Staub im Feuer
- Grafit
- Erschienen: Januar 2006
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- Dortmund: Grafit, 2006, Seiten: 219, Originalsprache
Rasanter schweizer Thriller - kein Widerspruch in sich?!?
Fred Staub ist ein leutseliger Hauptmann bei der Zürcher Kantonspolizei, durchaus erfolgreich in seinem Beruf und halbwegs glücklich in zweiter Ehe verheiratet. Die Tochter studiert und ist sein ganzer stolz, während sein Sohn sich als Surflehrer auf den Malediven einen lauen Lenz macht. So gesehen also ein ganz normaler privater Hintergrund für einen durchschnittlichen Mann in den besten Jahren. Doch all das gerät deftig aus den Fugen, als Staub eines schönen Tages mit seiner Frau S-Bahn fährt, sein Wagon in einem langen Tunnel in Brand gesetzt und sein Name explizit im Schreiben der Erpresser erwähnt wird. Er persönlich soll nun frühmorgens acht Millionen Franken in einer S-Bahn an die Verbrecher übergeben.
Ivo Stein ist ein mittelmäßiger Gitarrist in einer drittklassigen Band. Plattenverträge und somit finanzielle Sicherheit sind in weiter Ferne. Braucht Ivo vielleicht auch nicht mehr, denn in seinem Verstärker entdeckt er eines Tages ein 3kg schweres Päckchen Heroin. Niemand scheint es zu vermissen und Ivo muss es nur noch verticken, um endlich die fette Kohle, von der er so lange geträumt hat, in Händen zu halten. Doch nach einem Konzert kommt er heim in eine verwüstete Wohnung und das Rauschgift ist wieder weg. Gefrustet setzt er sich am nächsten Morgen in eine S-Bahn. Und genau hier kreuzen sich seine Wege mit Kommissar Staub. Die Übergabe endet in einem Desaster mit 3 Toten und einer zerstörten S-Bahn.
Gepflegte Action sorgt für nette Unterhaltung
Ein Roman in klassischer Grafit-Tradition: leicht, unterhaltend, unkompliziert. Genau der Stoff, den man locker in der S-Bahn lesen kann - oder lieber doch nicht?!? Denn Solér schildert textsicher die actionreichen Sequenzen und kann damit seine Leser mitreißen. Der Fall selber - na gut, Solér holt das Beste raus, aber viel hat eine solche Erpressungsgeschichte halt einfach nicht zu bieten. Gut sind die Spannungen zwischen Stadt-, Kantons-, und Staatspolizei dargestellt, hier besonders die Verzweiflung des Staatspolizisten, der mit seinen Mitteln viel mehr Möglichkeiten hat als Staub und Konsorten, deshalb aber nur auf Misstrauen stößt. Der Autor beschränkt sich eben nicht nur darauf, Zürich und seine Straßen mit dem Finger aus dem Stadtplan abzulesen, sondern die Stadt in erster Linie an seinen Einwohnern und deren Gemüt auszumachen. Gut so, weiter so!
Gut zu gefallen weiß auch die Manier, mit der Solér Verdachtsmomente streut. So rückt unter anderem Staubs feines Töchterchen beim Leser in ein ganz anderes Licht. Ob sich letztlich bewahrheitet, was man unterwegs vermuten darf?
Was sieht und hört man, wenn Staub auf Feuer trifft? Eine riesige Stichflamme steigt lautstark empor... Solch eine Wirkung kann der Roman des Schweizers leider nicht entfachen. Während in der ersten Hälfte durchaus gute Ansätze geboten werden, verflacht die Story in der zweiten Hälfte zusehends und endet leider mit dem fatalen Zaubertrick: Kaninchen aus dem Hut... Insgesamt ordentlich, was Solér hier bietet, aber sonderlichen Eindruck wird Staub im Feuer nicht hinterlassen können. Die guten Actionsequenzen und der ansprechende Lokalkolorit heben den Unterhaltungswert und machen immerhin Lust auf mehr von Staub. Dann aber vielleicht mit einem etwas interessanteren Fall.
Ernst Solèr, Grafit
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