Eine Eule kommt selten allein
- DuMont
- Erschienen: Januar 1997
- 0
- New York: Mysterious Press, 1991, Titel: 'An Owl too many', Seiten: 310, Originalsprache
- Köln: DuMont, 1997, Seiten: 243, Übersetzt: Beate Felten
- Köln: DuMont, 2004, Seiten: 243, Übersetzt: Beate Felten
Das meint Krimi-Couch.de:
Am Balaclava Agricultural College gibt es einige nette Bräuche, deren Schilderung recht amüsant anmutet. So findet nicht nur alljährlich die Lichterwoche statt (Schlaf in himmlischer Ruh), sondern auch der Murmeltiertag, wo ein kleines Murmeltier Gradmesser dafür ist, wie lange der Winter noch dauert (Stille Teiche gründen tief). Und nun macht uns Charlotte MacLeod mit der Eulenzählung vertraut. Der Gruppe um den smarten Professor für Nutzpflanzenzucht Peter Shandy - Spezialgebiet Rüben - und dem College-Präsidenten Thorkjeld Svenson hat sich auch ein Neuling angeschlossen: Emory Emmerick, der angeblich als Ingenieur für die Firma arbeitet, welche eine Forschungsstation auf dem Gelände des Colleges erbauen soll. Diese Forschungsstation wurde von Professor Winifred Binks gestiftet, einer lange verschollenen Erbin eines sehr beträchtlichen Vermögens. Auch diese ist in der Nacht der Eulenzählung bei der Truppe, als plötzlich eine Eule der seltenen Gattung "Schneeeule" aufzutauchen scheint. Dieses Mysterium kann nicht vollständig geklärt werden, da bei der Verfolgung der vermeintlichen Schneeeule ein Unglück passiert - so scheint es zunächst.
Emory Emmerick verschwindet in einem Baum (er wird mit einem Netz hochgezogen), um gleich darauf wieder wie vom Baum geschüttelt herauszufallen: tot. Bei näherer Untersuchung stellt sich heraus, dass ihm die Spitze eines Jagdmessers oder etwas ähnliches in den Nacken gerammt wurde. Die ganze Sache wird noch unwirklicher, als sich herausstellt, dass Emory bei der Baufirma völlig unbekannt war. Am Morgen nach dem Unglück taucht ein weiterer Mann auf, der ebenfalls vorgibt, bei besagter Firma zu arbeiten. Peter Shandy lässt ihn verhaften, er kommt allerdings mit einem Trick wieder frei. Bald darauf spitzt sich die Lage zu, als Winifred Binks entführt wird. Präsident Svenson und Peter Shandy eilen zu ihrer Rettung...
Herrlich amüsant und mit großem Wortwitz wird dieses Szenario von Charlotte MacLeod geschildert. So wird zum Beispiel die Sekretärin der Forschungsstation Viola gleich zweimal an einen Baum gefesselt, was aber sicherlich nicht daran liegt, dass sie ein T-Shirt mit der Aufschrift trägt: "Heute schon einen Baum umarmt?" Dabei ist der Humor keineswegs platt, sondern so feinsinnig, dass er auch ein wenig speziell ist und ein breites Publikum nicht leicht Gefallen daran finden wird. Wer sich für die Romane um den Hobby-Detektiven Peter Shandy entscheidet, sollte auf jeden Fall etwas für skurrile Geschichten übrig haben. In punkto Skurrilität werden die Jury-Romane der Autorin Martha Grimes von der Balaclava-Serie sicherlich übertroffen, insbesondere was den Plot selbst angeht. Gemeinsam ist den beiden Serien, dass die Figuren teilweise recht überzeichnet sind und dass auch immer wieder die gleichen Personen auftauchen, die man nach kurzer Zeit richtig lieb gewinnen kann.
Dabei ist die Liebe zum Detail charakteristisch, welche die Autorin an den Tag legt und welche die Originalität und den Wiedererkennungswert ihrer Romane ausmacht. Im allgemeinen sind die Krimis ohne Spannungsverlust zu lesen und mit schnell vorangetriebener Handlung ausgestattet, bei der allerdings das Verbrechen nicht komplett im Mittelpunkt steht. Bei "Eine Eule kommt selten allein" muss man hier einen kleinen Abstrich machen: im Mittelteil schleicht sich für mich persönlich ein Durchhänger ein, der am Ende jedoch wieder ausgebügelt wird. Aber einen treuen Leser von MacLeods Romanen kann dies nicht von der Lektüre abhalten. Erstlesern sei hier der Erstling "Schlaf in himmlischer Ruh'" empfohlen, mein absoluter Favorit.
Knallharte Action darf man bei allen Romanen von Charlotte MacLeod nicht erwarten, sondern einen klassischen Krimi nach englischer Tradition, auch wenn er in Amerika spielt und von einer Amerikanerin verfasst wurde. Und die Stories sind immer sehr zeitlos angelegt: man wähnt sich vielleicht in den 60er, 70er oder 80er Jahren, kann es aber nicht genau bestimmen.
Charlotte MacLeod, DuMont
Deine Meinung zu »Eine Eule kommt selten allein«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!