Rosenrot

  • steinbach sprechende bücher
  • Erschienen: Januar 2006
  • 14
  • Malmö: Bra böcker, 2002, Titel: 'De största vatten', Originalsprache
  • Schwäbisch Hall: steinbach sprechende bücher, 2006, Seiten: 6, Übersetzt: Hagen, Till
  • München, Zürich: Piper, 2007, Seiten: 399, Übersetzt: Ungekürzte Taschenbuchausgabe
  • München; Zürich: Piper, 2009, Seiten: 399
Rosenrot
Rosenrot
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Sabine Reiß
80°1001

Krimi-Couch Rezension vonFeb 2006

Schwarz wie die Nacht?

Dass Arne Dahl gleich ein ganzes Team in den Mittelpunkt seiner Geschichte stellt statt eines einsamen und melancholischen Ermittlers wie die meisten seiner skandinavischen Kollegen, ist schon mal ungewöhnlich. Er bedient sich einer Spezialistentruppe, eines A-Teams, das allerdings nicht wie in der gleichnamigen amerikanischen Fernsehserie mit dem Hubschrauber unterwegs ist, sondern in Stockholm im Polizeipräsidium agiert.

Zwei Mitglieder dieser A-Truppe, genauer gesagt der "Spezialeinheit beim Reichskriminalamt für Gewaltverbrechen von internationalem Charakter", werden vom Leiter der internen Ermittlungsabteilung um Unterstützung gebeten. Er will mit diesem Ansinnen zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Erstens wären beide dafür geeignet, sein Team zu verstärken, so dass er sich ein Bild von ihrer Befähigung machen kann, zweitens weigerte sich der Polizeibeamte Dag Lundmark, der befragt werden soll, mit dem zuständigen Beamten zu reden und verlangte offenbar konkret nach Kerstin Holm und Paul Hjelm. Pikantes Detail dabei ist, dass Dag vor einigen Jahren mit Kerstin verlobt war. Sie trennte sich wegen seiner Alkoholsucht und seiner Gewalttätigkeit von ihm.

Das A-Team ist mittendrin

Lundmark wird zur Last gelegt, allzu schnell auf den Asylbewerber Winston Modisane gefeuert zu haben, der sich bei der Durchsuchung einer Wohnung aus dem Staub machen wollte und aufs Dach floh. Da sein vorbereiteter Fluchtweg versperrt war, zog er angeblich eine Waffe und zielt damit auf den Polizeibeamten, worauf dieser Modisane mit einem einzigen Schuss tötete. Zeugen gibt es dafür keine. Gleichzeitig untersucht ein anderer Teil der A-Truppe den Selbstmord eines Mannes, der in seinem Abschiedsbrief offenbart, dass er ein Serienmörder sei.

Ich verrate wohl nicht zuviel, wenn ich hier anmerke, dass Arne Dahl diese zwei Handlungsstränge auf überraschende Weise miteinander verbindet. Das Wie und das Motiv sind zwar für meinen Geschmack etwas weit hergeholt, aber eine parallele Darstellung der beiden Ermittlungen ohne Verbindung hätte die Story um einiges langweiliger erscheinen lassen.

Wenn man noch keines seiner Bücher gelesen hat und somit das A-Team nicht kennt, fällt einem der Einstieg recht schwer. Dies liegt einerseits an der sprunghaften Erzählweise, bei der man von Kapitel zu Kapitel eine andere Person begleitet (bis hin zu ihren Gedanken) und andererseits an den nebulösen Anspielungen an früherer Fälle sowie den bruchstückhaften Schilderungen, die man quasi vorgeworfen bekommt und die sich erst nach und nach zusammenfügen. Zum besseren Verständnis musste ich ein paar Abschnitte wiederholt lesen. Es herrscht das latente Gefühl, dass einem ein Stück Vorgeschichte fehlt, obwohl die alten Fälle gar keine Rolle spielen.

Polizei, Polizei, Kartoffelbrei

Was erschwerend hinzu kommt ist der gewöhnungsbedürftige, teilweise anstrengende, holprige Stil Dahls, der manchmal alles andere als flüssig zu lesen ist. Gegen ein paar Wortspielchen ist ja nichts einzuwenden: Gleich zu Beginn geht es ums schwarz ärgern, dann fährt jemand Schwarztaxi, nicht schwarz Taxi, und der Autor führt auch die Schwarzreinigung an — was haben wir uns darunter vorzustellen? Auf die Antwort "Nix" entgegnet der andere "Pix" (S. 46). Nix — Pix — alles klar, oder? Oder auch die Aussage: Polizei, Polizei, Kartoffelbrei (S.173) ist ja ganz humorig zu nehmen. Keine Angst, neben diesen sprachlichen Highlights wird auch normaler Krimistil geboten, ansonsten hätte ich Rosenrot vielleicht doch zu Schwarzpapier verbrannt.

Sätze wie die folgenden sollen wohl bedeutungsschwer klingen:

 

"Vielleicht sah er erst da jenes letzt Sandkorn durch den verengten Hals des Stundenglases zu den anderen hinabkullern. Das Sandkorn blieb einen Moment in der Schwebe, als wollte es am Rand liegen bleiben, als gäbe es noch eine Chance, eine Öffnung, eine Möglichkeit." (S.6)

 

Solche Phrasen serviert uns Herr Dahl in regelmäßigen Abständen, aber Ärger kommt trotzdem nicht auf, weil es ja dennoch recht spannend zugeht.

Von allem etwas

Nachdem ich mir einige Rezensionen zu Dahls Vorgängerromanen zu Gemüte geführt hatte, war ich geneigt zu glauben, ich würde das Buch entweder in der Luft zerreißen oder himmelhochjauchzend loben — obwohl letzteres von vornherein mit geringen Chancen ausgestattet war. Überraschung: Das Buch war okay, trotz all der mit einem Augenzwinkern angeführten Kritikpunkte. Recht spannend und am Ende überraschend bietet die A-Truppe eine Mischung aus einem Schweden- und einem Agentenkrimi. Vielleicht hat Arne Dahl ein bisschen Svedelid, Holt und Mankell in einen Mixer gesteckt und gut geschüttelt, nicht gerührt...

Rosenrot

Arne Dahl, steinbach sprechende bücher

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