Bienzles schwerster Fall
- Fischer Taschenbuch Verlag
- Erschienen: Januar 2006
- 1
- Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag, 2006, Seiten: 172, Originalsprache
Schwerer Fall, leichte Unterhaltung
Kommissar Bienzle ist sicherlich die Paradefigur aus der Feder Felix Hubys. Der Stuttgarter Ermittler, der immer wieder so schnell ins Schwäbische verfällt, hat auch im inzwischen achtzehnten Romänchen nichts an Unterhaltungswert eingebüßt.
In Bienzles schwerster Fall sucht die Polizei einen Kindermörder, der nach einem Jahr Pause nun gerade zum zweiten mal zugeschlagen hat. Die Ermittlungen vor einem Jahr standen unter der Leitung von Kommissar Grossmann, der gegenüber dem einzigen Verdächtigen Kai Anschütz gewalttätig geworden war und deshalb seitdem vom Dienst suspendiert ist. Grossmann wittert durch den neuen Mord seine ganz persönliche Chance auf Rehabilitation und setzt erneut dem Verdächtigen von damals nach. Damit behindert er die Arbeit von Bienzle, der sich anfangs sicher ist, dass Anschütz nichts mit der Tat zu tun hat. Aber plötzlich tauchen Spuren auf, die auf den 19-jährigen Zweiradmechaniker schließen lassen. Kann sich Bienzle nicht mehr auf sein sonst so zuverlässiges Bauchgefühl verlassen?
Gerade mal 170 Seiten hat auch dieser Bienzle-Krimi. Huby kommt in seinen "Romänchen" sehr schnell zum Punkt. Da wird nichts überfrachtet, ausschweifend oder blumig erzählt. Die Geschichte eignet sich zur Verfilmung: lockere Unterhaltung im Reinformat. Das macht das lesen sehr angenehm, denn Huby verliert nie den roten Faden und hält ein gutes Erzähltempo über die gesamte "Länge" der Handlung aufrecht.
Lokalkolorit lässt der Autor besonders durch die gesprochene Sprache seiner Figuren einfließen. Die meisten Dialoge werden von Sätzen in schwäbischer Mundart durchzogen. Das ist bei Huby auch nicht störend oder lächerlich, nein, der Autor trifft hier die richtige Portion, um seinen Figuren Authentizität einzuhauchen.
Aber ist die Suche nach dem Kindermörder wirklich ein so schwerer Fall? Nein, denn logischer Weise kann Huby auf gerade mal 170 Seiten keinen wirklich schwierigen Fall ausbreiten. Für den Kommissar kann dieser eigentlich auch nur als schwierig bezeichnet werden, weil er sich nicht mehr auf seinen Instinkt verlassen kann - scheinbar, denn am Ende hat er zumindest mit seiner Unschuldsvermutung wieder mal goldrichtig gelegen.
Hier mal eine Prise Privatleben, da mal ein Portiönchen Zeugenvernehmung, schließlich ein Hauch falscher Fährten - fertig ist der Bienzle-Krimi. Alles ganz nett zu lesen, gute und unkomplizierte Unterhaltung. Aber nichts wirklich außergewöhnliches, tolles, fesselndes, neues oder gar einzigartiges. Huby hat zwar 2005 mit Peter Heiland einen Ermittler aus Bienzles Team nach Berlin verfrachtet und mit ihm eine Nebenfigur zu einem Protagonisten einer neuen Krimiserie geschaffen, der nun auch schon zwei Fälle ermitteln durfte, beweist aber hier, dass die Bienzle-Reihe auch bis ins Unendliche fortgesetzt werden kann.
Felix Huby, Fischer Taschenbuch Verlag
Deine Meinung zu »Bienzles schwerster Fall«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!