Die Akte Einbeck
- KBV
- Erschienen: Januar 2005
- 2
- Hillesheim: KBV, 2005, Seiten: 200, Originalsprache
- Daun: TechniSat Digital, Radioropa Hörbuch, 2006, Seiten: 5, Übersetzt: Jürgen Ebertowski
Ein weiter Bogen vom Drogenhandel über Falschgeld bis hin zum organisierten Verbrechen
Rudolph Schulz steht mit seiner Speditionsfirma vor dem Bankrott und so nimmt er höchst dankbar ein Angebot des holländischen Geschäftsmannes Willem van Graat an, der ihm für die Übernahme seiner Firma immerhin satte 200.000 Euro anbietet. Doch es kommt noch besser: Alle Arbeitsplätze bleiben erhalten, in den Standort werden 5 Mio. Euro gesteckt um den Firmensitz aufzupeppen und Schulz bekommt einen lukrativ bezahlten Job als Leiter des Fuhrparks. Im Ergebnis entsteht die neu gegründete Firma Asian Premium Food (APF), welche von der kleinen Stadt Einbeck asiatische Luxuslebensmittel europaweit vertreiben will.
Ken Tadayama, ein japanischer Banker, kommt im Rahmen eines Manageraustausch-programmes ebenfalls nach Einbeck, wo ihm zusammen mit seinem Kollegen Ulrich Öztürk und seinem Bankchef Heinrich Benten recht bald einige Ungereimtheiten im Zusammenhang mit den Kontenbewegungen der Firma APF auffallen. So beliefert APF laut Firmenprospekt mit hochwertigen Produkten "europaweit" fast ausschließlich japanische Spitzenrestaurants, kann aber Einnahmen in sechsstelliger Höhe aus zahlreichen Ländern verbuchen, die sodann an den Mutterkonzern in Rotterdam weiter fließen.
Außerdem tauchen in Einbeck vermehrt Blüten falscher Euroscheine auf und auch der Drogenkonsum steigt merklich an. Da wird eines Tages der Kleindealer Heinz Krekel erschossen aufgefunden, der zuletzt als "Mädchen für alles" für APF arbeitete und erst vor kurzem die Entdeckung machte, dass an Stelle der Beifahrer-Airbags in den Transportern der APF gut getarnte Geheimfächer angebracht sind...
Jürgen Ebertowski hat mit dem KBV-Verlag einmal mehr einen neuen Verlag gefunden (bisher u. a. Ullstein) und wer alleine einen Blick auf die Titel seines bisherigen Schaffens wirft (z. B. Aikido Speed), der ahnt bereits vorab, dass der Japanexperte und Aikido-Lehrer Ebertowski in seinem aktuellen Werk erneut zahlreiche fundierte Details aus seinen diesbezüglich reichhaltigen Erfahrungen einfließen lässt.
Doch Achtung! An dieser Stelle muss vor den Nebenwirkungen des Romans ausdrücklich gewarnt werden. Wer dieses Buch liest läuft nämlich Gefahr, seinen nächsten Urlaub in Einbeck und dort jeden Abend im Restaurant "Brodhaus" zu verbringen. Außerdem erscheint eine Mitgliedschaft in einem Aikido-Club unumgänglich, denn von Ulrich Öztürk über Ken Tadayama bis hin zur Reporterin der Einbecker Morgenpost Iris Veltheim ist für auffällig viele Personen das Training offenbar der Lebensmittelpunkt, um nicht zu sagen, der Sinn des Lebens. Eine Ehrenmitgliedschaft im Deutschen Aikido-Bund oder der Aikido-Union Deutschlands dürften dem Autor in naher Zukunft somit gewiss sein.
Auch wenn das Buch mit gerade einmal 197 Seiten recht dünn ausfällt, schafft es Ebertowski dennoch, einen ebenso gut lesbaren wie authentischen Wirtschaftskrimi vorzulegen, der mit Elementen des fernöstlichen Lebensstils gespickt ist (Aikido, japanisches Essen, Yakuza) und - wie oben angerissen - den Bogen vom Drogenhandel über Falschgeld bis hin zum organisierten Verbrechen spannt.
Leider hat es der Autor vor lauter Leidenschaft für seine vorgenannten Interessensgebiete versäumt einen Spannungsbogen aufzubauen, der den Leser in irgendeiner Form mitfiebern lässt. Der in der Inhaltsangabe des Buches bereits vorweg genommene Mord an Heinz Krekel erfolgt auf Seite 131, wobei der Leser sich nicht die Mühe machen muss, den Täter zu erraten, da dieser bereits vorweggenommen wird.
Dazu passend kommt die Polizei lediglich marginal, also (fast) gar nicht, in dem Buch vor, denn die Aufklärungsarbeit leisten ausschließlich die drei Banker (Tadayama, Öztürk, Benten) und die Journalistin der Morgenpost.
Wer sich für Regional- oder Wirtschaftskrimis sowie für die Faszination des Fernen Ostens interessiert, findet mit dem vorliegenden Roman eine kurzweilige und atmosphärisch gut umgesetzte, wenngleich leider recht vorhersehbare Geschichte. Der Roman gibt zudem einen guten Einblick in die Arbeitsweise (Organisation) des internationalen Verbrechens. Daher eine Empfehlung für einen verregneten Herbsttag.
Jürgen Ebertowski, KBV
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