Der Schatten Gottes
- Bastei Lübbe
- Erschienen: Januar 2004
- 7
- New York: Warner, 2002, Titel: 'Raising Abel', Seiten: 572, Originalsprache
- Bergisch Gladbach: Bastei Lübbe, 2004, Seiten: 621, Übersetzt: Regina Schneider
- Bergisch Gladbach: Bastei Lübbe, 2006, Seiten: 521
- Bergisch Gladbach: Bastei Lübbe, 2008, Seiten: 621
Höchstwertung auch ohne altbekannte Bruderschaften und Vatikangauner
Michael W. Gear ist Anthropologe und Mitglieder der American Association of Physical Anthropology und als solcher ein wirklich berufener Autor, wenn es um einen Thriller aus dem Gebiet der Knochenkunde, Paläontologie, Forensik und Evolution von Primaten geht.
Auch seine Schreibpartnerin Kathleen O´Neal Gear kann als Referentin für Geschichte und Archäologie im US-Innenministerium Einiges dazu beitragen, dass "Der Schatten Gottes" zumindest aus wissenschaftlicher Sicht nicht nur Fiktion verbreitet, sondern in den Wurzeln die Geschichte des modernen Menschen korrekt darstellt.
Denn genau darum geht es in diesem 622 Seiten langen Wissenschaftsthriller. Vor 60.000 Jahren trennten sich die Evolutionslinien des Menschen. Der moderne Mensch entwickelte sich zu dem, was wir heute im Spiegel sehen und der angeblich nicht ganz so modern entwickelte Neanderthaler war dem Untergang geweiht.
Mittlerweile gibt es in den Vereinigten Staaten tatsächlich religiöse Strömungen christlicher Färbung, die von der Darwinschen Evolutionstheorie rein gar nichts halten, sondern den Menschen als höchste Stufe der direkten göttlichen Schöpfung ansehen, aus Lehm gebastelt und vom Schöpfer mit einer Seele versehen. Diesen fanatischen Anhängern der Genesis sind Wissenschaftler wie Doktor Scott Ferris und seine Lebensabschnittspartnerin Amanda natürlich ein Dorn im Auge. Und wenn man den Ermittlungen des FBI glauben darf, steckt hinter der brutalen Ermordung dieser und anderer Gelehrten der Anthropolie ein wortgewaltiger Prediger, der auch nach Ferris verschollenem Sohn sucht, denn dieser ist das Ergebnis eines geheimen Experimentes.
Veronica, die Schwester von Ferris, kann den Anschlägen auf ihr Leben gerade noch entkommen und gemeinsam mit dem Freund ihres Bruders, der dessen Sohn Abel versteckt, beginnt zum Einen ein Versteckspiel vor den Schergen des Predigers und zum Andern ein Wettlauf mit der Zeit, um Abels Geheimnis der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Denn Abel kann und wird die gegenwärtige Sichtweise über die Entwicklung der Menschheit völlig umkrempeln.
Nun verrate ich natürlich nicht das Geheimnis des kleinen Abel, denn dieses Buch gehört nicht nur wegen seiner Thematik zum Spannendsten, was mir in den letzten Monaten vor die Lesebrille gekommen ist. Auch wenn in typischer US-Manier die Schwarz-Weiß-Malerei zwischen Gut und Böse und die hohe Actionlastigkeit einen Gutteil des Buches einnehmen, so bleibt die Story, die Regina Schneider bestens aus dem Amerikanischen übersetzt und mit zahlreichen Anmerkungen zum besseren Verstehen der Fachtermini versehen hat, von Anfang bis zum Ende eine spannende Fiktion, die auch eine absolut schlüssige Endlösung zu bieten hat.
Wer vom Titel her glaubt, dass sich wieder ein Mal die altbekannten Bruderschaften und Vatikangauner durch die Seiten drängeln, der kann positiv beruhigt werden. Die wenigen Kontakte mit der tatsächlich in Utah existierenden Gläubigenschar, die von der Evolutionstheorie nichts wissen will, sind für den Handlungsablauf fast zwingend notwendig und nicht nur, um den Leser in die Irre zu führen. Obwohl der Thriller gewöhnte Leser ohnehin in vielen Passagen das Richtige zu vermuten mag, geht die Spannung über den gesamten Leseverlauf nicht verloren, denn die Geschichte des kleinen Abel, dessen Charakterisierung perfekt gelungen ist, zieht den Leser in seinen Bann und damit haben sich Gear & Gear von mir eine absolute Höchstwertung verdient.
Michael W. & Gear Gear, Bastei Lübbe
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