Ein todsicherer Job
- Goldmann
- Erschienen: Januar 2006
- 9
- München: Goldmann, 2006, Seiten: 480, Übersetzt: Jörn Ingwersen
Der Tod und seine kleinen Helfer. Oder: Was sie schon immer über das Leben nach dem Tod wissen wollten, sich aber nie getraut haben zu fragen.
Christopher Moore hat mit seinem Thriller "Ein todsicherer Job" ein absolutes Meisterwerk aus schwarzem Humor und bissiger Ironie geschaffen und geschafft, gleichzeitig eine gefühlvolle Liebesgeschichte zu erzählen.
Kein Buch ohne Vorgeschichte
Charlie Asher ist das typische ²-Männchen. Unauffällig und unsicher führt er seinen Laden (ein Geschäft für alte Kleider und anderen Ramsch) und erwartet nicht wirklich viel vom Leben, bis zu dem Tag, als er Rachel kennen lernt. Rachel wird seine große Liebe. Die beiden heiraten und alles scheint perfekt, besonders als Rachel schwanger wird. Charlie entwickelt die übliche Paranoia, die jeden werdenden Vater befällt. Von allen Seiten sieht er seine schwangere Frau und das ungeborene Baby (das nach Charlies fester Überzeugung mit einem Schwänzchen auf die Welt kommen wird) bedroht. In seiner für alle ²-Männchen typischen Sorge weicht er Rachel bei der Geburt der Tochter Sophia und auch danach nicht von der Seite. So lange bis Rachel ihn entnervt nach Hause schickt. Als Charlie ins Krankenhaus zurück kommt steht ein schwarzer Mann in einem grünen Anzug an Rachels Bett und Rachel ist tot.
Wieso erklärt man dem Tod den Krieg?
Und hier beginnt die eigentliche Geschichte, die Christopher Moore in "Ein todsicherer Job" erzählt. Charlie ist der einzige, der den grüngekleideten Mann an Rachels Bett gesehen hat. Jeder vernünftige Mensch würde diesen also eher für eine stressbedingte Erscheinung halten, wäre da nicht die Tatsache, dass die Menschen rund um Charlie fortan sterben wie die Fliegen. Aber nicht etwa eines natürlichen Todes, sondern immer mehr oder minder gewaltsam.
Die Tatsache, dass er bei den sterbenden Menschen leuchtende Gegenstände sieht, trägt nicht gerade zu Charlies Beruhigung bei. Als schließlich in seinem Kalender, Namen von Menschen auftauchen, die Charlie zwar nicht kennt, die aber binnen kürzester Zeit sterben, kommt Charlie immer mehr zu der Überzeugung der Tod selbst zu sein. Und es bedarf einiger seltsamer Begebenheiten und Erlebnisse bis Charlie erkennt, dass nicht er der Tod ist, sondern, dass es von nun an seine Aufgabe zu sein scheint, Seelen auf dem Weg in ihr nächstes Leben zu helfen. Dies alles wäre für Charlie als braves ²-Männchen machbar, wäre da nicht noch die Sache mit seiner kleinen Sophia, die von den zwei seifenfressenden Höllenhunden, Mohammed und Alvin bewacht wird und die die Fähigkeit besitzt, Menschen und Tiere mit dem Wort "Mietzi" ins Jenseits zu befördern. Plötzlich auftauchende Wesen aus der Unterwelt, die Charlie nach dem Leben trachten, bringen das Fass zum Überlaufen und so erklärt das brave und unauffällige ²-Männchen Charlie Asher dem Tod den Krieg.
Ein Thriller mit Tiefgang
Wer jetzt glaubt, dass es sich bei "ein todsicherer Job" um einen reißerischen Thriller, ohne Verstand handelt, der irrt sich ganz gewaltig. Trotzdem die Geschichte absurd klingt, oder gerade deshalb, wir der Leser überrascht, von der Art und Weise mit der sich der Autor mit einem der schwierigsten Themen der Literatur auseinander setzt. Denn obwohl Christopher Moore die Menschen in "Ein todsicherer Job" sterben lässt wie die Fliegen, vergisst er nicht, dass um fast jeden Menschen getrauert, wird und dass jeder Mensche durch seinen Tod eine Lücke hinterlässt, welche die Hinterbliebenen mit solchem Schmerz erfüllt, dass selbst das Wissen, um das Aufsteigen der Seele, in eine neue bessere Ebene nur ein schwacher Trost sein kann.
Moore lässt trotz seiner blumigen und manchmal geradezu brutalen Art die Dinge zu beschreiben zu, dass seine Protagonisten lebendige fühlende, liebende und trauernde Menschen bleiben. Dadurch, dass er den Leser einen Blick auf die Arbeit von Hospizschwestern werfen lässt und aufzeigt welche großartigen Leistungen diese tagtäglich vollbringen, verleiht er seinem Buch eine Tiefe, die man hinter der witzigen Aufmachung nicht vermuten würde.
Die Auseinandersetzung mit verschiedenen Religionen und deren Beziehung zum Tod bzw. zum nächsten Leben erfolgt bei Christopher Moore auf eine humorvolle und respektlose Art und Weise, wirkt aber nie beleidigend oder abwertend. Seine Sprache stammt eindeutig aus dem hard-boiled Krimi. Brutale Szenen werden sehr detailiert beschrieben. Trotzdem hat der Leser nie das Gefühl, dass Brutalität um ihrer selbst willen eingesetzt wird. Vielmehr ist sie Mittel zum Zweck. Man wird durch die Beschreibung von Szenen gefesselt und geradezu gezwungen weiter zu lesen, bis man schließlich erfährt, was es mit dem Tod, den Seelen und dem nächsten Leben auf sich hat.
Ein Meisterwerk aus schwarzem Humor, Ironie und bestens aufgebautem Thriller. Jedem zu empfehlen, den liebevoll durchdachte, respektlose und bitterböse Unterhaltung fasziniert. Aber sicher nichts für Fans von klassischen Landhauskrimis, mit geklärten Fronten zwischen Gut und Böse und einer Tasse Tee um fünf Uhr.
Christopher Moore, Goldmann
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