Rastlos
- Grafit
- Erschienen: Januar 2006
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- Uithoorn: Karakter, 2003, Seiten: 332, Originalsprache
- Dortmund: Grafit, 2006, Seiten: 384, Übersetzt: Stefanie Schäfer
- München: Goldmann, 2010, Titel: 'Verraten', Seiten: 397
Dramen des ganz normalen Alltags
Der Dortmunder Grafit-Verlag hat sich in Deutschland einen guten Namen gemacht durch Autoren wie Berndorf, Kehrer, oder Leenders/Bay/Leenders, deren durchweg als "Regio-Krimi" zu bezeichnenden Romanserien beim deutschen Publikum gute Erfolge feiern. Mehr und mehr mausert sich der Verlag inzwischen aber auch zu einem Haus, das mit Nachdruck ausländische Autoren publiziert und hier insbesondere einen Schwerpunkt auf die Niederlande legt. Neben Thijssen, Toes oder Vis gibt nun mit Esther Verhoef eine neue Autorin aus dem Land der Deiche ihr Debüt in Deutschland. Und ihre Referenzen sind nicht schlecht: Der erste Roman Rastlos war nominiert für den "Gouden Strop", mit ihrem zweiten Roman eroberte sie zuletzt die "Diamanten Kogel" als flämischen Preis für das beste niederländische Buch.
Während die russische Mafia in den Niederlanden von gelegentlichen Überfällen eines einzelnen Mannes stark dezimiert und nebenbei um hohe Summen Schwarzgeld beraubt wird, entwickeln sich kleine Dramen in den Haushalten unbescholtener Mitbürger. Susan Staal ist als Fotografin viel unterwegs. Vor einigen Jahren hat sie Sil auf einer Reise kennen gelernt und sich in ihn verliebt. Das ganze hat einen Haken, denn Sil ist verheiratet und würde seine Frau Alice nie verlassen. Dennoch tauschen Susan und Sil seitdem regelmäßig E-Mails aus und Susan will endlich die Beziehung vertiefen. Ihr neuer Nachbar Sven scheint aber auch Gefallen an Susan zu finden.
Allein gegen die Mafia
Alice arbeitet bei der TV-Produktionsgesellschaft Programs4You und wartet seit Jahren auf ihre Chance als Moderatorin. Endlich stellt ihr Chef ihr einen solchen Posten in Aussicht, doch er weiß auch, dass Alice ihre Ehe mit Sil bei einem Job, der mit viel Reisen verbunden ist, strapazieren wird. Er nutzt die Situation und verbringt eine Nacht mit Alice, versucht sie anschließend durch ein Video zum Schweigen zu verpflichten. Doch Alice redet mit Anna, der Frau ihres Chefs und verliert darauf hin die Nerven: Sie verunglückt tödlich in ihrem Sportwagen. Etwa im gleichen Moment scheint die Mafia herausgefunden zu haben, wer die Überfälle begangen hat und schickt ihm zwei Killer auf die Fersen. Eine rastlose Jagd beginnt.
Verhoef bringt viele Ansätze, die den Leser überraschen können, denn keiner der Akteure scheint das zu sein, wonach es nach dem ersten Blick aussieht. Rastlos ist reich an Drehungen und Wendungen und lebt von einem gut durchdachten Netz sozialer Kontakte, das der Autorin reichlich Spielraum für Beziehungsgeflechte gibt. Spannende Verfolgungsjagden und detailliert geplante Raubzüge geben der Handlung die gewisse Würze.
Hart aber herzlich
Was die Autorin jedoch nicht vermitteln kann: Warum begibt sich ein einzelner Mann in einen Kampf gegen eine große Verbrecherorganisation? Woher weiß er überhaupt, wie die Organisation agiert? Und wie kann sich ein "Amateur" gegen die Profis überhaupt durchsetzen? Nun sei's drum, wir haben es mit Fiktion zu tun und die Mischung aus Rambo und Robin Hood mag ja durchaus einen gewissen Reiz für Manager mit Burn-Out-Syndrom besitzen. Die gefühlvolle Seite dieses Helden mutet in diesem Zusammenhang aber mitunter ungewollt komisch an.
Verhoef bietet mit einem guten Debüt ordentliche Unterhaltung für Krimifreunde. Der letzte Funke will dabei jedoch noch nicht überspringen, weil die Identifizierungspunkte mit dem Hauptpersonen einfach nicht stark genug sind. Zudem tut sich die Autorin mit dem Ende keinen großen Gefallen. Mit einem großen Showdown hätte sie den Roman auch gut 50 Seiten kürzer halten können. Daran gemessen führt die letzte Wendung zu einem doch eher lauen Finale. Insgesamt aber ein guter erster Auftritt einer jungen Autorin.
Esther Verhoef, Grafit
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