Vampir im Internet
- Erschienen: Januar 1999
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Brüchig. Schroff. Scharfkantig. Ein Symbol für Vergänglichkeit. Der Original-Titel dieses fabelhaften Romans: Rost. Und das Leitmotiv, dass dieses recht unscheinbare Büchlein von Anfang bis Ende durchzieht. Weder sollte man sich vom deutschen Titel "Die toten Kinder" noch vom Klappentext, der einen Serial-Killer verspricht, in die Irre führen lassen. Das Debüt von Stefano Massaron ist eben genau das, was uns rororo hier vorgaukeln möchte, nicht. Streng genommen ist es nichtmals ein Kriminalroman, geschweige denn Thriller. Es ist ein Buch über unsägliche Verbrechen, gestörte Seelen, und zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit. Es ist aber auch ein Buch über Mut, sozialen Zusammenhalt, Freundschaft und Liebe.
Reißen wir die Geschichte, die Stefano Massaron zu erzählen hat, nur ganz kurz an. Sie spielt in zwei Zeitebenen und wird aus zwei Perspektiven erzählt. Ein Sandro, der vom Jahr 2003 berichtet und der selbe Sandro, 26 Jahre vor. Aus dem Jahr 1977, aus einem Wohnghetto in Mailand. Und ein lange namenloser Kinderarzt, der ebenfalls in den "Bienenstöcken", wie die Mailänder Platte genannt worden ist, praktizierte.
Praktizieren darf in den Bezug auf den deutschen Titel durchaus doppeldeutig verstanden werden. Wer kleine Mädchen brutal misshandelt und umbringt, weiß der Leser nämlich schon sehr früh. Im Gegensatz freilich zu Sandro und seiner Clique, ein Grüppchen Halbstarker, die in diesem heißen Sommer ´77 ihre Zeit auf dem Schrottplatz gegenüber der "Bienenstöcke" totschlagen. Mitten im Rost. Und dorthin verschleppt der so ehrwürdige Doktor schließlich nicht nur ein Mädchen der "Bienenstöcke". Die Jagd der Kids beginnt.
Aber da sind schon zwei Drittel des Buches wie im Flug vorübergegangen. Von Thriller bis dahin keine Spur. Ein italienischer Noir dort, wo der Kinderschänder den Leser an seiner kranken Gedankenwelt teilhaben lässt. Ein Jugendroman da, wo Sandro zum ersten Mal Cinzia auf dem Schrottplatz näher kommt, wo Anführer Carmine Kippen und Pornos versteckt, wo er zu Mutproben auffordert. Und 26 Jahre später die Geschichte von Sandro und Cinzia, beide gereift, beide liiert, die es magisch zum Rost gegenüber der "Bienenstöcke" wie zueinander zieht.
Das ist klug komponiert und blendend erzählt. Massarons Stil gefällt. Seinen Roman packt er in sechs Teile, wobei sowohl der erste als auch der letzte "Null" heißen. Und diese sechs Teile sind gesplittet in 46 Kapitel, für die Massaron gerade mal die Überschriften "Sandro", "Stillstand", "Die Bienenstöcke", "Cinzia", "Sandro und Cinzia", "Rost" und "Bewegung" verwendet. Je nach Erzählebene gefolgt von "1977" und "2003".
Klingt etwas bemüht literarisch und tatsächlich gehört "Die toten Kinder" sicherlich zu den Romanen, wo der ein oder andere ausrufen wird, dass es sich dabei nicht mehr um einen Kriminalroman (korrekter: Verbrechensroman) handele sondern schon um Literatur. Großer Quatsch diese Trennung selbstverständlich - soll aber auch nur klarmachen, was für ein feines Stück Belletristik uns hier aus Italien zu uns herübergeschwappt ist.
Rost und das "Verblühen" der kleinen Mädchen ("meine Orchidee", wie der Doktor seine Opfer vermeintlich liebevoll nennt) kontrastiert Massaron sprachlich gekonnt und gar nichtmals bemüht, so oft er auch über Rost und Schrott in all seinen Formen beschreibt, nie zu schlüpfrig, wenn die Gedankenwelt des Doktors abdriftet, mit dem, was in seinen Augen bleibt. Und nicht umsonst heißt sein letztes Kapitel, dass je nach Aufmerksamkeit des Lesers ganz zu Anfang ein oder zwei intelligente Pointen aufweist, "Bewegung". Eine nachdenklich stimmende, das Gemüt betrübende und gleichzeit auch Trost spendende Lektüre. Bravo!
erzählt von André Minninger
Mit voller Kraft rast der Vampir gegen die Scheibe. Glas splittert, Scherben fliegen durch die Luft. Das Fledermaus-Monster scheint die Wände seines Käfigs zu sprengen: Das brandneue Computerspiel zieht die drei Detektive aus Rocky Beach in seinen Bann. Begeistert tauchen sie ein in die virtuelle Welt der Drachen und Monster. Die Welt des Spiels scheint sich mit der Realität zu vermischen. Justus, Peter und Bob müssen höllisch aufpassen, um den Vampiren nicht zum Opfer zu fallen.
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