7 Minuten zu spät

  • Rowohlt
  • Erschienen: Januar 2006
  • 78
  • New York: New American Library, 2005, Titel: 'Seven Minutes to Noon', Seiten: 307, Originalsprache
  • Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2006, Seiten: 347, Übersetzt: Theda Krohm-Linke
  • Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2007, Seiten: 347
  • Freiburg im Breisgau: Audiobuch, 2008, Seiten: 6, Übersetzt: Franziska Pigulla, Bemerkung: gekürzt
7 Minuten zu spät
7 Minuten zu spät
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Eva Bergschneider
23°1001

Krimi-Couch Rezension vonJul 2006

Misslungene Gestaltung einer guten Krimi-Idee

Die in New York lebende, gebürtige Französin Kate Pepper legt mit "7 Minuten zu spät" ihren zweiten Krimi nach dem Erstlingswerk 5 Tage im Sommer vor. Die Lesermeinungen über das Debüt der Autorin waren geteilt, einige waren begeistert, andere eher enttäuscht. Der Info-Text des Verlages zu "7 Minuten zu spät" verheißt einen Thriller, in dem ein brutales Verbrechen eine scheinbar heile Familienwelt heimsucht.Aus einer ähnlichen Grundidee sind schon einige eindrucksvolle und super-spannende Krimis entstanden, z.B. die Romane der Amerikanerin Lee Martin.

Eine glückliche Familien-Idylle wird brutal erschüttert

Alice Halpern, im sechsten Monat mit Zwillingen schwanger, wartet im Park auf ihre Freundin Lauren Barnet, die ebenfalls ein Kind erwartet und wenige Wochen vor der Entbindung steht. Sie ist sieben Minuten nach dem verabredeten Zeitpunkt eingetroffen und hat Lauren verpasst. Warum konnte sie nicht warten ? Alice glaubt, Lauren sei von einsetzenden Wehen überrascht worden und erkundigt sich in allen umliegenden Krankenhäusern.
Vergeblich, Lauren bleibt verschwunden.

Tage später erfahren Alice und Laurens Ehemann Tim das Unfassbare, die erschossene Leiche der jungen Frau wurde mit aufgeschnittenem Bauch im Govanus-Kanal zurückgelassen, von dem Baby fehlt jede Spur. Lebt das Kind? Wo ist es? Wer könnte ein Interesse daran haben, Lauren auf derart bestialische Art und Weise umzubringen? Die Polizei stellt Ähnlichkeiten zu einem Vermissten-Fall fest, der sich zwei Jahre zuvor ereignet hatte. Christine Craddock war im neunten Monat schwanger, als auch sie spurlos verschwand.

Die Tat eines verrückten Immobilienspekulanten oder ein Familiendrama?

Der Immobilienhai Julius Pollack ist der Vermieter der Familien Barnet und Halpern. Er versuchte bereits die Barnets aus dem Haus zu jagen, doch Laurens Ehemann Tim ist ein erfolgreicher Rechtsanwalt, der sich von diesem dubiosen Hauseigentümer nicht einschüchtern ließ. Jetzt drangsaliert Julius Pollack die Familie Halpern, er schickt eine äußerst kurzfristige Kündigung und zieht sogar selbst in das Mehrfamilienhaus ein. Alice Halpern kann es kaum erwarten, ein passendes Haus für ihre Familie zu finden, denn ihr neuer Nachbar macht ihr Angst. Er tut alles, um Alice das Leben schwer zu machen und aus seiner Wohnung dringen Geräusche, die sie in höchste Alarmbereitschaft versetzen. Wird Alice das nächste Opfer ihres irren Vermieters?

Laurens Ehemann Tim ist am Boden zerstört, er vernachlässigt sich selbst und raucht eine Zigarette nach der andern. Alice' Familie und die ihrer Geschäftspartnerin Maggie sind eng mit den Barnets befreundet und unterstützen Tim und seinen kleinen Sohn Austin so gut sie können. Doch Tim will die vertraute Umgebung in Carrols Garden verlassen. Nach der Beerdigung seiner Ehefrau verabschiedet er sich nur kurz und sagt niemandem wohin er geht. Kann er die Erinnerung an Lauren nicht ertragen, oder gibt es einen anderen Grund für seine Flucht?

Mit Intuition und nicht ohne sich selbst in Gefahr zu bringen, macht sich Alice auf die Spur des Mörders. Gleichzeitig sucht sie mit der Maklerin Pam fieberhaft nach einem Eigenheim. Pam erweist sich als eine kompetente Kennerin des lokalen Immobilienmarktes. Sie erledigt für Alice einige Recherchen über Julius Pollack - und kommt in ihrem mit Abgasen gefüllten Auto beinahe ums Leben. War das ein Selbstmord- oder Mordversuch?

Eine anfangs interessante Geschichte wird immer schwächer und endet enttäuschend

Die Charaktere und der Hintergrund dieses Krimis wurden am Anfang vielversprechend in Szene gesetzt. Der Leser erlebt drei Freundinnen, die fest verschworen sind und versuchen, sich den Traum vom glücklichen Familienleben zu erfüllen. Alice und Maggie haben dafür ihre lukrativen Jobs aufgegeben und kümmern sich abwechselnd um ihren gemeinsamen Schuhladen und die Kinder. Die Familien bilden eine feste Gemeinschaft, deren Zusammenhalt durch Laurens brutale Ermordung auf eine harte Probe gestellt wird.

Alice und Maggie werden ausführlich charakterisiert. Alice ist die Emotionale, die ihre Entscheidungen aus dem Bauch trifft, Maggie gibt sich abgeklärter und ein wenig geheimnisvoll. Ein Sympathieträger unter den Charakteren ist außerdem die taffe, aber sehr verständnisvolle Polizistin Frannie Viola, die indem Fall ermittelt. Alle anderen Protagonisten sind dagegen oberflächlich und stereotyp charakterisiert.

Die Geschichte wird nach gutem Start immer unübersichtlicher, denn es geht jeglicher Zusammenhang verloren. Die Autorin konstruiert wahllos eine Reihe falscher Fährten, denen keinerlei sinnvoller Kontext zugrunde liegt. Der Geschichte fehlt einfach ein roter Faden, am Ende bedienen sowohl die Handlung, als auch die Charaktere jedes noch so platte Klischee. Ein überwiegend schwach konstruierter Plot wird mit einer völlig unlogischen und unbefriedigenden Auflösung abgeschlossen.

Schade - aus den guten Ansätzen der Story hätte die Autorin einfach mehr machen müssen. So ist dieser Krimi leider eine ziemliche Enttäuschung und wirklich nicht empfehlenswert.

7 Minuten zu spät

Kate Pepper, Rowohlt

7 Minuten zu spät

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