Das Todeskreuz
- AME
- Erschienen: Januar 2007
- 41
- Berg: AME, 2007, Seiten: 6, Übersetzt: Johannes Steck
- München: Knaur, 2009, Seiten: 515, Originalsprache
Andreas-Franz-Fans werden aufjubeln Alles, was das Kriminalistenherz begehrt
Corinna Sittler lebt sein zehn Jahren in einem hermetisch abgeriegelten Haus und arbeitet von dort aus für eine Rechtsanwaltskanzlei. Nur ihre Hausdame Alina Cornelius und ihre Tochter Leslie durften das Haus betreten. Und doch wird die Ex-Staatsanwältin ermordet und an diesem Morgen nur mit blauen Strümpfen bekleidet und mit einem blutigen Kreuz am Rücken in ihrem Schlafzimmer von der Tochter gefunden. In ihrem Mund findet sich ein Zettel mit der Aufschrift "Confiteor - Mea Culpa" - "Ich bekenne - meine Schuld". Trotz modernster Sicherungsanlagen muss jemand Zutritt gehabt haben.
Julia Durant vom Frankfurter K11 gräbt in der Vergangenheit des Opfers und findet heraus, dass die Dame während ihrer Amtszeit als Staatsanwältin zwar in kleineren Fällen extrem hart durchgegriffen hat, bei den größeren Fischen allerdings kräftig abgesahnt hat. Und mit ihr verdrehten auch noch Richter und Rechtsanwälte das Recht zum persönlichen Vorteil.
Einer dieser Richter wird in Offenbach ermordet aufgefunden und hier ermittelt Kommissar Peter Brandt. Auch im Mund des Richters findet sich der Zettel mit identischer Beschriftung und so ist Brandt auf Grund der Parallelen gezwungen, sich mit dem K11 kurz zu schließen. Obwohl er eigentlich die Frankfurter nicht ausstehen kann.
Julia Durants bisheriger Partner Frank Hellmer ist aus persönlichen Gründen nicht abkömmlich und so beginnen Durant und Brandt ihre Recherchen und rollen parallel zu den Morden in Frankfurt und Offenbach, die Hintergründe der manipulierten Verfahren auf, denn es ist nur zu offensichtlich, dass hier jemand Rache übt für das, was vor zehn Jahren passiert ist und dieser Jemand scheint eine Todesliste abzuarbeiten ....
Der deutsche Erfolgsautor Andreas Franz hat im Knaur Taschenbuchverlag "Das Todeskreuz" veröffentlicht, den man nun als zehnten Band der Julia Durant-Reihe oder vierten Band der Peter-Brandt-Serie betrachten kann, denn in dieser Geschichte arbeiten die beiden Ermittler im Team.
Und zur Freude des Rezensenten arbeiten die Beiden diesmal in bester Polizeimanier und lassen die Schwächen der vorangegangen Bände in jeder Hinsicht vergessen. Julia Durant gewöhnt sich nicht nur das Rauchen ab, sie ist auch körperlich wieder voll auf dem Damm und lässt ihren wachen Geist so richtig arbeiten. Befragungen, Recherchen, Kombinationsgabe und die Sorge um ihren Freund und Kollegen Hellmer beherrschen ihr Tagesgeschehen.
Peter Brandt hat in seiner Beziehung mit der Gerichtsmedizinerin Andrea Sievers einen Todpunkt erreicht. Dafür kommt er diesmal der Staatsanwältin Elvira Klein, die er bislang nicht sonderlich leiden mochte, menschlich näher, denn auch deren Vater scheint in die Machenschaften rund um vertuschte Vergewaltigung und Doppelmord verwickelt zu sein und ist möglicherweise ein potentielles Opfer.
Grundlegend verzichtet Andreas Franz fast gänzlich auf die Schilderung von Brutalitäten, wenn man von wenigen dramaturgisch notwendigen Seiten absieht, und lässt auch bei der Lösung des Falles die Katze nicht zu schnell aus dem Sack, so dass die Spannung in "Das Todeskreuz" durchgängig erhalten bleibt. Die Verknüpfung der Morde von damals und heute ist absolut stimmig und die Ermittlungen des gesamten K11-Teams läuft erfreulich professionell ab und ist überhaupt nicht von Zufall geprägt, sondern ein gelungenes Konglomerat von Recherche und Riecher.
Wenn man diesen Roman liest, dann wünscht man sich, dass Durant und Brandt viel öfter zusammen arbeiten mögen, vor allem, wenn es in dieser sprachlichen Qualität passiert, bei der Herr Franz auch seine Übergriffe in den pseudopsychologischen Beamtenjargon wohltuend unterlässt. In diesem Buch sind die Abläufe und die Charakterisierungen wieder stimmig und die Weiterentwicklung der Personen ist erfreulich positiv gelungen, wobei man sich unter Anderem interessehalber fragt, ob Frau Durant sich das Rauchen aus persönlichen Motiven abgewöhnt oder dahinter doch ein EU-Nichtraucherdiktat steht. Das ist natürlich für die Geschichte völlig unerheblich, aber es ist so ein kleines Detail, dass die Protagonisten in diesem Buch sich wieder mit einem Blick nach vorne bewegen und ihr privates Umfeld aufmöbeln. Mit solchen liebevollen Detailschilderungen erarbeitet sich Andreas Franz zunehmend wieder Sympathiewerte für seine Romanfiguren.
Insgesamt darf man die 516 Seiten somit als gelungene Krimilektüre dem Leser wärmstens ans Herz legen und Andreas-Franz-Fans werden ohnehin aufjubeln.
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Krimi-Rezension von Sylvia Rucker
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Kaum hat sich die Frankfurter Kriminalhauptkommissarin Julia Durant entschlossen, ihr Bereitschaftswochenende gemütlich in ihrer frisch renovierten Wohnung zu beenden, als sie zu einem neuen Tatort gerufen wird.
Die Anwältin Corinna Sittler wurde ermordet zu Hause aufgefunden, nackt und in offensichtlicher Erwartung eines Besuchers. Was dabei sofort ins Auge fällt, ist ein nach unten zeigendes Kreuz, das in ihren Rücken eingeritzt wurde. Auch ein Zettel in ihrem Mund mit der Aufschrift Confiteor - Mea Culpa (Ich bekenne - meine Schuld) lassen zunächst einen Ritualmord vermuten. Doch schon bald stellt sich heraus , dass bei Corinna Sittler nicht alles so war, wie es aussah.
Vor ihrer jetzigen Anstellung als Partnerin in einer renommierten Anwaltskanzlei arbeitete sie als Staatsanwältin und wurde in dieser Zeit im Zuge eines von ihr bearbeiteten Falles massiv von einem Unbekannten bedroht. Seitdem litt sie an Agoraphobie, war paranoid und lebte völlig zurückgezogen und ohne persönliche Kontakte zur Außenwelt in ihrer hermetisch abgeriegelten Wohnung. Auch ihre heutigen Fälle als Anwältin pflegte sie von dort aus zu regeln. Einzig ihre Tochter Leslie und ihre Hausdame Alina Cornelius hatten jeweils einen Schlüssel und somit Zugang zu der Wohnung.
Aber offensichtlich hatte Corinna ihre Isolation zumindest für einen oder mehrere Personen hin und wieder aufgegeben. War der Mord also vielleicht doch ein persönlicher verspäteter Racheakt? Liegen seine Ursprünge in der Zeit, in der Corinna Staatsanwältin war? Welcher Fall war es, der Corinna so nachhaltig beeinflusst hat?
Auf der Suche nach Zusammenhängen stoßen Julia und ihr Team schnell auf Schwierigkeiten, denn die Staatsanwaltschaft ist nicht ohne weiteres bereit, Informationen über ihre ehemalige Kollegin preiszugeben. Erst als Berger, Julias Vorgesetzter, unter der Hand von einem ihm gut bekannten Staatsanwalt Material zu dem damaligen Fall zur Verfügung gestellt bekommt, kommt Licht in die Sache, die nicht wenig Brisanz enthält, geht es doch dabei um zwei Mordfälle und den Vorwurf der Korruption.
Und schließlich passiert in Offenbach ein Mord mit derselben Täterhandschrift an einem Richter, der die Zusammenarbeit des dort zuständigen Kommissars Peter Brand mit Julia erforderlich macht. Gemeinsam rollen sie das Netz von Lügen und Verstrickungen auf.
Andreas Franz versteht es sehr gut, die Spannung wirklich bis zuletzt konstant beizubehalten. Temporeich und sprachlich sehr anschaulich erlebt man die Ermittlungen mit. Lange Zeit, in der man Gelegenheit hat, die Überlegungen von Julia hautnah mitzuverfolgen und immer neue Lösungsansätze zu entwickeln, weiss man nicht sicher, wer der Täter ist.
Sehr gekonnt knüpft er die Fäden zwischen einem alten Fall aus der Vergangenheit von Corinna als Staatsanwältin und dem jetzigen Geschehen und versteht es geschickt, dem Leser damit viele Spuren anzubieten, um sie dann mehr und mehr zusammenzubringen.
Nebenher zeichnet er auch das Privatleben seiner Protagonisten mit ihren Entwicklungen und schafft durch die Wiederholung bereits bekannter (und manchem Leser entweder lieb- oder leidgewordener) Gewohnheiten einen hohen Wiedererkennungseffekt. Denn wer sonst als seine Hauptdarstellerin würde ein übers andere Mal Salamibrote mit oder ohne Gurken essen?
Im Großen und Ganzen sind diese Nebenschauplätze aber doch mehr im Hintergrund platziert, so dass man sich nicht darin verliert und den Fäden der Ermittlungen immer noch gut folgen kann.
Die Auflösung nimmt zum guten Schluss nochmals eine andere Wendung, bleibt aber logisch nachvollziehbar. Dennoch verläuft dieses Ende dann für meinen Geschmack und in Anbetracht des ansonsten gut aufgebauten Spannungsbogens jedoch ein bisschen zu geradlinig und unspektakulär.
Letztlich bleiben noch einige Fragen in Bezug auf die Zukunft einiger der in die Geschehnisse verwickelten Personen offen. Mit Absicht? Denn vielleicht werden diese Rätsel ja in einem weiteren Band der Julia-Durant-Reihe gelüftet?
Insgesamt ist "Das Todeskreuz" ein gut und spannend geschriebener Krimi mit allem, was das Kriminalistenherz so begehrt: Morde, Verstrickungen, Verdächtige und eine schlüssige Ermittlungsarbeit zum Mitraten!
Andreas Franz, AME
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