Das Nazareth-Gen

  • Diana
  • Erschienen: Januar 1997
  • 7
  • München; Zürich: Diana, 1997, Seiten: 476, Übersetzt: Sepp Leeb
  • München: Heyne, 1999, Seiten: 432
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Wolfgang Weninger
81°1001

Krimi-Couch Rezension vonJan 2006

Leichte Kost ansprechend aufbereitet

In einer geheimen Höhle im Südjemen wartet die Bruderschaft auf den Erlöser. Die heilige Flamme wird sich weiß färben, wenn er wieder unter den Lebenden weilt. Bis zu diesem Zeitpunkt sind die Rächer der Bruderschaft unterwegs, um diejenigen zu töten, die der Botschaft des Herrn freveln.

Einer dieser vermeintlichen Frevler ist der amerikanische Wissenschaftler Tom Carter. Der weltbekannte Gen-Spezialist soll in Stockholm den Friedensnobelpreis entgegennehmen. Und Nemesis ist gekommen, um ihn zu töten. Aber sie versagt und ermordet an Stelle des Wissenschaftlers dessen Frau.

Mrs. Carter hätte jedoch ohnehin nicht mehr lange zu leben gehabt. Ein Gehirntumor hätte ihr junges Leben in Kürze ausgelöscht. Und bei der Untersuchung der Gene von Carters Tochter Holly zeigt sich, dass auch das Kind in Bälde dem heimtückischen Gendefekt zum Opfer fallen wird.

Tom Carter setzt alles daran, gegen die Krankheit seiner Tochter ein wirksames Mittel zu finden. Doch nur ein Mittel kann helfen, wenn es die Gene von Jesus Christus enthielte, denn Carter ist überzeugt, dass die Wunderheilungen vor zweitausend Jahren ihre Ursächlichkeit in den Genen des Nazareners hatten.

Zur gleichen Zeit färbt sich die Heilige Flamme weiß. Der Erlöser muss sich unter den Menschen befinden. Doch die Frage, wie die Bruderschaft ihn finden soll, endet wieder bei Tom Carter, der mit Hilfe des Nazareth-Gens in seiner geheimen Datenbank einen Abgleich mit allen verfügbaren DNS-Daten vornehmen könnte. Und so bleibt der Bruderschaft nichts Anderes übrig, als mit dem verhassten Wissenschaftler zusammen zu arbeiten. Doch Nemesis will ihren blutigen Fehlschlag ausbessern und es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit auf der Suche nach dem neuen Erlöser und der Rettung der kleinen Holly Carter.

Der britische Autor Michael Cordy, einstens Marketingleiter eines englischen Konzerns, ist von der Genforschung so fasziniert, dass er seinen Beruf an den Nagel hing und sich dem Schreiben des Romans "Das Nazareth-Gen" widmete, den Sepp Leeb aus dem Englischen übersetzt hat. Mittlerweile scheint es schon zum Standardrepertoire der Verlage zu gehören, sich den Hype um Genmanipulation und pseudoreligiösen Gruppierungen zu Nutze zu machen. Und so muss auch Michael Cordy sich mit seinem 432-Seiten-Werk dem Vergleich mit den aktuellen Hitautoren Dan Brown , Henri Loevenbruck , Daniel Silva etc. stellen, die den Sakralboom in den unterschiedlichsten Qualitäten schriftstellerisch breit getreten haben.

Michael Cordy gibt dabei keine schlechte Figur ab. Abgesehen von der haarsträubende Fiktion einer geheimen, weltumspannenden Bruderschaft, der auch die anderen Autoren erlegen sind, ist zumindest die Handlung des Romans bestens konstruiert und durch das pseudowissenschaftliche Element im Umgang mit den zerstörerischen Genen, die Krebs und Schlimmeres hervor rufen, bekommt der Thriller den Wissenschaftstouch, den auch Douglas Preston und Lincoln Child seit Jahren platt treten. Die passende Action liefert ein männermordender Racheengel, der schon als Kind vom Pater im Kloster vernascht wurde,  und so sind ziemlich alle Platitüden bedient, um daraus ein unterhaltsames Stück Trivialliteratur zu basteln. Geheime Computerdatenbanken und weibliche Spitzenhacker würzen den Gen-Cocktail obendrein und so kann sich der Leser mit Freude einem Plot hingeben, der perfekt unterhält, ohne Anspruch auf dokumentarische Ernsthaftigkeit zu legen.

"Das Nazareth-Gen" darf man mit ruhigem Gewissen dem einschlägigen Lesepublikum empfehlen, denn sprachlich ist das Buch sehr sauber handwerklich gestrickt und es wird von vorne bis hinten nie langweilig. Auch einige nicht erahnte Überraschungseffekte lassen die Story interessant bleiben und so kann als Resümee gesagt werden, dass hier leichte Kost ansprechend aufbereitet wurde und dem Genre-Fan der Stoff sicherlich einige Stunden Lesespaß bieten wird.

Das Nazareth-Gen

Michael Cordy, Diana

Das Nazareth-Gen

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