Und ewig seid ihr mein
- Rowohlt
- Erschienen: Januar 2006
- 12
- Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2006, Seiten: 320, Originalsprache
Klarer und geradliniger Ausdruck, hohe Spannungskurve - grandios!
Der Kriminalpsychologe Balthasar Levy hat bis vor zwei Jahren in der Abteilung von Sven Demandt beim BKA gearbeitet. Doch dann unterläuft ihm bei den Ermittlungen zu einem Serienkiller ein fataler Fehler, der schließlich zu seinem Ausscheiden führt.
Unter der Belastung seines persönlichen Versagens versucht Levy mit viel Alkohol sein Leben in den Griff zu bekommen und ist seitdem als freiberuflicher Fallanalytiker tätig, der nachts arbeitet und die Tage verschläft.
Bis ihn eines Tages der seinerzeit ungelöste Mordfall zu den Ermittlungen in einem neuen Fall bringt: Offensichtlich hat der Täter von damals wieder zugeschlagen, denn es wurden wiederum menschliche Innereien an einem Flussufer gefunden.
Demandt, der von der Leiterin der Ermittlungen, Kriminalhauptkommissarin Hortensia Michaelis um Amtshilfe gebeten wird, schaltet daraufhin Levy ein. Vordergründig aufgrund Personalmangels, in der Hauptsache allerdings, weil er von dessen Fähigkeiten absolut überzeugt ist. Also muss Michaelis, die Levy noch von den ersten Ermittlungen her kennt, ihn widerwillig in ihr Team aufnehmen, obwohl sie ihn für labil und für ein unkalkulierbares Risiko hält.
Eine gerichtsmedizinische Untersuchung des gefundenen Organs bringt erste Erkenntnisse über das Opfer, mit denen sich Michaelis an die Öffentlichkeit wendet, um eine Identifizierung zu ermöglichen.
Levy hingegen hat seine ganz eigene Ermittlungstechnik. Er vertraut mit einer höchst ungewöhnlichen Methode auf sein Unterbewußtsein und stößt damit vor allem bei Michaelis auf wenig Verständnis. Diese Methode führt ihn bei Recherchen im Internet zu einer Gruppe von Satanisten, die zur Durchführung ihrer Rituale menschliche Eingeweide verwenden. Mit der Hilfe seines Kollegen Alexej Naumov, einem Computer-und Internetspezialisten, entdeckt er schließlich über diese Gruppe Dirk Sauter, der in der Nähe zum Fundort der Innereien wohnt. Sauter hatte für seine eigenen Feiern zu Ehren Satans angeblich Kontakt zu einem Lieferanten im Internet namens "Meister" hergestellt, der ihn mit menschlichen Organen versorgt.
Unverzüglich macht sich Levy auf, um Sauter vor Ort zu überprüfen und gerät mitten in eine schwarze Messe, bei der es ihm im letzten Moment gelingt, ein Organ sicherzustellen. Eine anschließende DNA-Analyse belegt zweifelsfrei, dass dieses Organ und das am Ufer gefundene zu ein und derselben Person gehören, nämlich zu einem Musiker, der aufgrund des polizeilichen Öffentlichkeitsaufrufs von seiner Frau als vermisst gemeldet worden ist.
Damit ist für Michaelis der Fall so gut wie gelöst und Sauter der Täter. Doch Levy hat so seine Zweifel, gibt es da doch immer noch diesen mysteriösen Meister.
Und der meldet sich schließlich telefonisch bei Levy und gibt wertvolle Tipps.
Es ist einfach grandios, wie Roman Rausch mit einem klaren und geradlinigen Ausdruck eine hohe Spannungskurve erzeugt und diese fast konstant auch beibehält.
Ohne übermäßig ausschmückendes (und störendes) Beiwerk gelingt es ihm, einen sympathischen, fast Mitleid erregenden Balthasar Levy zu skizzieren, über dessen Kindheit und Beruf man viel erfährt und der dennoch geheimnisvoll und verschlossen bleibt. Verstärkt wird dieser Eindruck noch durch dessen außergewöhnliche Fähigkeiten, sich tief in die Gedanken und die Psyche des Täters hineinzuversetzen und praktisch durch seine Augen zu sehen. Ermittlungsarbeit also einmal ganz anders!
Viele feine Spuren werden ausgelegt, deren Bedeutung und Zusammenhang man erst langsam so richtig entdeckt und begreift. Dies wird besonders deutlich, wenn Levy und die Polizei getrennt voneinander ermitteln und teilweise unterschiedliche Wege gehen. Denn Levy wird aufgrund eines Alkoholrückfalles vorzeitig von dem Fall abgezogen, was ihn zwecks Rehabilitation jedoch motiviert, den Fall alleine und vor allem vor der Polizei aufzuklären.
Auch wenn die Lösung dann im Grunde klar ist, bleibt es spannend, denn Rausch holt zu einem großen Finale aus, bis sich auch das letzte Puzzleteil zum Gesamtbild findet und man sich nicht mehr fragen muss, wer es denn nun war!
Der Leser sollte darauf gefasst sein, dass es keine 08/15 Lösung gibt nach dem Motto, der Mörder war der Gärtner. (Aber keine Angst, es waren auch keine grünen Männchen vom Mars, die plötzlich vom Himmel fallen). Da der gesamte Thriller entsprechend schlüssig aufgebaut ist, fällt es aber nicht schwer, sich auf dieses Ergebnis auch einlassen zu können.
Einzig und allein der Umstand, des Rätsels Lösung zu "verdoppeln", ist vielleicht ein bisschen viel, aber das soll auch der einzige kleine Kritikpunkt sein. Ansonsten fesselt das Buch (auch nach dem zweiten Lesen!), überzeugt absolut und man kann auf das nächste Werk mit der Figur Levy nur sehr gespannt sein!
Roman Rausch, Rowohlt
Deine Meinung zu »Und ewig seid ihr mein«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!