt Broadbents Frau, um diesem die Unterlagen abzupressen und den Saurier zu finden, aber so schnell geben die Guten in diesem Thriller nicht auf &

Wo Preston drauf steht, da ist auch Preston drin. Nicht mehr und nicht weniger. Schreiberisch beherrscht der Autor sein Handwerk und wie man einen Plot ordentlich aufbaut, hat er im Duett mit Lincoln Child seit Attic zur Genüge bewiesen. Nach einigen eher schwachen Durchhängern kommt bei Der Canyon wieder ordentlich (Schwarz-Weiß) Stimmung auf. Die klare Abgrenzung von Gut und Böse und der gekonnte Einsatz populärwissenschaftlicher Elemente, die er am Besten in den Tafelbergen (Mesas) von New Mexico bis Arizona ansiedelt, sind stilsichere Elemente des ehemaligen Mitarbeiters des Naturhistorischen Museums von New York, der als Kenner der Anasazi-Kultur auch davon schon in etlichen Büchern sein Wissen eingebracht hat.

Preston macht Unterhaltungsliteratur der einfachsten und besten Sorte. Hintergründige psychologische Erkenntnisse bleiben dem Leser erspart, dafür gibt es anschauliches Actionkino im Kopf, das den Leser auch am Feierabend nicht überfordert. Gelegentliche Zeitsprünge und der Wechsel der Sichtweise von Täter und Opfer geben dem Stoff einen zusätzlichen Lesereiz, aber der Autor übertreibt diese Sprünge nicht, wie es heute oftmals üblich ist. 

Der Canyon und sein Geheimnis überraschen während der gesamten Handlung  nur wenig und zieht die Spannung fast ausschließlich aus der Jagd nach den Unterlagen des Saurierforschers. Und damit ist es dem Autor gelungen, ohne großen literarischen Anspruch ansprechende Freizeitlektüre auf den Markt zu bringen, die in dieser Form nur Clive Cussler in den Ozeanen der Meere schafft oder das Duo Gear & Gear mit seinen Wissenschaftsthrillern veröffentlicht.

Der Canyon

Deine Meinung zu »Der Canyon«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

Dr. Drewnioks
mörderische Schattenseiten

Krimi-Couch Redakteur Dr. Michael Drewniok öffnet sein privates Bücherarchiv, das mittlerweile 11.000 Bände umfasst. Kommen Sie mit auf eine spannende und amüsante kleine Zeitreise, die mit viel nostalgischem Charme, skurrilen und amüsanten Anekdoten aufwartet. Willkommen bei „Dr. Drewnioks mörderische Schattenseiten“.

mehr erfahren