Die reinen Herzens sind
- Goldmann
- Erschienen: Januar 1999
- 2
- New York: Morrow, 1993, Titel: 'Grievous Sin', Seiten: 368, Originalsprache
- München: Goldmann, 1999, Seiten: 378, Übersetzt: Christine Frauendorf-Mössel
- München: Goldmann, 2003, Seiten: 378
mittelmäßiger, durchschnittlicher Roman
Peter Decker ist gerade Vater geworden. Während er sich im Krankenhaus um seine Frau kümmert, die leider mit Anfang dreißig einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen muss, da sie nach einer lebensrettenden Totaloperation nach der Geburt keine weiteren Kinder mehr bekommen kann, ist seine ältere Tochter Cindy auf der Babystation. Dort ist sie zwar von der Stationsschwester Mary Bellson nicht gern gesehen, da diese ein strenges Regiment führt, aber aufgrund chronischer Unterbesetzung im Dienst lassen sie die anderen Schwestern gewähren. In der Nacht stellt Cindy plötzlich fest, dass eines der Babys fehlt. Die diensthabende Schwester ist verzweifelt. Sie behauptet steif und fest, dass sie die Babys nicht alleine gelassen hat, während sie in einer anderen Abteilung aushalf, da Schwester Mary gerade auf dem Rückweg zur Station war. Aber die Sache wird kompliziert, denn Schwester Mary ist ebenfalls verschwunden. Detective Decker ist nicht nur involviert, weil er während des Vorfalls im Krankenhaus war, sondern er fühlt sich auch betroffen, weil es auch seine kleine Tochter hätte treffen können. Die Suche nach Schwester Mary wird eingeleitet. Bei der Befragung ihrer Mutter, die im Altenheim lebt, ergeben sich einige Faktoren, die die barmherzige Schwester in einem anderen Licht erscheinen lassen, so hatte sie in ihrer Jugend beispielsweise mehrere Abtreibungen. Bald wird in einer Schlucht ein ausgebranntes Wrack eines Autos gefunden. Ist es Marys Auto und um wen handelt es sich bei der Leiche, die im Wrack gefunden wird?
Im vorliegenden Buch steht der Fall, in dem Peter Decker ermittelt, in besonders engem Zusammenhang mit seinem Privatleben, mehr als in einigen anderen Büchern der Autorin. Bei Baby-Kidnapping ist immer die Frage nach der Motiv zu stellen und sehr oft handelt es sich dabei um eine Verzweiflungstat von einer Person, die selbst keine Kinder (mehr) bekommen kann. Dies spiegelt sich in der Familie des Polizeibeamten wider, da seine Frau eben dieses Schicksal erleidet. Allerdings hat sie schon drei gesunde Kinder und eine Stieftochter. Dieses Verweben von Sachverhalten ist ein ausgezeichnetes Stilmittel, um dem Leser die Situation zu verdeutlichen, kann allerdings leicht als an den Haaren herbeigezogen wirken.
Wer die Bücher um Peter Decker und Rina Lazarus liest, wird sie wahrscheinlich nicht aufgrund der besonderen Kriminalfälle lesen. Was die Serie auszeichnet, kommt auch hier zum Tragen: Die Schilderung des jüdischen Lebens, die Entwicklung der privaten Details und die detaillierte Charakterisierung der Protagonisten, denen man sich nahe fühlt, obwohl sie wahrscheinlich ein ganz anderes Leben als man selbst führen. Die Erklärung der jüdischen Begriffe in einem Glossar, wie man sie aus dem ersten Buch der Reihe kennt, ist hier nicht gegeben, allerdings halten sich diese auch in Grenzen und sind aus dem Textzusammenhang erklärbar.
"Die reinen Herzens sind" liest sich leicht und flüssig, aber gefesselt wird man vom eigentlichen Kriminalfall kaum sein. Obwohl ihn die Autorin zunächst mit ausreichend Spannung angelegt hat, sind die Beweggründe für die Tat und die Auflösung eher für ein Kopfschütteln gut als für ein befriedigtes Zuklappen des Buches und die Spannung bleibt bald auf der Strecke, da es an Verdächtigen mangelt. Allein die Reaktion der Tochter Deckers und ihre Einmischung in die polizeilichen Ermittlungen sind absolut abstrus und zudem muss ganz am Ende noch Kommissar Zufall bemüht werden, um den Fall zu lösen. Das Motiv bleibt insgesamt nicht nachvollziehbar.
Kleine Kritik am Klappentext: Rina Lazarus ist inzwischen nicht nur die Lebensgefährtin von Decker, sie haben auch vor einem Jahr geheiratet...
Die positiven Punkte, welche die Serie aufweist, reichen schlussendlich für eine sehr gute Bewertung des Krimis nicht aus - ich würde ihn als mittelmäßigen, durchschnittlichen Roman einstufen. Leseempfehlung nur für Fans der Serie oder Leute, die insgesamt an Krimis mit jüdischem Hintergrund interessiert sind. Faye Kellerman kann mehr, allerdings liegen die Pluspunkte ihrer Bücher meist in der Nebenstory, der Kriminalfall ist oft ein wenig merkwürdig angelegt (für einige sicher auch ein positives Merkmal).
Faye Kellerman, Goldmann
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