Der Bastard vom Berg
- Emons
- Erschienen: Januar 1998
- 3
- Köln: Emons, 1998, Seiten: 340, Originalsprache
- München: Goldmann, 2003, Seiten: 413, Originalsprache
- Köln: Emons, 2004, Seiten: 335, Originalsprache
- Frechen: Delta Music, 2005, Seiten: 5, Übersetzt: Vittorio Alfieri
- München: Goldmann, 2006, Seiten: 413, Originalsprache
- München: Goldmann, 2008, Seiten: 413, Originalsprache
Locker und beschwingt
Engelbert II., Graf von Berg, und als Engelbert I. gleichzeitig Erzbischof von Köln und zudem Vormund von Kaiser Friedrichs Sohn Heinrich gilt im Jahr 1225 als mächtigster Mann nördlich der Alpen. Dieser wird in das Kloster Dünnwald gerufen, wo Schwester Maria im Sterben liegt. Beide hatten bevor sie sich für ein kirchliches Leben entschieden eine kurze Liaison vor mittlerweile 17 Jahren. Unmittelbar vor ihrem Tod eröffnet Maria Engelbert, dass sie einen gemeinsamen Sohn haben, den sie im Alter von zwei Jahren in die Obhut eines Müllers gegeben hat. Engelbert begibt sich sogleich zu der Mühle, um den jungen Martin als seinen Knappen bei sich aufzunehmen. Da Engelbert zahlreiche Feinde hat, gibt er Martin als den Sohn eines seiner Männer aus. Kurz nach Martins Ankunft auf Schloß Burg, seinem neuen zu Hause, wird er unfreiwillig Zeuge eines Gespräches zwischen Heinrich von Limburg, dem Hausherren von Schloss Burg, und Dietrich, Graf von Klewe, in dem es um die Beseitigung Engelberts geht. Dieser ist beiden ein Dorn im Auge, da er ihre Erbansprüche missachtet. Während Engelbert von all dem nichts wissen will, findet Martin heraus, dass der Kreis der Verschwörer noch viel größer ist als erwartet. Zu ihnen gehört auch der Neffe Engelberts, in dem Martin den Mörder des Müllers erkennt...
Hunderte Meilen entfernt in der Heiligen Stadt sorgt derweil eine alte Schriftrolle aus dem Jahr 55 nach Christus für großes Aufsehen. Dabei geht es um ein Schreiben von Lukas an eine Person, die es eigentlich gar nicht geben dürfte. Kardinal Hugolinus erkennt sofort die drohende Gefahr, denn wenn es diese Person tatsächlich gegeben hat und diese bis heute männliche Nachfahren hätte, wäre seine angestrebte Wahl als Nachfolger von Papst Honorius III. fast aussichtslos. So beauftragt er Adrian mit den Ermittlungen:
"Die Kirche wird von einem Unbekannten bedroht. Eure Aufgabe wird es sein, ihn zu finden und unschädlich zu machen."
"Gibt es Anhaltspunkte zu seiner Person?"
"Gewiß doch. Die sind allerdings fast zwölfhundert Jahre alt."
Edgar Noske würzt seinen Mittelalterroman mit der ihm eigenen ordentlichen Prise trockenen Humors,
"Tierfett, Holzasche und Soda - zu deutsch Seife. Wie habt Ihr Euch denn bisher gewaschen?"
welche an mancher Stelle allerdings ein bisschen zu dick aufgetragen wirkt. Gleichwohl tragen die mitunter treffsicheren Pointen aber auch zu einem vergnüglichen und durchweg kurzweiligem Lesegenuss bei.
"Außerdem empfahl er mir, meinen Stuhl einer eingehenden Betrachtung zu unterziehen. Täglich sollte ich Beschaffenheit, Farbe und Geruch prüfen und ihm davon berichten. Da habe ich ihm klar gemacht, dass der Mensch seinen Kot nicht grundlos hinterrücks ausscheide. Denn wäre es im Sinne des Herrn, dass wir unsere Exkremente begutachten, hätte er uns zweifelsfrei mit einem Paar Augen am Hinterteil versehen."
Sehr anschaulich wird zudem das Leben im Mittelalter dargstellt, insbesondere zu Beginn des Buches wo Martin sich von seinem ländlich zurückgezogenen Leben verabschieden muss, um sich in den Trubel auf Schloss Burg sowie der nahe gelegenen Stadt Köln zu stürzen. Dabei lernt Martin von seinem Lehrer, dem Mönch Eberhard, viele Dinge, um sich auf seinen Dienst als Knappen vorzubereiten.
"Geistige Betätigung kann erfrischend sein."
"Lesen und schreiben, wie? Das ist doch was für Weiber."
"Ihr solltet ein wenig darauf acht geben, was Ihr sagt. Sehe ich aus wie ein Weib?"
"Natürlich nicht. Also für Weiber und Mönche."
Ferner lernt Martin den Kampf mit den Waffen, welche er alsbald benötigen wird. Denn auch wenn Engelbert jede Gefahr von sich weist, so findet Martin bald heraus, wer sich an den Intrigen zum Sturz des Erzbischofs beteiligt. So entwickelt sich ein prächtiges Sittengemälde des Mittelalters mit allem was dazu gehört: Ordentliche Gelage, Intrigen und Verschwörungen, kirchliche und politische Verstrickungen, grausame Kämpfe, eine ergreifende Hinrichtung und - natürlich - eine Liebesgeschichte.
Locker und beschwingt schreibt Edgar Noske seine nicht unspannende Geschichte und führt zu guter Letzt die beiden oben geschilderten Handlungsstränge durchaus akzeptabel zusammen. Fast möchte man meinen, kein Geringerer als Dan Brown hätte sein Buch für gut befunden.
Edgar Noske, Emons
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