Tod im April

  • Unionsverlag
  • Erschienen: Januar 2007
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  • Barcelona: Alba, 2004, Titel: 'Muerte en abril', Originalsprache
  • Zürich: Unionsverlag, 2007, Seiten: 256, Übersetzt: Verena Kilchling, Bemerkung: UT metro; Bd. 382
Tod im April
Tod im April
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Wolfgang Reuter
50°1001

Krimi-Couch Rezension vonFeb 2007

Leicht und flott und belanglos

José Luis Correa ist ein Professor der Universität Las Palmas, mit einigen Spanischen Literaturpreisen ausgezeichnet. Gran Canaria - Las Palmas: Was für klingende Namen! Wie geschaffen für die Metro-Reihe des Unionsverlages, die seit längerer Zeit literarische Krimi-Schätze aus allen noch so entlegenen Regionen der Welt birgt. Doch der erste Krimi aus der Reihe mit dem Detektiven Ricardo Blanco - Drei Wochen im November - erfüllte nicht alle Erwartungen, wie auch in der Rezension von Thomas Kürten zu lesen ist. Einem hohen sprachlichen Niveau steht dort eine eher blasse Hauptfigur gegenüber.

Jetzt Tod im April - kann Correa in seinem zweiten Buch mit Ricardo Blanco mehr überzeugen? Zumindest versucht er es inhaltlich: Die halbverweste Leiche eines Handelsvertreters liegt in der Badewanne seiner Wohnung, erdrosselt, bekleidet mit Damenreizwäsche und Strapsen. Eine Woche später taucht eine zweite Leiche auf, ein Krankenpfleger, in einem bestickten Damennachthemd. Zwischen den Opfern gibt es keine erkennbaren Zusammenhänge, außer, dass die Morde jeweils an einem Freitag geschehen sind.

Wer jetzt eine spannende Entwicklung im Sinne eines Serienmörder - Krimis mit extravaganter Kulisse erwartet, wird leider enttäuscht. Denn das Problem der ganzen Geschichte ist die Hauptfigur Ricardo Blanco. Farblos, lustlos stolpert er durch die Geschichte, auch wenn Correa immer wieder versucht, ihn durch seine Liebhabereien und Kenntnisse auf dem Gebiet der Musik und des Films interessant zu machen. Auch die wiederholt eingeschobenen Begegnungen mit seinem Großvater wirken wie Fremdkörper. Und wenn eine blasse, farblose Figur ständig über sich selbst räsoniert, passiert das, was eigentlich nicht geschehen sollte: Man blättert weiter, bis der Faden der Handlung wieder auftaucht. Da gibt es bei anderen Autoren wesentlich prägnantere Figuren mit höherem Wiedererkennungswert.

Oder ist es vielleicht ein Krimi mit dem doch zu erwartenden Lokalkolorit? Ein Camilleri oder Izzo aus Gran Canaria? Mitnichten, diese Geschichte könnte überall auf der Welt spielen. Zweifellos ist alles leicht und flott erzählt, mit ironischem Unterton, aber eben immer an der Oberfläche, in gewisser Weise belanglos. Erst gegen Schluss setzt Correa plötzlich zu einer vehementen feministischen Tirade an, und irgendwie fragt der Leser sich: wieso? Das Finale ist recht brav actionreich und spektakulär inszeniert, aber insgesamt bleibt alles Stückwerk.

In der großartigen Metro-Reihe würde ich dieses Buch als Leichtgewicht bezeichnen.

Tod im April

José Luis Correa, Unionsverlag

Tod im April

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