Der dritte Sumpf
- dtv
- Erschienen: Januar 2005
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- München: dtv, 2005, Seiten: 254, Originalsprache
Das meint Krimi-Couch.de: Mutiger Thriller, der spannende Unterhaltung bietet
Action-Thriller nach amerikanischer Machart aus deutscher Feder. Kann das gutgehen? Zumindest bietet der deutsche Filmregisseur und Produzent Bernhard Sinkel willkommene Abwechslung zu den meist pathetischen Thrillern aus USA, denn bei ihm sind die Amerikaner die absolut Bösen. Das, was sie in seinem Roman im Kampf gegen den internationalen Terrorismus bieten, verstösst mit Sicherheit gegen jegliche Abkommen und Menschenrechte.
Das Traurige an der Sache aber ist, dass sich Sinkel das nicht etwa alles aus den Fingern gesogen hat. Denn nach den Anschlägen vom 11. September hat Präsident Bush der CIA das Recht eingeräumt, die Terroristen der Al-Qaida zu verfolgen und zu töten. Sowohl im Roman als auch in der Realität nutzt die CIA dazu sogenannte Predator-Drohnen. Hochtechnologische unbemannte Fluggeräte, die mittels hochauflösender Kameras aus großer Höhe das Geschehen auf dem Erdboden unbemerkt verfolgen können und zudem mit Vernichtungswaffen ausgestattet sind. Ein solches Wunderwerk der Technik ist übrigens auf dem Rückumschlag des Buches abgebildet. Daß Sinkel diese Legalisierung der gezielten Ermordung von Verbrechern, mit der sie sich über jedes internationale Recht hinwegsetzen, kritisiert, ist zu begrüßen. Zumal es dabei gelegentlich zu sogenannten "Kollateralschäden" kommt, bei denen auch unschuldige Opfer zu beklagen sind. Daß er die Taten der Gegenseite, die denen der Amerikaner in keiner Weise nachstehen, dabei eher verharmlost und islamische Terroristen fast zu Helden hochstilisiert, jedoch weniger.
Ernste Politik unterhaltsam verpackt
Mut beweist der Autor mit diesem Buch allemal. Doch diese Kritik an der Bush-Regierung in einen Unterhaltungsroman mit Guten und Bösen zu verpacken, finde ich nicht ganz glücklich. Soviel zu den politischen Hintergründen. Der Romantitel "Der dritte Sumpf" basiert übrigens auf einem Bekennerschreiben der dem Al-Qaida-Netzwerk zugehörigen Brigade Abu Hafs al-Masri nach den Anschlägen in Madrid, in dem die Terroristen ankündigen, dass der Jemen neben Afghanistan und dem Irak zum "dritten Sumpf" für die USA werden soll.
Wen diese ganze Politik jedoch gar nicht interessiert, sondern einfach nur spannend unterhalten werden möchte, der liegt auf jeden Fall richtig.
Auf der Seite der Guten stehen Raoul Levkowitz, Sportjournalist, aufgewachsen in einem Landschulheim der DDR und seine Freundin, die amerikanische Kunstfliegerin Dorothy Jensen. Gegenüber auf der Seite der Bösen stehen alle anderen. Noch ein Hinweis, den ich leider allzu oft machen muß: Wer den vollen Lesespaß behalten möchte, der sollte den Klappentext nicht vorher lesen, denn dort werden schon ein paar grundlegende Dinge vorweg genommen.
Schatzsuche in der Wüste
Die Handlung beginnt in einem heruntergekommenen Hotel in Sana, der Hauptstadt des Jemen, wo Raoul und Dorothy abgestiegen sind. Dorothy soll für Professor McFarren, einen Archäologen, einen nicht ganz ungefährlichen Flug in die Wüste machen, wo der Professor Überreste der Stadt der Königin von Saba zu finden hofft. Raoul liegt derweil nach dem Genuss von verdorbenem Kamelfleisch mit Fieber und Durchfall im Bett und hat ein ungutes Gefühl, als Dorothy zu ihrem Flug aufbricht.
Mehr zum Inhalt wäre schon zuviel des Guten. Durch Rückblicke sowohl in die unmittelbare Vergangenheit als auch in die Kindheit des Protagonisten rekonstruiert der Autor fehlende Verständnislücken für den Leser und fasst auch Ereignisse aus dem Vorgängerroman "Bluff" zusammen.
Rasante Action mit den gewohnten Überraschungen
Vom grundlegenden Aufbau und von der Dramaturgie her steht Sinkels Thriller der gewohnten Kost aus Amiland in keiner Weise nach und legt ein hohes Tempo vor, das auch die zahlreichen Rückblenden nicht bremsen können. Wie üblich, wenn Geheimdienste im Spiel sind, entpuppt sich so mancher Charakter der Handlung als ein anderer als er zu sein scheint, doch von diesen Überraschungen, die für erfahrene Leser nur dann noch solche sind, wenn sie fehlen, lebt ein guter Thriller. Was natürlich auch nicht fehlen darf, ist ein gewisses Maß an Brutalität sowie ein mitreißender Showdown, bei dem es so richtig knapp wird. Und der wird hier richtig laut.
Sprachlich bietet das Werk Durchschnittskost, wobei man natürlich bei diesem Genre keinen künstlerisch hochwertigen Satzbau erwarten darf. Vom Plot her hat sich Bernhard Sinkel richtig Mühe gegeben und eine Story zusammengezaubert, die zwar an der Haaren herbeigezogen wirkt, doch von ihrer Vielschichtigkeit auf dem großen Thrillermarkt willkommene Abwechslung bietet und bei der man deutlich merkt, dass der Autor aus dem Filmgeschäft kommt.
Bernhard Sinkel, dtv
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