Trügerische Feste

  • berlin.krimi.verlag
  • Erschienen: Januar 2006
  • 1
  • Berlin: berlin.krimi.verlag, 2006, Seiten: 255, Originalsprache
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Jörg Kijanski
70°1001

Krimi-Couch Rezension vonFeb 2007

Langsam und recht schwerfällig in Preußen

Berlin, 1701: Friedrich I., genannt der "Schiefe Fritz", wurde als einziger Nachfahre des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm zum König von Preußen gekrönt. Sein neues Königreich will er von Berlin aus regieren und die Vorbereitungen auf seinen triumphalen Einzug laufen auf Hochtouren, während seine Frau Sophie Charlotte sich derweil in Lietzenburg vergnügt. Auch sonst hat sich am Hof einiges verändert, denn der ungeliebte und knausige Danckelmann wurde durch den Reichsgrafen Kolbe von Wartenberg ersetzt, der gleichzeitig zum Premierminister ernannt wurde und nunmehr für die Finanzen des Königs und dessen Gefolge verantwortlich zeichnet. Die höfischen Intrigen und Ränkespiele hingegen sind weitgehend die alten geblieben.

Während die ganze Stadt dem Einzug seiner Majestät entgegen fiebert, hat der neunzehnjährige Jakob Fahrenholtz ganz andere Probleme. Er versucht schon seit geraumer Zeit bei der hübschen Hugenottin Florine zu landen, doch mehr als der gemeinsame allabendliche Plausch in französischer Sprache ist bisher noch nicht geschehen. Bei der Rückkehr von einem seiner späten Ausflüge stolpert er in dem Garten des jüdischen Geldverleihers Veitel Loeb über eine Leiche. Völlig verunsichert schleicht er weiter nach Hause und will die Geschichte erst einmal für sich behalten. Am nächsten Morgen ist die Leiche verschwunden.

Wenige Tage später rufen einige Fischer Jakobs Onkel, den Chirurg Christian Fahrenholtz um Hilfe, da sie aus der Spree eine männliche Leiche geborgen haben, doch offensichtlich ist der Tote nicht ertrunken. Christian und Jakob versuchen unauffällig Informationen zu sammeln, um den geheimnisvollen Mord zu lösen. Dabei kommen sie nicht nur einer Räuberbande auf die Spur, sondern treffen auch auf alte Bekannte ...

Die schwarze Dorothea - zwölf Jahre später...

Achtung! Trügerische Feste ist zwar ein eigenständiger Roman, nimmt jedoch inhaltlich sehr starke Bezüge zu dem rund zwölf Jahre zuvor spielenden Buch Die schwarze Dorothea. Dieses sollte man unbedingt vorab gelesen haben, da einem dann die Beziehungsgeflechte der einzelnen Personen sowie einige Handlungsstränge wesentlich besser verständlich sind.

In Trügerische Feste entführt uns Autor Jan Eik einmal mehr in eine höchst spannende Zeit rund um den ersten Preußenkönig Friedrich I. Geschickt werden dabei die historischen Begebenheiten und Personen (Friedrich I., Sophie Charlotte, Kolbe von Wartenberg u. a.) mit dem fiktiven Krimiplot und den dazugehörigen erfundenen Figuren vermengt. Die Perspektive wechselt also ständig zwischen Krimiplot und Geschichtsschreibung, wobei die beiden Erzählstränge sich zunächst nur hier und da berühren. Zum Finale werden dann die Zusammenhänge zwischen dem Mord an dem unbekannten Mann und den höfischen Intrigen aufgelöst.

Der historische Teil des Romans nimmt reichlich viel Platz in Anspruch und so dauert es ziemlich lange bis denn der Krimi als solcher mal so ganz allmählich in die Gänge kommt. Allerdings nur auf kleiner Flamme, denn Christian soll sich auf Wunsch seiner Frau Henriette aus der Angelegenheit heraushalten, landete er doch damals bei seinen Ermittlungen (Die schwarze Dorothea) schon einmal schuldlos im Gefängnis.

 

"Er stinkt so furchtbar, als hätte er sich noch nie in seinem Leben gewaschen! Dabei wusch sich in dieser Stadt kaum jemand. Allenfalls rieb man sich trocken ab und puderte kräftig nach. Heißes Wasser dagegen, so nahm man an, öffne die Poren und begünstige so das Eindringen von ungesunden Luftschwaden, was wiederum die Organe schwäche."

 

Die letzten Jahre sind an Christian Fahrenholtz nicht spurlos vorüber gegangen. Seine mageren Einkünfte bestreitet er nach wie vor als Barbier, Wundarzt und Chirurg, ist mittlerweile mit Henriette verheiratet und hat zwei Töchter. Zudem hat er seinen Neffen Jakob bei sich aufgenommen, nachdem dessen Vater Niklas aufgrund der damaligen Vorfälle von der Bildfläche verschwand. Gemeinsam ermitteln Onkel und Neffe recht zurückhaltend und versuchen die Puzzlestücke zusammen zu setzen. Leider gerät jedoch dieser für einen Krimi nicht unwichtige Aspekt ein wenig zu sehr in den Hintergrund. Statt Tempo, Action (gut, die wäre hier auch fehl am Platz) und detektivischer Arbeit setzt Jan Eik seinen Schwerpunkt lieber auf historische Atmosphäre und gibt interessante Einblicke auf das Leben am Hofe. Hierbei liegt das Hauptaugenmerk auf den aktuellen "innenpolitischen" Verhältnissen, besser gesagt den alltäglichen Kabalen und Ränkespielen. Zu guter Letzt gibt es ein Wiedersehen mit Wendelin Lonicer und Matthes von Retzlow.

Etwas mehr Tempo und Detektivarbeit hätte dem Roman gut getan

Trügerische Feste glänzt mit denselben Stärken wie sein Vorgänger, ist aber insgesamt für einen Krimi zu ruhig geraten. Langsam und recht schwerfällig entwickelt sich der Krimiplot, um dann immer wieder in den Hintergrund zu treten und bei der Auflösung macht es sich der Autor leider erneut recht einfach.

Wer sich für historische Kriminalromane und/oder für das Thema Preußen interessiert, kann (muss) hier blind zugreifen. Bleibt abermals festzuhalten, dass man trotz der genannten Schwachstellen gleichwohl mit Spannung auf die nächste Fortsetzung warten darf.

Trügerische Feste

Jan Eik, berlin.krimi.verlag

Trügerische Feste

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