Puzzle für Spinner
- A. Müller
- Erschienen: Januar 1949
- 3
- London: Victor Gollancz, 1936, Seiten: 288, Originalsprache
- München: Heyne, 1972, Titel: 'Mordgeflüster', Seiten: 140, Übersetzt: Alfred Dunkel, Bemerkung: Mit einem Nachwort von Egon Flörchtinger
- Rüschlikon: A. Müller, 1949, Titel: 'Geisterstimmen', Seiten: 190, Übersetzt: Ursula von Wiese
- Zürich: Diogenes, 1989, Titel: 'Puzzle für Spinner', Seiten: 205, Übersetzt: Alfred Dunkel
Ein lupenreiner Whodunit, der auch nach 70 Jahren noch Spaß macht
Peter Duluth war einst New Yorks jüngster Theaterproduzent bevor dieses bei einem Brand völlig zerstört wurde. In den Flammen starb auch seine Frau Magdalen und damit brach für Duluth seine Welt zusammen. Er flüchtete in den Alkohol, trank eine Flasche Whiskey pro Tag, bis er einem Wink seiner Freunde folgend den Weg zum Nervensanatorium des Dr. Lenz fand, wo er seitdem eine Entziehungskur absolviert. So liegt er eines Nachts wach in seinem Zimmer als seine eigene Stimme ihm sagt: "Du musst hier raus, Peter Duluth! Es wird Mord geben." In Panik geratend will Duluth aus der Anstalt fliehen, landet aber stattdessen im Zimmer von Schwester Isabel Brush.
Nachdem er ihr den Vorfall berichtet hat, schickt diese ihn umgehend zu Dr. Lenz. Dieser eröffnet dem überraschten Duluth, dass sich in letzter Zeit mehrere merkwürdige Vorfälle zugetragen haben und vermutet, dass einer der Insassen die Patienten absichtlich beunruhigen will. So beispielsweise Daniel Laribee, der an der Wall Street viel Geld verlor, aber immer noch rund zwei Millionen besitzt. Aufgrund seiner Wahnvorstellungen wurden dessen Tochter und Dr. Lenz zu Treuhändern ernannt, wobei das Sanatorium viel Geld erhalten würde, wenn Laribee sterben sollte oder für unheilbar krank erklärt würde. In der Hoffnung, dass Duluth als Patient eher Zugang zu den anderen Patienten erhält, bittet Dr. Lenz ihn sich umzuhören und den Ursachen auf den Grund zu gehen. Schon bald entdeckt Duluth, dass er keineswegs der einzige war, der seine eigene Stimme von Mord reden hörte. Bei einem gemeinsamen Unterhaltungsabend mit den weiblichen Insassen ist es David Fenwick, der angeblich Stimmen von Geistern empfängt, der lautstark verkündet, man solle sich vor Isabel Brush in Acht nehmen, da sie eine Gefahr, insbesondere für Daniel Laribee darstelle. Doch am nächsten Morgen findet Duluth die Leiche des ermordeten Wärters Jo Fogarty...
Das Schema wirkt hinlänglich vertraut: Es geschieht ein Mord, Verdächtige werden aufgebaut, es geschieht ein weiterer Mord und mit zunehmender Handlung ist eigentlich bis auf die Hauptfigur jeder verdächtig. Wer war der Täter und was war sein Motiv? Wer die Klassiker von Agatha Christie, Margaret Millar und Co. kennt, der weis, was einen hier erwartet, in einem Roman, der von dem leider eher unbekannten Patrick Quentin bereits im Jahr 1936 erstmals veröffentlicht wurde. Man fühlt sich erinnert an die alten Edgar-Wallace-Filme, in denen mehrere Personen sich in einem Haus aufhalten, mehrere Morde geschehen, zahlreiche Zeugenbefragungen erfolgen bis hin zur verblüffenden Auflösung. Allein Klaus Kinski fehlt als Butler ("Sie haben geläutet?").
Ruhig, ganz ruhig erzählt Quentin seinen Plot, vermeidet jegliche Action (selbst bei den Morden werden die Leichen nur nachträglich gefunden) und schafft somit einen lupenreinen Whodunnit, der selbst nach über 70 Jahren immer noch Spaß macht, vorausgesetzt man erwartet eben keinen Serien-Killer-Roman moderner Prägung. Wer raten möchte, ist auf gerade einmal gut 200 Seiten eingeladen und kann - anders als Duluth - den Täter wohl vor der Auflösung erahnen. Duluth löst zwar letztendlich den Fall, kommt aber hinsichtlich des Täters in seiner Schlussfolgerung nicht auf die richtige Person, welche dann von Dr. Lenz persönlich bloßgestellt wird. Die Polizei, vor allem in Person des Captain Green, kommt auch vor, aber eben wie in den bereits genannten Vergleichsfällen à la Christie (man denke an Mrs. Marple) nur am Rande.
Da die Geschichte ausschließlich in dem Sanatorium, in dem geistig Verwirrte ebenso wie der Alkoholiker Duluth zu Hause sind, spielt, weiß der Leser nie genau, welche Vorfälle sich nun tatsächlich ereignet haben und welche auf den Wahnvorstellungen der Insassen beruhen, von denen einzig die Hauptfigur, der geringen Seitenanzahl Tribut zollend, lebendig dargestellt wird.
Mehrere Insassen nebst Personal der Anstalt laden ein auf ein kurzweiliges Ratespiel nach dem Mörder. Wer sich darüber hinaus für die Historie des Kriminal-/Detektivromans interessiert, lernt zudem einen mitunter zu Unrecht "unbekannten" Autor kennen, genauer gesagt gleich zwei, denn unter dem Pseudonym "Patrick Quentin" verbergen sich Richard Wilson Webb und Hugh Callingham Wheeler. "Puzzle für Spinner" ist der erste Band der "Puzzle"- bzw. "Iris und Peter Duluth"-Reihe, womit denn auch verraten wäre, dass (Stichwort: Iris) eine kleine Liebesgeschichte ebenfalls nicht fehlt. Oh, zu viel verraten, sorry...
Patrick Quentin, A. Müller
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