In geweihter Erde
- Blanvalet
- Erschienen: Januar 2006
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- London: Piatkus, 1999, Titel: 'An Unhallowed Grave', Seiten: 232, Originalsprache
- München: Blanvalet, 2006, Seiten: 367, Übersetzt: Karin Schuler
So viele Klischees
Kate Ellis schwimmt mit ihrem Krimi "In geweihter Erde" voll auf der Welle britischer Krimis mit einem Polizistenduo mit, doch reiht sie sich hier in die kleinere Gruppe derjenigen ein, die zwei Männer miteinander ins Rennen schicken, wovon der eine zugegebenermaßen einer Minderheit angehört: Detective Sergeant Wesley Peterson fällt nicht nur durch seine dunkle Hautfarbe auf, die ihm auch schon mal eine abschätzige Bemerkung einbringt, sondern er ist auch Akademiker. Sein Studium der Archäologie ist ihm im vorliegenden Fall sogar recht nützlich.
Sein Chef Detective Inspector Gerry Heffernan ist alleinstehend und im Unterbewusstsein ein kleiner Macho, was der Frau im Team von Zeit zu Zeit missfällt, wenn sie als Überbringerin von schlechten Nachrichten ausgewählt wird, mit der Begründung, dass sie so einfühlsam sei, und auch, wenn sie zum Kaffee- oder Teezubereiten geschickt wird. Überhaupt hat die Autorin eine Vorliebe für Klischees, die sie reichlich in ihre Geschichte einbaut, verbunden mit noch mehr Symbolik, die quasi aus jeder Pore tropft.
Eine Frau ohne Vergangenheit
Die Leiche von Pauline Brent, der Arzthelferin des Dorfes Stokeworthy, wird aufgeknüpft an der Eibe des Friedhofes gefunden. Selbstmord als Todesursache wird relativ schnell ausgeschlossen, so dass Wesley und sein Chef ihre Einsatzzentrale in den Gemeindesaal verlegen, um die Hintergründe zu recherchieren und den Mörder zu finden. Da die Tat eine gewisse Ortskenntnis voraussetzt, muss der Täter unter den Einheimischen oder den Wochenendgästen der neuen Feriensiedlung zu finden sein. Pauline wird von allen als nette Person beschrieben, die keine Feinde hatte. Allerdings ist auch nichts über ihre Vergangenheit bekannt und sie scheint bis vor 15 Jahren, als sie ins Dorf kam, nicht existiert zu haben.
Parallel dazu führt ein Studienkollege Wesleys Ausgrabungen an der Stelle des Ortes durch, wo die Feriensiedlung erweitert werden soll. Er findet nicht nur die fehlenden Steinmetz-Figuren eines Jesse-Baums (Anmerkung: Eine Art Stammbaum Christi mit Jesse, dem Vater Davids, als Wurzel und den Zweigen als Vorfahren), dessen Rahmen sich in der Dorfkirche befindet, sondern auch ein menschliches Skelett.
Wen wundert es angesichts der eingangs jeden Kapitels aufgeführten Auszüge aus den Gerichtsakten und Haushaltsbüchern des alten Gutshauses, dass die Autorin hier eine Verbindung zur Vergangenheit knüpft, und sei es durch nur ähnliche Geschehnisse. Im Endeffekt geht diese Tatsache dem Leser recht schnell auf, doch bringt es einen in punkto Entlarvung des Mörders keinen Deut weiter, die Spannung wird also trotz dieses offensichtlichen Bemühens ab dem Mittelteil auf einem akzeptablen Niveau gehalten. Obwohl das Motiv schon bekannt ist, schafft sie es sogar, die Identität des Täters bis zum Ende offen zu halten und plausible Begründungen zu liefern.
Weniger ist manchmal mehr
Das Buch liest sich insgesamt recht gut, auch wenn das Thema "Kindermädchen" doch ein wenig sehr strapaziert wird. Nicht nur Pauline übte diesen Beruf aus, wie sich im Laufe der Ermittlungen herausstellt, sondern auch die Frau, deren Skelett aus dem 15. Jahrhundert datiert. Dazu kommt noch, dass das derzeitige Kindermädchen des Gutshauses ebenfalls eine kleine Rolle im Geschehen spielt, während Wesley Petersons Frau Pam verzweifelt eine Tagesmutter für ihren kleinen Sohn sucht, aber von den reichen Müttern aus der Gegend mit Horrorgeschichten über das Verhalten von Betreuungspersonen versorgt wird.
Kate Ellis ist zwar kein Name, den man sich unbedingt merken muss, aber "In geweihter Erde" ist ein akzeptables Buch, dem allerdings noch ein wenig die Lockerheit fehlt. Einige Details wirken einfach zu sehr konstruiert, so als ob man unbedingt aus allen Zutaten des Vorratsschranks eine gute Suppe hätte kochen wollen. Weniger ist manchmal mehr.
Kate Ellis, Blanvalet
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