Wolfstod
- Kindler
- Erschienen: Januar 2007
- 1
- Berlin: Kindler, 2007, Seiten: 416, Originalsprache
- Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2008, Seiten: 397, Originalsprache
- Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2011, Seiten: 573, Originalsprache, Bemerkung: Großdruck
Lauwarm oder noch kälter
Den von Felicitas Mayall bisher erschienenen Krimis konnte man mit ihren wechselnden Schauplätzen München und Toskana durchaus eine passable Qualität bescheinigen. Gut lesbar und unterhaltsam, zuweilen auch nachdenklich stimmend und immer mit einer stimmigen Atmosphäre und sympathischen Figuren. Was Atmosphäre und Figurenzeichnung betrifft, so befindet man sich im vierten Band der Serie auf unverändertem Niveau und der Reiz der Urlaubsregion rund um Siena wird gut in die Handlung eingefügt, auch wenn es ein wenig unglaubwürdig wirkt, wenn der smarte italienische Commissario Angelo Guerrini ausgerechnet deutsche Amtshilfe von seiner Münchner Kollegin Laura Gottberg anfordert, mit der zufällig auch privat verbandelt ist. Lange kann diese Liebschaft auf jeden Fall nicht mehr geheim gehalten werden. Man kann nur gespannt sein, wie die Autorin hier den Dreh zur Fortführung der Serie findet, sollte sie dieses Ansinnen in sich bergen.
Wolfstod = Wolfs Tod
Auf einem Landsitz außerhalb Sienas wird die Leiche des bekannten Schriftstellers Giorgio Altlander, bürgerlich Wolf Altlander, gefunden. Er hatte sich gerade in sein Arbeitszimmer begeben und dort, um seine Schreibhemmung zu überwinden, eine kleine Portion Lachgas inhaliert, womit er offiziell seine Schmerzen bekämpfte. Hat er sprichwörtlich gesagt einen zu tiefen Schluck aus der Pulle genommen? Die Leiche wird von seiner Künstlerkollegin, der Malerin Elsa Michelangeli gefunden, sein derzeitiger Lebenspartner Enzo Leone, der im Gästehaus des Anwesens wohnt, ist über das Wochenende nach Florenz gefahren. In der Beziehung kriselte es seit einiger Zeit. Der Tatort wird zwar in der Nacht noch versiegelt, doch am nächsten Morgen ist das Siegel gebrochen und das Notebook des Opfers ist nicht mehr auffindbar. Kurze Zeit später gibt es einen Anschlag auf das Leben Elsas, die daraufhin im Koma in der Klinik liegt und nicht vernehmungsfähig ist. Was wusste sie oder hat sie gesehen, das sie in Gefahr brachte?
Commissario Guerrini sehnt sich derweil nach Laura Gottberg, der Hauptkommissarin aus München, mit der er mehr als nur eine berufliche Beziehung unterhält. Da Altlander Deutscher war, bittet er um Unterstützung der deutschen Polizei. Laura nimmt ihren Vater auf die Reise mit, der sich seit dem Tod seiner Frau, die aus Italien stammte, noch einen letzten Aufenthalt in der Toskana wünschte. Die Ermittlungen blieben bisher ohne Resultat, bis plötzlich auf Laura und Angelo geschossen wird. Anscheinend sind sie dem Täter mehr auf der Spur als sie glauben.
Hier ist nur das Beiwerk o.k.
Ganz im Gegensatz zu den bereits eingangs angesprochenen lobenswerten Attributen dieses Krimis muss man leider das Herzstück von Wolfstod, den eigentlichen Kriminalfall, beurteilen. Herangehensweise und Verlauf der Ermittlungen erweisen sich als dermaßen zäh und unmotiviert, so dass nur wenig Spannung aufkommt. Das alles gipfelt in der quasi zufälligen Auflösung, die zwar logisch und plausibel ist, in der die verschiedenen Aspekte jedoch wie zusammengewürfelt wirken.
Tatsächlich ist das Ende, bis auf die Tatsache, dass Guerrini nur aufgrund von total unbegründeten Ahnungen geleitet wird, durchaus realistisch, aber absolut unpassend für einen Krimi, im dem es primär um spannende Unterhaltung geht. Hier muss sich der Leser veralbert fühlen. Gegen eine nette Rahmenhandlung ist absolut nichts einzuwenden und bisher hatte Felicitas Mayall das gewünschte Gleichgewicht auch einigermaßen gehalten, doch in Wolfstod hat sie am Ende in punkto Lesergunst alles zunichte gemacht, was sie im Lauf der Handlung aufgebaut hatte.
Felicitas Mayall, Kindler
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