Die Loge
- Piper
- Erschienen: Januar 2005
- 10
- New York: G. P. Putnams Sons, 2003, Titel: 'The confessor', Seiten: 401, Originalsprache
- München; Zürich: Piper, 2005, Seiten: 445, Übersetzt: Wulf Bergner
- München; Zürich: Piper, 2007, Seiten: 448
- München; Zürich: Piper, 2010, Seiten: 448
- München: audio media, 2008, Seiten: 6, Übersetzt: Axel Wostry
Ein Paradebeispiel an simplem Actionkino im Buchformat
München, Stadtteil Schwabing, Adalbertstraße 68: In seiner Wohnung wird der Herr Professordoktor Benjamin Stern brutal ermordet. Stern, der von der Universität karenziert war, hat an einem Manuskript gearbeitet, das die Machenschaften der Geheimloge "Crux Vera", das wahre Kreuz, während des Zweiten Weltkrieges aufdecken sollte. Und nur Wenige wussten, dass Stern Jude und Mitglied des israelischen Geheimdienstes war.
In Venedig arbeitet Mario Delvecchio an der Restaurierung eines Gemäldes von Bellini. Auch von ihm weiß kaum jemand, dass er in den Siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts für den israelischen Geheimdienst als Superagent tätig war und unter Anderem die Mörder des Münchner Olympiamassakers zur Strecke gebracht hat. Sein wirklicher Name ist Gabriel Allon und nach dem tragischen Tod seines ehemaligen Waffenbruders Stern wird er wieder aktiviert, um die Vorfälle zu untersuchen.
Im Vatikan regiert ein neuer Papst. Der katholische Oberhirte will als eine seiner ersten Amtshandlungen den Dialog mit den Juden suchen und sich für das Verhalten der Kirche während der Deportation der Juden in die Konzentrationslager entschuldigen. Das ist den Hardlinern im Kirchenstaat ein Dorn im Auge. Denn die Bruderschaft hat auf Grund ihrer unseligen Machenschaften auch in dieser Richtung ordentlich Dreck am Stecken. Und so engagiert sie den besten verfügbaren Profikiller, um all jene aus dem Weg zu räumen, die ihren Plänen im Wege stehen. Stern, Allon, der Papst und noch etliche Andere sollen für die Loge ihr Leben lassen...
Auch der seit "Double-Cross - Falsches Spiel" unter die amerikanischen Topthriller-Autoren eingestufte Daniel Silva kommt offenbar nicht am momentanen Vatikan-Hype vorbei und musste noch kurz vor Weihnachten sein neues Buch "Die Loge" auf den Belletristikmarkt werfen. Der ehemalige CNN-Reporter weiß natürlich aus seinem Handwerk, wie man mit akribischen Recherchen und wilder Spekulation an Themen heran geht, die gerade en vogue sind. Und so produziert er auf 445 Seiten alles, was ein aktueller Reißer braucht. Machtgierige Kardinäle und israelische Agenten, Profikiller und Terroristen duellieren sich gänzlich unkatholisch und natürlich werden auch die Machenschaften in den Konzentrationslagern nicht vergessen. Man sollte meinen, solch amerikanisches Stumpfsinngebrabbel könnte keinen Hund mehr hinterm Ofen hervor locken, aber Silva und der Piper Verlag sind offensichtlich anderer Ansicht.
Und das nicht ganz zu Unrecht, denn "Die Loge" kann mit dem üblichen Pseudoreligionskram auf genau dem selben Niveau Schritt halten. Hier wird innerhalb und außerhalb der Soutane geschossen und getrickst, dass Jerry Cotton seine Freude dran gehabt hätte und man fragt sich nur, bis wann jemand endlich einen weißen Ninja oder doch zumindest Jackie Chan in den Petersdom einschleust. Bei dem an den Haaren herbei gezogenen Inhalt, könnte auch eine heilige Allianz von Cotton und Chan nicht unrealistischer wirken, als ein israelischer Geheimagent und ein Monsignore, die gemeinsam auf einem Motorrad durch die Straßen Roms rasen, während der Papst in der Synagoge predigt.
Abgesehen von derlei Popenklamauk liest sich "Die Loge" in der Übersetzung von Wulf Bergner allerdings vortrefflich. Silva springt über München, Rom, Venedig, London, Wien etc. kreuz und quer durch Europa und hetzt seine Protagonisten spannungsgeladen aufeinander los. Wer darüber hinaus keine Probleme damit hat, dass literarische Figuren nicht einen Hauch Gewissen haben und munter zum Wohle der Allgemeinheit ihre Kanonen gebrauchen dürfen, müssen und sollen, der kann sich bei diesem Paradebeispiel an simplem Actionkino im Buchformat garantiert prächtig unterhalten. Bis zum bitteren Ende bleibt die Spannung erhalten, und der Leser muss nur fürchten, dass der letztendlich nicht gefasste Profikiller womöglich in einem Folgewerk des Autors wieder auf die selbe Klientel losgelassen wird.
Daniel Silva, Piper
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