Im schwarzen See
- Kindler
- Erschienen: Januar 2006
- 5
- Helsinki: Tammi, 2003, Titel: 'Veren vimma', Seiten: 313, Originalsprache
- Reinbek bei Hamburg: Kindler, 2006, Seiten: 384, Übersetzt: Gabriele Schrey- Vasara
- Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2007, Seiten: 367
Maria Kallio ist wieder im Ring
Die skandinavischen Kriminalromane glänzen mit den privaten Problemen der Ermittler. Es ist kaum einer unter ihnen, der nicht wenigstens ein bisschen schwermütig ist. Liegt es am Wetter? Leena Lehtolainen lässt ihre Protagonistin zumindest über das mangelnde Licht klagen und dass ihr die Sonne fehlt. Ansonsten scheint alles in Butter, zumindest zu Beginn. Kommissarin Maria Kallio ist nach dem Mutterschaftsurlaub, den sie nach der Geburt ihres zweiten Kindes angetreten hatte, wieder zurück im Dienst. Im Moment ist es zwar schwierig, Beruf und Familie unter einen Hut zu kriegen, weil ihr Mann Antti auf Dienstreise ist, aber die beiden schlagen sich tapfer. Aber dann läuft es bei Antti beruflich nicht so gut, sein befristeter Arbeitsvertrag endet und ein neuer ist nicht in Sicht, was die Beziehung belastet. Anscheinend kommt er doch nicht so gut damit klar, dass Maria mehr verdient als er. Abgesehen davon ist die Wohnsituation der beiden auch nicht gerade ideal. Der Kauf der Eigentumswohnung in einem größeren Wohnkomplex war eher eine Verlegenheitslösung.
Das große Lamentieren
Probleme sind also doch genug vorhanden, auch wenn sie keine Depressionen hervorrufen. Leena Lehtolainen bildet hier keine Ausnahme und lässt wie in ihren anderen Büchern auch das große Lamentieren zu. Zunächst war es die Entscheidung, ob Maria Antti heiraten soll, dann der Kinderwunsch, die Schwangerschaft und nun der Versuch, die Emanzipation wirklich auszuleben. Aber das ist der skandinaviengeprüfte Krimileser gewohnt. Der Kriminalfall steht dennoch im Vordergrund:
Der Mord an der bekannten Journalistin Anukka Hackman gibt Marias Abteilung Rätsel auf. Sie wurde während des Schwimmens in einem See erschossen. Ihr Buch über den berühmten finnischen Ralleyfahrer Sasha Smeds stand kurz vor der Veröffentlichung. Sollte darin etwas enthüllt werden, was nicht an die Öffentlichkeit gelangen soll? Das Manuskript gibt nichts derartiges preis. Vielleicht war ihr Ehemann eifersüchtig auf den Exfreund Anukkas, der sie immer noch mit Anrufen bedrängte? Oder war gar der besagte Exfreund der Täter, der sich nicht damit abfinden konnte, dass Anukka einen anderen heiratete?
Auch hier kann Leena Lehtolainen wieder mit der Figur von Maria Kallio punkten, die glaubwürdig dargestellt wird. Sie steht im Zentrum und bildet den Anziehungspunkt der Serie. Ihre Kollegen bleiben in diesem Fall etwas mehr im Hintergrund, was weniger stört, da sie durch wiederholtes Auftreten in der Serie bereits an Kontur gewonnen haben bzw. die Charakterisierung in den vorangehenden Büchern etwas deutlicher war. Nur die übrigen Personen wie Annukkas Ehemann und die Familie Smeds sind für meinen Geschmack etwas zu eindimensional geraten.
Die Intensität nimmt zum Ende hin zu
Noch kommt die Autorin ganz gut mit dem Problem zurecht, dem wohl jeder Autor einer Krimiserie über kurz oder lang gegenübersteht: Der Ermittler wird älter, wird befördert und soll dennoch die zentrale Person des Romans bleiben. Wie glaubwürdig ist es, wenn Vorgesetzte sich in die Ermittlungen einmischen, statt sich den administrativen Aufgaben zu widmen? Maria Kallio ist erst kurz vor ihrem Erziehungsurlaub befördert worden. Doch um ihre Glaubwürdigkeit auch in diesem Aspekt zu behalten, müssen die zu lösenden Fälle in Zukunft vielleicht etwas brisanter sein.
Etwas wirklich Neues präsentiert uns Frau Lehtolainen zu Beginn nicht, die Ermittlungen laufen gleichförmig und recht ereignislos ab, was anfangs auf Kosten der Spannung geht. Zum Ende hin nimmt jedoch die Intensität der Geschichte zu und das enthüllte Motiv wirkt sehr berührend, was das zunächst Alltägliche des Romans wieder ein wenig wettmacht. Das Motiv wurde zudem gut herausgearbeitet, blieb aber dennoch überraschend, so dass man nicht zu früh über den Täter Bescheid wusste. Alles in allem ist "Im schwarzen See" ein lesenswerter, typisch skandinavischer Krimi der eher ruhigen Art, der mit den anderen Büchern der Autorin absolut mithalten kann, auch wenn die Atmosphäre nicht gleich von Beginn an stark ist.
Leena Lehtolainen, Kindler
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