Tod im Glashaus
- Fischer
- Erschienen: Januar 2006
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- Neapel: Lo stagno incantato, 1999, Titel: 'Nell´ombra', Seiten: 199, Originalsprache
- Frankfurt am Main: Fischer, 2006, Seiten: 252, Übersetzt: Gabriela Schönberger
Wer raten möchte, ist hier richtig
Maresciallo Salvatore Bagnasco erwischt einen denkbar ungünstigen Start nach seiner Versetzung in das Provinzkaff Carpinate in Venetien:
"Da bin ich gerade mal drei Monate im Veneto, und schon meint ein Irrer, die Tochter einer der prominentesten Persönlichkeiten im Ort abmurksen zu müssen, die Tochter eines Schriftstellers von nationalem Rang, der bestimmt jede Menge Leute kennt, auch ganz weit oben."
Mit einer großen Gartenschere ermordet wird die 24-jährige Anna Dell'Orto nahe der elterlichen Villa aufgefunden. Wie Bagnasco von ihrem Vater erfährt, hätte Anna an ihrem 25. Geburtstag 150 Mio. Lire von ihrer verstorbenen Mutter geerbt, vorausgesetzt, sie wäre zu diesem Zeitpunkt verheiratet gewesen. Aber zu Männern hatte Anna offensichtlich ein zwiespältiges Verhältnis, denn mehr als ein heftiges Flirten war bei ihr nie drin, so dass sie im Ort einen überwiegend schlechten Ruf hat. Hochnäsig und arrogant sei sie gewesen und nur der junge Tennislehrer Riccardo war ernsthaft an ihr interessiert. Riccardos Vater war einst als Gärtner bei Annas Eltern beschäftigt und so kennen sich die beiden schon seit Kindheitstagen. In letzter Zeit gingen sie öfters mal gemeinsam aus, so auch in der Mordnacht. Riccardo war somit neben dem Mörder die letzte Person, die Anna lebend gesehen hat. Oder war er gar der Täter, da Anna ihn erneut abgewiesen hatte?
Zeugenaussagen machen Riccardo zum Hauptverdächtigen bei Bagnasco, doch ausgerechnet seine Tochter Laura, die Bagnasco nach langer Zeit überraschend wieder trifft, da diese bei Annas Vater als Sekretärin arbeitet, versucht Bagnasco von Riccardos Unschuld zu überzeugen. Da ihr Vater aber weiterhin an seiner Überzeugung festhält, sieht Laura nur eine Möglichkeit Riccardo, in den sie heimlich verliebt ist, zu helfen. Sie mischt sich in die Ermittlungen selber ein und stellt dabei überraschendes in der Familienchronik der Dell'Ortos fest. Da geschieht ein weiterer Mord...
Warum lesen die meisten Leute einen Krimi? Wegen der Unterhaltung und natürlich um zu erraten, wer der Täter sein könnte. Gelingt einem dies noch vor dem Ermittler ist meistens alles bestens. Wer aus diesem Grund nach einem kurzweiligen Lesevergnügen sucht, der darf hier unbesehen zugreifen, denn dank zahlreicher Blindspuren mangelt es an Verdächtigen nicht. Da zudem Bagnasco, auch zur Verärgerung des zuständigen Ermittlungsrichters Fogliani, keinen erkennbaren Durchblick hat, stehen die Chancen nicht schlecht, ihm bei der Auflösung der Morde zuvor zu kommen.
"Immer noch nichts, Maresciallo?
Sie werden ihn doch noch schnappen, ehe ich an Altersschwäche sterbe?"
Genau hier fangen aber bereits die negativen Punkte des Plots an, denn wer möchte ernsthaft einem (unfähigen) Ermittler bei seiner Arbeit folgen, der sich lediglich auf den erstbesten Verdächtigen stürzt? So bietet Bagnasco wenig bis gar kein Identifikationspotenzial und es verwundert den Leser nicht, dass zunehmend Laura die Hauptrolle zufällt. Wer von den beiden den Fall wohl auflösen mag?
Laura selbst wirkt sehr naiv (eine leichte Untertreibung), verliebt sich in nahezu jeden männlichen Protagonisten, auch wenn einer von ihnen sie fast vergewaltigt hätte und diese allesamt hochverdächtig sind. Man kann es auch ein bisschen übertreiben, zumal Laura kein Teenager mehr ist. Ferner hätte ein bisschen mehr Atmosphäre dem Plot gut getan, denn der Leser erfährt erst auf Seite 216, in welchem Jahr der Roman spielt.
Die Auflösung selber ist nur schwer zu erraten, wenngleich schon oft gelesen und endet in einem klassischen Showdown. Wer raten möchte, ist hier richtig - die Schwachpunkte kann man ja geflissentlich ignorieren. Ob die Figur des Maresciallo aber für mehrere Romane Anhänger finden wird, darf stark bezweifelt werden.
Diana Fiammetta Lama, Fischer
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