Body Count - Die Spur des Todes
- Rowohlt
- Erschienen: Januar 2006
- 3
- Sydney: Pan Books, 2005, Titel: 'Body Count', Originalsprache
- Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2006, Seiten: 406, Übersetzt: Axel Merz
Profiler-Thriller mit Mystik-Touch
Die australische Verhaltensforscherin Philippa D. Martin greift in ihrem Debüt-Roman einmal mehr das Thema Profiling auf, ein Bereich der Kriminalistik, der Stoff für Nerven zerreißende Spannung bietet. Der Leser darf also gespannt sein, welches Grauen ihn in Body Count erwartet.
Ein anspruchsvoller Serienkiller
Zwei Frauen hat ein sexuell motivierter Mörder in Washington D.C. bereits umgebracht, als die FBI-Profilerin Sam Wright anfängt, ein Profil von ihm zu erstellen. Dieser Killer ist ebenso grausam, wie gründlich. Er vergewaltigt die Frauen mehrfach, fügt ihnen bei vollem Bewusstsein tiefe Schnittwunden zu und sorgt dafür, dass sie nicht verbluten, bevor er sie eigenhändig tötet. Einiges spricht dafür, dass der so genannte "Slasher" seine Opfer sorgfältig auswählt und sogar in ihre Wohnungen eindringt. Die Leichen werden an entlegene Orte transportiert und in einer markanten Position zurückgelassen. Trotzdem ist nicht die geringste Spur auszumachen, der Killer lässt weder Körperflüssigkeit noch andere verwertbare Rückstände zurück. Die Auswahl seiner Opfer trifft der präzise planende Täter nicht willkürlich, er will starke Persönlichkeiten quälen; erfolgreiche, selbstbewusste Karrierefrauen sind seine Kragenweite.
Eine Profilerin mit dem zweiten Gesicht
Sophie Anderson kam vor sieben Monaten aus Australien zum FBI. Sie arbeitet ebenfalls als Profilerin und hat einen guten Grund, ihre Freundin Sam Wright bei der Bearbeitung des Falls mit dem D.C. Slasher zu unterstützen. Sie hat sein zweites Opfer in einer Vision gesehen und auf den Tatort-Fotos sofort wieder erkannt. Am Fundort des dritten Opfers trifft die sonst so abgebrühte Agentin fast der Schlag, die Ermordung dieser jungen Frau hat sie in einem Traum ebenfalls mit erlebt.
Die Situation scheint langsam außer Kontrolle zu geraten, als Sam Wright eine Nachricht des Killers erhält. Offensichtlich hat er die beiden Frauen am Abend zuvor beobachtet und plant, eine der Agentinnen zu entführen.
Profiling - Kriminalistik und Psychologie vereint
Jedem Leser, der schon immer eine Vorstellung davon bekommen wollte, wie Profiling funktioniert, kann Body Count schon vorab empfohlen werden. Philippa D. Martin beschreibt äußerst detailliert, wie die beiden Hauptprotagonistinnen das Profil des in den Medien als "D.C. Slasher" bezeichneten Serienmörders erstellen. Die im Profil abgelegten Merkmale werden der Datensammlung zum Täter entnommen und auf mögliche Rückschlüsse bezüglich seiner charakterlichen Eigenschaften analysiert. Der Leser kann genau nachvollziehen, auf welche Weise die Kennzeichen des Killers in seine Profil-Tabelle gelangt sind.
Genügend Blutrausch und Thrill
Die Autorin zieht einige Register, um dem Leser Grusel und Nervenkitzel zu bieten. Die bestialische Folter und Gewalt, die der Killer seinen Opfern antut, wird schonungslos plakativ beschrieben, entweder direkt in der Handlung oder durch Einblicke in Sophies erschreckende Visionen. Diese Bilder und Träume wirken besonders unheimlich, denn sie reflektieren das grausame Geschehen aus ganz unterschiedlichen Perspektiven, mal aus einer Kameraperspektive, mal aus der des Opfers oder auch aus der Sicht des Täters.
Zusätzliche Beklemmung wird durch die Einblendung der Gedanken des Killers verursacht, die in Form einer Ich-Erzählung regelmäßig in die Geschichte eingefügt werden. So entstehen immer wieder blutige und grausige Bilder vor dem Auge des Lesers. Die Autorin schildert dennoch keinen kontinuierlichen Blutrausch, denn die nüchterne Ermittlungs- und Profiling-Arbeit nimmt einen großen Teil der Handlung ein. Allerdings entwickelt sich eine hintergründige Bedrohung, denn der Killer kommt den Hauptakteuren mit einer an Zauberei erinnernden Lautlosigkeit immer näher.
Zu wenig Tiefe
Die Geschichte über die Serienmorde des D.C.-Slashers wird packend und spannend erzählt, die Autorin hat seine Entwicklung zum Killer logisch und gut nachvollziehbar aufgebaut und mit einem atemberaubenden Finale abgeschlossen. Unter dem Strich bleibt dennoch nicht viel mehr übrig, als die übliche Story über einen wahnsinnigen Killer, die dem geübten Krimi-Leser bereits vertraut sein dürfte. Die Geschichte in Body Count ist solide konstruiert, es fehlt ihr allerdings das besondere Etwas. Ähnlich verhält es sich es mit den Charakteren.
Die australische Profilerin Sophie Anderson ist als intelligente und selbstbewusste Persönlichkeit genau so dargestellt, wie man sich eine FBI-Agentin vorstellt. Ihre hellseherische Begabung lässt sie tatsächlich etwas aus der Masse der weiblichen Ermittler heraus stechen, allerdings hätte die Autorin aus diesem Ansatz deutlich mehr heraus holen können. Auf die anfangs erzählte, dramatische Familiengeschichte der Australierin, in der ihre Visionen erstmals vorgestellt werden, wird leider nicht näher eingegangen. Auch die interessant eingeführte keltische Symbolik wird letztendlich überhaupt nicht genutzt. Wenn schon mystische Elemente vorhanden sind, warum werden sie so oberflächlich abgehandelt? Hier hat die Autorin die Chance vertan, ihrem Thriller eine spezielle Note zu verleihen.
Zusammenfassend lässt sich Body Count von Philippa D. Martin vor allem Lesern empfehlen, die sich in erster Linie für einen spannend geschriebenen Thriller, der ausführlich auf die Profiling-Technik eingeht, begeistern können und keine Story erwarten, die sich deutlich von den anderen in diesem Genre abhebt.
Philippa D. Martin, Rowohlt
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