Stille Teiche gründen tief

  • DuMont
  • Erschienen: Januar 1994
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  • New York: Mysterious Press, 1987, Titel: 'The Corpse In Oozak´s Pond', Seiten: 213, Originalsprache
  • Köln: DuMont, 1994, Seiten: 222, Übersetzt: Beate Felten
Stille Teiche gründen tief
Stille Teiche gründen tief
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Sabine Reiß
78°1001

Krimi-Couch Rezension vonAug 2003

Das meint Krimi-Couch.de:

Peter Shandy, der smarte Professor für Nutzpflanzenzucht (Spezialgebiet Rüben) am Balaclava Agricultural College ist mir schon ans Herz gewachsen und so wollte ich ihn auf einem weiteren Abenteuer begleiten. Dieses Mal ist nach der Lichterwoche (Roman: Schlaf in himmlischer Ruh) ein weiteres Highlight im Collegejahr an der Reihe, die Kulisse für einen Mordfall zu liefern. Da Shandy ja nun schon als Detektiv bekannt ist, ist es Ehrensache, dass er die Ermittlungen aufnimmt. Der Bezirk, in dem er wohnt, hat im Vergleich zu anderen eine recht hohe Mordrate, aber auch nur, weil sich der Professor nicht ins Bockshorn jagen läßt, nicht weil das Leben dort so gefährlich wäre. Er geht der Sache auf den Grund...

Im College steht der alljährliche Murmeltiertag an. Die Angestellten machen sich gespannt auf den Weg zu Oozaks Teich um zu sehen, ob Beauregard, das College-Murmeltier, an diesem Tag seinen Schatten sehen kann. Ist dies der Fall, dauert der Winter noch weitere sechs Wochen. Da Beauregard sich sicherlich nicht freiwillig aus seinem Murmelschlaf begibt, wird das arme Tierchen aus seiner Höhle gezogen und dies wird mit Krapfen und einem kleinen Volksauflauf gefeiert. Der Teich hat jedoch nicht nur als Murmeltierheimat eine große Bedeutung, sondern dort wurden früher auch die Tiere des Colleges getränkt, eine Mühle wurde betrieben und seit vielen Jahren dient er dem Kraftwerk des Colleges, das umweltfreundlich durch den in den Ställen anfallenden Dung angetrieben wird. Das Kraftwerk spielte ebenfalls im ersten Roman (Schlaf in himmlischer Ruh) eine nicht unbedeutende Rolle.

Aber nun erfahren wir, dass im Teich vor vielen Jahren auch die Leiche eines Enkels des Collegegründers, des ehrenwerten Balaclava Buggins, gefunden wurde, die mit Steinen in den Taschen beschwert war. Welch Schreck geht durch die Gesellschaft von Feiernden, als am Murmeltiertag eine Leiche im See auftaucht, die noch dazu Ähnlichkeit mit der Familie Buggins hat und in deren Taschen ebenfalls Steine zu finden sind. Da der Tote nicht auf Anhieb identifiziert werden kann, machen sich Peter Shandy und Polizeichef Ottermole Gedanken, ob es noch Nachfahren von Balaclava gibt. Tatsächlich stellt sich heraus, dass noch ein paar Verwandte in der Gegend leben, so z.B. die Frau des Bibliothekars, Grace Porble, die in direkter Linie von Balaclava abstammt. Der Zufall will es, dass kurz nach dem Auftauchen der Leiche der Tod von Trevelyn und Beatrice Buggins bekannt wird, Nachfahren eines Bruders des Collegegründers, die eher die Versagerseite der Familie zuzuschlagen sind. Der Arzt unterschreibt deren Totenscheine leichtfertig mit Lungenversagen und Herzstillstand, Todesursachen, die bekanntlich fast immer zutreffend sind. Aber wir haben die Rechnung nicht ohne Peter Shandy gemacht. Ihm schwant (zurecht), dass die Buggins nicht eines natürlichen Todes gestorben sind. Zudem haben Trevelyn und Beatrice sowie deren Tochter Persephone kurz zuvor einen Rechtsstreit mit dem College vom Zaun gebrochen, der die Zukunft und das ökonomische Überleben der landwirtschaftlichen Hochschule bedroht. Balaclava Buggins (der Collegegründer) soll bei einer Wette das Grundstück mit Oozaks Teich an seinen Bruder verloren haben, dessen Erben Trevelyn und Beatrice sind bzw. waren. Somit ist die Stromerzeugung in Gefahr...

Die gute Helen Shandy Marsh, die Ehefrau Peters und ihres Zeichens auch Bibliothekarin der Buggins-Sammlung, wird von Thorkjeld Svenson (dem Collegepräsidenten) beauftragt, Licht ins Dunkel bezüglich der Zivilklage zu bringen, da sie sich intensiv mit den Papieren der Familie beschäftigt hat. Desweiteren muß natürlich herausgefunden werden, zu welchem Sproß der Buggins-Familie die Leiche zählt. Die Zivilklage beunruhigt nicht nur den Präsidenten und die Angestellten des Colleges, sie bringt auch Zwist in das Campus-Leben. So ist beispielsweise der Bibliothekar ganz auf der Seite der Beklagten (und gerät sogar unter Mordverdacht), während seine Frau aufgrund der familiären Bindungen zu ihrer Cousine, der Klägerin hält. Ein Motiv für die drei Morde läßt sich lange nicht klar erkennen, oder sollte es so einfach sein, dass Persephone ihre Eltern umgebracht hat, um alleine in den Genuß des Streitwertes zu kommen? Bis ganz zum Schluß tappen wir im Dunkeln...

Dies ist nun der dritte Roman von Charlotte MacLeod, den ich gelesen habe, es ist der sechste der Reihe um Peter Shandy. Alles was für die beiden anderen Romane gilt, läßt sich auch für "Stille Teiche gründen tief" sagen. Es sind die Stilmittel, die sich wiederholen, ohne daß Langeweile aufkommt, nicht die Handlung. Dies ist an erster Stelle natürlich der feine Humor, den ich sehr schätze und der den Krimiaspekt eher in den Hintergrund stellt. Dennoch finden wir hier das Genre des klassischen Campus-Krimis mit der Täterfrage vor. Charlotte MacLeod bevorzugt detaillierte Charakterisierungen der handelnden Personen, ein Umstand, der nicht nur die Identifikation erleichtert (soweit dies bei einem Professor für Nutzpflanzenzucht möglich ist), sondern auch bedingt, dass doch manche Eigenheiten (gewollt) eher übertrieben wirken. Auch hier paßt wieder nur das Wort: Skurril!

Aber ist nicht gerade das Skurrile in der Realität ebenfalls existent? Wenn ich jetzt also bezüglich der Alltagsnähe einen Vergleich ziehen sollte zu anderen Krimis, die ich gelesen habe, so schneidet der eine nicht anders ab als der andere. Oder ist die Tätigkeit einer forensischen Anthropologin vertraut, nur weil es insgesamt ein paar Leute gibt, die diesen Beruf ausüben? Ist nicht ein Agrar-Professor als Hobbydetektiv ebenso realistisch oder auch unrealistisch? Eine bessere oder schlechtere Bewertung hängt davon ab, wie gut die Spannung aufgebaut wird und wie die Geschichte zu fesseln vermag. In beiden Punkten ist Charlotte MacLeod Meisterin ihres Faches. Ich hatte es bereits erwähnt, sie mag meiner Ansicht nach einen Vorteil haben. Wer eine solche Geschichte verfaßt, von dem wird bestimmt kein realistisches Ende erwartet. Im Gegenteil, dies wäre ein Stilbruch. Der Täter wird einmal mehr auf den letzten Seiten enthüllt, sehr gekonnt...

Nun möchte ich trotz meines Lobes für dieses Buch eine kleine Kritik anbringen. Durch die weitverzweigten Familienverhältnisse wurde ich ein wenig verwirrt. Positiv ist an dieser Stelle zu vermerken, dass vor dem ersten Kapitel ein Stammbaum der Familie Buggins eingefügt ist, den ich einige Male zur Hand nehmen mußte - von Helen Marsh Shandy im Rahmen ihrer Recherchen erstellt. Zudem ist die Konstruktion der Geschichte der Autorin meines Erachtens dieses Mal etwas entglitten. Vorsicht also, ich würde diesen Roman nicht als ersten der Reihe empfehlen. Lesefluß, Humor und das Wiedertreffen der bekannten und bereits liebgewonnenen Personen sprechen jedoch eindeutig für ihn.

Stille Teiche gründen tief

Charlotte MacLeod, DuMont

Stille Teiche gründen tief

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