Kein Rauch ohne Feuer

  • Hörbuch Hamburg
  • Erschienen: Januar 2006
  • 4
  • London: Macmillan, 2004, Originalsprache
  • Hamburg: Hörbuch Hamburg, 2006, Seiten: 4, Übersetzt: Deutschmann, Heikko
  • Berlin: Ullstein, 2008, Seiten: 460
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Sabine Reiß
83°1001

Krimi-Couch Rezension vonNov 2005

Spiel mit dem Feuer

Peter Robinson lässt in "Kein Rauch ohne Feuer" seinen Chief Inspector Alan Banks im kleinen Städtchen Eastvale nun bereits zum vierzehnten Mal ermitteln, zwei Folgebände sind noch nicht übersetzt. Und wenn man die Serie ein wenig verfolgt, dann meint man, Robinson würde sich langsam in Form schreiben. Er hat seinen Schreibstil in gleichem Maße weiterentwickelt, wie er auch seinem Protagonisten eine Reifung angedeihen ließ. Vom durchschnittlichen britischen Ermittler hat sich Banks zu einer charaktervollen, authentischen Person mit Format gewandelt, menschlich (was sich nicht nur in seiner Eifersucht zeigt) und mit einer sehr guten Menschenkenntnis, die ihm in seiner täglichen Arbeit zugute kommt.

Es brennt!

Diesen guten Riecher benötigt er auch, als er mit seiner Kollegin Detective Inspector Annie Cabbot (mit der er übrigens unlängst eine Affäre hatte) zu einem Brand gerufen wird. In zwei abgefackelten, besetzten Kanalbooten sind zwei Menschen umgekommen, jede Hilfe kam zu spät. In dem einen lebte ein Maler, in dem anderen ein junges Pärchen. Tina war drogenabhängig, Mark kümmerte sich um sie. An besagtem Abend war er nicht auf dem Boot, sondern ließ sie im Drogenrausch alleine zurück, um sich mit einem One-Night-Stand zu trösten. Ein gutes Alibi, denn bei weiteren Ermittlungen zur Brandursache stellt sich heraus, dass ein Brandbeschleuniger im Einsatz war - Brandstiftung. Mark beschuldigt Tinas Stiefvater, einen Arzt, der seine Stieftochter mit sexueller Belästigung in die Drogensucht getrieben haben soll. Aber auch der Nachbar der beiden Boote, der das Feuer gemeldet hat, gerät unter Verdacht. Warum hat er seine Kleidung sofort gewaschen, als er nach Hause kam? Und Thomas McMahon, der tote Künstler, bekam in den letzten Monaten mehrmals Besuch von zwei Männern. Auch sie könnten etwas mit der Brandstiftung zu tun haben. Grund genug für Banks, die Ermittlungen nicht nur in eine Richtung zu lenken. Und als es zu einem weiteren Brand kommt, gerät auch Mark wieder ins Visier der Polizei.

Robinson schreibt sich in Form

Robinsons Stärke ist die Charakterisierung seiner Figuren. Nicht nur sein Protagonist ist absolut glaubwürdig, auch die anderen Figuren werden lebensecht geschildert. Dies kam bereits in seinen früheren Büchern an den Tag, wo der Plot jedoch noch manches Mal arge Durchschnittkost darstellte. Jedoch hat sich der Autor wie hier schon erwähnt weiterentwickelt. Banks ist kein Landpolizist, der nur in seinem Dörfchen schmort, und dementsprechend sind seine Fälle in den letzten Büchern auch ein bisschen mehr, als "nur" der Mord im Dorf.

Die Mischung aus Mordermittlung und Einblick in das Privatleben in das Ermittlers ist Robinson sehr gut gelungen, was anderen Autoren so manches Mal aus der Hand gleitet. Das Ganze wird zusätzlich mit einem guten Maß an Schicksal anderer Mitwirkender gewürzt, also rundum gelungen abgeschmeckt. Zudem ist die Atmosphäre absolut stimmig, man kann richtig darin versinken. Obwohl die Romane in gewissen Punkten aufeinander aufbauen, kann man durchaus auch später in die Serie einsteigen, man wird durch anspruchsvollere Fälle belohnt und wird über das Drumherum vom Autor auf dem Laufenden gehalten.

Mehr als Durchschnittskost

"Kein Rauch ohne Feuer" ist eindeutig stärker als der Vorgänger, ich möchte sogar sagen, er gehört zu den besten Krimis Robinsons und reicht nahe an den zwölften Fall "Wenn die Dunkelheit fällt" heran. Zwar ist dort die Intensität von Beginn an zu spüren, die sich hier erst langsam entwickelt, doch die Spannung nimmt ab einem gewissen Punkt zu und Robinson versteht es meisterlich, den Täter recht lange im Dunkeln zu halten. Einziger Kritikpunkt ist vielleicht, dass sich die Anfangsphase etwas zu lange hinzieht, ein paar Seiten, wo noch nicht so recht klar ist, dass es eben mehr als nur Durchschnittskost am Ende herauskommt. Doch das kann man verschmerzen, denn das Ende ist einfach großartig und packend geschildert.

Nervenzerfetzenden Thrill und Serienmörderjagd darf hier kein Leser erwarten und doch kann Robinson auf eine ruhigere Art fesseln, mit einem Blick für die Motive der Täter und die Leiden der Opfer. Robinson hat hier ein Buch vorgelegt, dass das Zeug zum Klassiker hat.

Kein Rauch ohne Feuer

Peter Robinson, Hörbuch Hamburg

Kein Rauch ohne Feuer

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