Der Fluch des Florentiners

  • Weltbild
  • Erschienen: Januar 2007
  • 9
  • München: Droemer, 2006, Seiten: 411, Originalsprache
  • Augsburg: Weltbild, 2007, Seiten: 441
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Wolfgang Weninger
82°1001

Krimi-Couch Rezension vonApr 2006

Geld und Macht, Leidenschaft und Leichen

137,27 Karat und ein einzigartiges Feuer zeichnen den in Form eines Brioletts geschliffenen, gelblichen Diamanten aus, der auf seltsamen Wegen von Indien nach Europa kam, wo er 1477 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Alle großen, herrschaftlichen Häuser hatten den Edelstein irgendwann mal in Besitz, seien es Bourbonen, Medici oder Habsburger gewesen, dem Kaiserin Maria Theresia den Namen "Florentiner" zu verdanken hat und der auch ihr kein Glück gebracht hat, denn auf diesem Juwel lastet ein Fluch.

Das ist den Experten des Londoner Auktionshaus Christie's allerdings ziemlich egal, denn als ein unbekannter Diamant auftaucht, der dieser Florentiner sein könnte, setzen sie alle ihre Kräfte ein, um mehr über den sagenumwobenen Stein zu erfahren. Marie-Claire de Vries, gelernte Goldschmiedin und Edelsteinexpertin, übernimmt vom Sicherheitschef des Auktionshauses die Aufgabe in Wien Nachforschungen über das geheimnisvolle Kleinod anzustellen, denn in der Schatzkammer der österreichischen Bundeshauptstadt verliert sich seine Spur. Haben die Habsburger beim Zerfall der Monarchie den Stein in die Schweiz geschmuggelt und wurde er dort zerteilt und neu geschliffen oder hat er einen neuen Besitzer gefunden?

Während Marie-Claire ihre Recherchen aufnimmt, wird in Bayern ein Adeliger überfallen, seine Frau vergewaltigt und ein weiterer Diamant entwendet. Täter waren vermutlich Araber und in Florenz explodiert eine Sprengladung im Museum, fordert Tote und Verletzte und auch hier ist der Verlust eines wertvollen Edelsteins zu beklagen. Der Kleine und der Große Sancy, so die Namen dieser Preziosen, sollen einstmals gemeinsam mit dem Florentiner eine indische Götterstatue geziert haben. Und es besteht kein Zweifel, dass irgendjemand mit allen Mitteln die drei Steine wieder vereinen möchte, die ihm Macht und Reichtum verheißen. Sind es die Mitglieder des Ordens der Ritter vom Goldenen Vlies, die in Wien ihre geheimen Sitzungen abhalten oder sind es die indischen Brüder Kasliwal, die nicht nur ein finanzielles Interesse an der Rückführung der Edelsteine haben? Oder gibt es eine dritte Gruppe? Terroristen, die mit den Diamanten ihre Aktivitäten finanzieren wollen? Allen gemein ist, dass sie Marie-Claire in den Mittelpunkt ihrer Aktionen ziehen und das ist lebensgefährlich, wie der Fluch des Florentiners.

Der in Wien lebende Duisburger Autor Rolf Ackermann hat im Droemer Verlag seinen Actionthriller "Der Fluch des Florentiners" veröffentlicht, der nach seinem ersten Bestsellerroman "Die weiße Jägerin" wieder die Hitlisten des Buchhandels anführen soll.

Von der Thematik her hat der 442 Seiten lange Spannungsroman auf jeden Fall das Zeug zu einem Kassenschlager und die umfangreichen geschichtlichen und geographischen Recherchen, die der Autor betrieben hat, sind rundum stimmig und nicht zu überladen in die Story eingebaut. Gelegentliche thematische Ortswechsel zwischen Wien, Marrakesch und der Schweiz sind anschaulich präsentiert und für mich zumindest im Bereich Wien korrekt nachvollziehbar.

Die gesamte Handlung ist durchgehend logisch und auch spannend inszeniert ohne zwischendurch abzuflachen. Das Lesegefühl bleibt von Anfang an konstant auf ansprechendem Niveau, lediglich die nicht zu knapp eingestreuten Tippfehler fallen zwischendurch auf, werden aber durch den guten Satz und das gewählte Schriftbild wieder gut gemacht, die auch Lesern mit Brillen nicht zur Überanstrengung ihrer Augen zwingen.

Bei den Charakteren, die in diesem Thriller den Ton angeben, fällt auf, dass sie samt und sonders exquisit ausgebildete Spezialisten sind, die mindestens fünf Sprachen sprechen, darunter wenigstens einen arabischen Dialekt beherrschen, Umgangsformen par excellence aufweisen, so sie nicht gerade mit der Armbrust auf eine Männerbrust zielen, und, so weit es sich um Männer handelt, alle auf einem Podest stehen und der Schwarm der gebildeten Frauenwelt sind. Umgekehrt sind die Damen, angeführt von Marie-Claire de Vries, immens abgefahren auf alles was Geld hat und nach Mann aussieht und wenn die Haut dazu noch dunkel und erotisch ist oder ein Adelstitel den Träger ziert, dann kriegen sie sich fast in die Wolle. Desperate Housewives auf Wienerisch?

Aber das muss wohl so sein, wenn man seine Geschichte unter Edelleuten, indischen Prinzen und Geldmagnaten spielen lässt. Bei aller Kritik ist "Der Fluch des Florentiners" eine spannende Lektüre, die sich gut im oberen Drittel der veröffentlichten Spannungsliteratur ansiedeln lässt. Wer sich für historischen Background, Geld, Macht, Leidenschaft und Leichen interessiert, der findet in diesem Roman durchwegs gute Unterhaltung.

Der Fluch des Florentiners

Rolf Ackermann, Weltbild

Der Fluch des Florentiners

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