Der Austernmörder

  • Droemer
  • Erschienen: Januar 2006
  • 1
  • München: Droemer, 2006, Seiten: 347, Originalsprache
  • München: Knaur, 2007, Seiten: 396, Originalsprache
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Sabine Reiß
79°1001

Krimi-Couch Rezension vonMär 2006

Austern à la Rockefeller gefällig?

Oysters Rockefeller, überbackene Austern auf Spinat, dieses Gericht ist laut Kari Köster-Lösche so um 1895 nach Preußen bzw. Mecklenburg gekommen, zumindest lässt sie ihren Deichbauinspektoren Sönke Hansen davon kosten, als dieser zu Besuch in Rostock ist, wo es als absolute Novität angepriesen wird. Und weiteres Wissenswertes rund um Austern, jedoch weniger um die Zubereitung als um die Zucht, hält sie in ihrem Krimi "Der Austernmörder" auch noch bereit. Aber damit Sönke Hansen, dessen Fachgebiet ja eigentlich der Deichbau ist, sich näher mit den kostbaren Muscheln befasst, muss erst ein Mord passieren.

Nicht nur eine Auster wird ermordet

Ein herrenloses Schiff wird gefunden, in dem ein Toter liegt, auf dessen Brust eine außergewöhnliche große Auster liegt, die aufgeschlitzt wurde: eine tote Auster auf einem toten Menschen. Hansens Chef im Wasserbauamt Cornelius Petersen beauftragt seinen Untergebenen mit der Klärung dieses Vorfalls. Für die Beaufsichtigung der Austernbänke ist eigentlich Dr. Claussen zuständig, doch Petersen hat aus irgendeinem Grund kein Vertrauen zu ihm. Sönke Hansen erfährt, dass die preußischen Austernbänke in einem desaströsen Zustand sind und dass Dr. Claussen diese Missstände zu ignorieren scheint. Und was hat es mit dem fremden Austernfischerboot auf sich, das in der Gegend gesichtet wurde, obwohl Fremde erstens gar nicht in preußischen Gewässern fischen dürfen und zweitens zur Zeit die Austernfischerei sowieso verboten ist, um die Bestände wieder aufzubauen?

Mit dieser Geschichte entführt uns Kari Köster-Lösche aus der Gegenwart und nimmt uns mit auf die Reise ins Preußen von 1895. Mit "Der Austernmörder" liegt der zweite Fall vor, den Sönke Hansen lösen wird, und wie im vorigen Band auch, ist diese Reise recht unterhaltsam. Nachdem sich der wackere Deichbauinspektor zuvor mit Sklaverei befassen musste und gar selbst unter Mordverdacht geriet, macht er sich hier in Sachen Austern schlau und erfährt bald, dass es hier nicht nur um kulinarische Genüsse, sondern auch ums große Geld geht. Einen Anschlag auf sein Leben kann er gerade noch verhindern.

Genuss ohne Reue

Das große Plus: Die Story ist erfrischend anders und obwohl es sich um einen historischen Krimi handelt, wirkt das Ganze überhaupt nicht antiquiert. Im Gegenteil, die Autorin findet eine gute Balance zwischen Vermittlung von Geschichte und einem modernen, gut lesbaren Stil und beweist darüber hinaus ihre Fähigkeit, etwas trockenere Themen gelungen in den Handlungsablauf einzubinden. Kari Köster-Lösche gibt ihren Figuren genügend Wesenszüge mit, um sie mit Leben zu erfüllen und bleibt dabei fern von Klischees. Die Lektüre des Vorgängerbandes ist meines Erachtens kein Muss, um die sparsame Nebengeschichte um Hansens Verlobung zu verstehen, doch werden die Leser gerne erfahren, wie es weitergeht mit Sönke, Gerda und welche Rolle die Inseldeern Jonke spielt.

Spannungsmäßig bleibt die Story vielleicht minimal hinter dem Vorgänger zurück, weil das Motiv schon recht bald ins Auge sticht, aber das beeinträchtigt das Lesevergnügen kaum. "Der Austernmörder" ist ein historischer Krimi, der nicht nur Nordlichtern zu empfehlen ist, die in einigen Figuren vielleicht ein paar ihrer eigenen Wesenszüge erkennen. Man erfährt eine ganz Menge über die Austernzucht und nebenbei wird einem auch noch auf unterhaltsame und spannende Weise die Geschichte Schleswig-Holsteins nähergebracht. Auch wer für Austern nichts übrig hat, aber gerne bodenständige Krimiunterhaltung ohne Thrill und Skalpell genießt, kann hier bedenkenlos kosten.

Der Austernmörder

Kari Köster-Lösche, Droemer

Der Austernmörder

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