Angstfalle
- Gmeiner
- Erschienen: Januar 2006
- 3
- Meßkirch: Gmeiner, 2006, Seiten: 274, Originalsprache
Sehr einfach und wenig raffiniert
Die 30-jährige Friseuse Trixi Reuber lebt nach dem Tod ihrer Eltern allein und zurückgezogen in dem elterlichen Haus. Doch sie irrt, wenn sie glaubt, dass jetzt Ruhe und Frieden in ihr Leben eintreten.
Denn Roland Berkes, der Lieferant des Friseurgeschäftes, versucht bereits seit Monaten, Trixi mit Geschenken und Einladungen von sich und einer gemeinsamen Zukunft zu überzeugen. Trixi aber fühlt sich in zunehmenden Maße von diesem Mann und seinen Annäherungsversuchen belästigt. Eine solche Situation ist ihr nicht fremd, denn sie musste sich schon einmal gegen einen lästigen Verehrer zur Wehr setzen: Bruno Dold, eine Kunde, der gerade jetzt auch wieder aktiv wird.Als Trixi die Polizei einschaltet, um gegen Roland Berkes wegen Stalking vorzugehen, stößt sie auf Unglauben, denn leider kann sie zur Untermauerung ihrer Geschichte keinerlei Beweise vorlegen. Und der Stalker lässt nichts aus, um ihre Angst zu schüren und sie noch mehr in Misskredit zu bringen. Sie fühlt sich auf sich allein gestellt und gerät mehr und mehr unter Druck, der sie zum Handeln zwingt.
Neben ihrer einzigen Freundin und Kollegin Käthe bietet ihr der benachbarte Hauptkommissar a.D. Norbert Kullmann seine Unterstützung an. Die kann sie auch bald brauchen: Ein Schrei aus Trixis Haus lässt ihn dort nach dem Rechten sehen, bis er schließlich vor der bewußtlosen Trixi steht, die neben der ermordeten Käthe im Keller auf dem Boden liegt.
Jetzt muss Trixi die Polizei nicht nur von der Stalking-Geschichte, sondern auch von ihrer Unschuld am Mord der Freundin überzeugen. Wie gut, dass es da noch den netten Fritz Lörsch gibt, von dem sie hofft, mit ihm zusammen dem ganzen Spuk ein Ende zu bereiten!
Wer es mag, den wird es freuen, denn ohne große Einleitung ist der Leser direkt nach den ersten Seiten mittendrin im Geschehen: der Stalker hat zugeschlagen!
Doch diese Schnelligkeit hat ihren Preis. Sprachlich ziemlich farblos mit sehr oft nüchternen und knappen Sätzen wird in der Folge ein Ereignis an das andere gereiht. Das Ganze hat sehr viel Ähnlichkeit mit einem Schulaufsatz. Es gelingt nicht, einen hohen Spannungsbogen zu erzeugen und eine nachvollziehbare Atmosphäre zu schaffen.
Auch die Figur Trixi selber ist nicht so dargestellt, dass man gerne auch ihren ich-weiß-nicht-wievielten Versuch begleiten möchte, bei der Polizei glaubwürdig zu wirken. Sie zeichnet sich vielmehr durch eine fortgesetzte Ungeschicklichkeit aus, die einen auf Dauer beim Lesen leicht nervös macht. Als Beispiel ihre Anzeige bei der Polizei:
"Er belästigt mich." "Wie?" "Er schenkt mir Blumen, versucht immer wieder, mich zu einem Rendezvous zu überreden, legt mir Geschenke vor die Haustüre, traktiert mich mit Anrufen."
Kein Wort davon, dass ihr aufgefallen ist, dass jemand Zugang zu ihrem Haus hat und ihr offensichtlich nicht wirklich wohl gesonnen ist, denn würde sonst dieser jemand Geschenkpäckchen durch das geschlossene Fenster werfen?
Irgendwann wird auch ihr klar, dass sie der Polizei etwas Handfestes liefern muss, doch leider schafft sie es auch nach dem x-ten Vorfall nicht, wenigstens einmal etwas als Beweismittel zu sichern. Zum Glück für den Täter beschert sie ihm eine Möglichkeit nach der anderen, alles wieder zu entfernen, was ihn belasten könnte.
Als sie sich dann endlich entschließt, eine Kamera anzuschaffen (Hurra, jetzt kommt Bewegung in die Sache!) um wenigstens Fotos zu machen, dauert es immerhin noch gut 40 Seiten, bis sie diesen Vorsatz endlich in die Tat umsetzt. Dass es mit diesen Beweisfotos nichts gibt, weil es dem Täter natürlich gelingt, die Kamera an sich zu nehmen, sei nur am Rande erwähnt. Kaum mag man bei all diesen Vorkommnissen noch an eine Auflösung des Falles und an Trixis Entlastung glauben.
Doch Hauptkommissar a.D. Kullmann, der "unvermittelt in diesen neuen Fall verstrickt wird", (wenn er denn nicht gerade, wie eigentlich die meiste Zeit mit der Betreuung einer schwangeren Kollegin und Erinnerungen an die Kriegszeit beschäftigt ist) und der die Leiche und die bewußtlose Trixi finden darf, bringt dann mit einem bisschen Einsatz die Wende.
Insgesamt habe ich die Geschichte als sehr einfach und wenig raffiniert empfunden, nicht zuletzt durch die zahlreichen Schlupflöcher, die die Autorin kreiert, damit der Täter immer wieder unentdeckt bleiben kann. Gerade beim Thema Stalking, das als Aufmacher für dieses Buch doch zu hoch gegriffen erscheint, darf man mehr Intensität erwarten.
Elke Schwab, Gmeiner
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