Eistod
- Claasen
- Erschienen: Januar 2007
- 13
- Berlin: Claasen, 2007, Seiten: 314, Originalsprache
- Berlin: List, 2008, Seiten: 314, Originalsprache
Für Freunde der ruhigen Erzählart
Konrad Schwinn, Assistenzprofessor am Biochemischen Institut der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH), leistet als Technischer Unteroffizier seinen Militärdienst beim Schweizer Nachrichtendienst ab. Da er neben anderen Sprachen auch Arabisch beherrscht, wird er gebeten, drei Schreiben, die mittels eines neuen Programms abgefangen werden konnten, zu übersetzen. Während zwei Schreiben bedeutungslos sind, hat es das letzte Schreiben umso mehr in sich. Demnach soll ein Mann für die CIA und deren Verhörmethoden bewusstseinserweiternde Substanzen entwickeln. Schwinn erkennt sofort, wer dieser Mann ist und dass die Spur direkt ins ETH führt. Geradewegs zu seinem Vorgesetzten Prof. Theo Winter.
Von alldem bekommt Kommissar Eschenbach von der Kriminalpolizei Zürich nichts mit. Ebenso wenig beunruhigt ihn zunächst, dass auffallend viele Obdachlose sterben. Doch selbst wenn es in Zürich stark schneit und bitter kalt ist, so sind zwölf Tote in vier Wochen selbst in dieser Szene eindeutig zu viel. Stattdessen verwendet Eschenbach seine Zeit auf eine Schießerei vor dem "Crazy Girl", dabei ist hier eigentlich alles geklärt. Dennoch kann er mit einigen an sich überflüssigen Arbeiten die für das neue Jahr anstehenden bürokratischen Pflichten wie Budgetplanungen vor sich herschieben.
Die Situation ändert sich für Eschenbach jedoch, nachdem ein weiterer Toter aus dem Limmat gezogen wird, denn die Obduktion ergibt, dass der Mann einer Fischvergiftung erlag. Plötzlich führt die Spur in den nahezu undurchschaubaren Sumpf aus allen erdenklichen Drogen und als dann auch noch Konrad Schwinn um Rückruf bittet, scheint sich der Kreis zu schließen. Plötzlich ist Eschenbach zum Handeln gezwungen, denn quasi über Nacht verschwindet Schwinn von der Bildfläche und kurz darauf wird Prof. Winter in den Medien der Zusammenarbeit mit der CIA angeklagt. Zu allem Überfluss bekommt Eschenbach auch noch den Neffen von Regierungsrätin Sacher als neuen Praktikanten aufs Auge gedrückt...
Viel hat sich seit dem Debüt nicht verändert
Wer den Debütroman der Eschenbach-Serie Im Sommer sterben von Michael Theurillat kennt, der weiß, worauf er sich hier einlässt. Wenig hat sich seitdem verändert. Der Kommissar ohne Vornamen steht vor seiner zweiten Scheidung, nachdem ihn seine Frau Corina für einen Architekten hat sitzen lassen. Probleme bereitet auch Tochter Kathrin, die im Verlaufe der Handlung - Überraschung! - ebenfalls mit Drogen in Berührung kommt. Eschenbach selbst bleibt zunächst mangels eines konkreten Falles nur durch die kalte Gegend zu niesen, seine geliebten Brissagos zu rauchen bis er sich dann später im Rahmen der Ermittlungen um die Herren Schwinn und Winter in eine Sekretärin verlieben darf, die gerade einmal halb so alt ist wie er selbst.
Die Handlung ist anfangs langwierig und verworren, nimmt später jedoch Fahrt auf. Die Verwirrung bleibt jedoch über weite Passagen erhalten, was aber nicht zwingend negativ zu sehen ist, denn am Ende führt Michael Theurillat die Geschichte zu einem akzeptablen Ende. Allerdings sollte man angesichts der zahlreichen Passagen über psychotropische (bewusstseinserweiternde) Substanzen und ähnliche Ausflüge in die Welt der Biologie und Chemie über Grundkenntnisse ebendieser Gebiete verfügen. Ansonsten wird es zeitweise etwas arg fachchinesisch und man muss zu dem alten Trick greifen, einfach weiter zu lesen und die Dinge so zu akzeptieren, wie sie erzählt werden.
Theurillats Schreibstil wirkt ein wenig altbacken, aber keineswegs uninteressant. Zwar verzichtet er weiterhin konsequent auf jede Form von Action und lässt seinen Kommissar mit seinen ständigen Brissagos ein klein wenig an Maigret erinnern (auch vom Erzähltempo her), doch macht er dies mit einigen humorvollen Dialogen wieder wett. Denjenigen, die das Debüt kennen sei noch gesagt, dass es ein Wiedersehen mit mehreren alten Bekannten gibt, darunter auch der ehemalige Praktikant Claudio Jagmetti.
Michael Theurillat, Claasen
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