Mitten ins Herz
- Goldmann
- Erschienen: Januar 2002
- 13
- New York: St. Martin’s Press, 2001, Titel: 'Seven up', Seiten: 309, Originalsprache
- München: Goldmann, 2002, Seiten: 350, Übersetzt: Thomas Stegers
- München: Goldmann, 2003, Seiten: 350
Aktenzeichen Schmorbraten
Stephanie Plum ist wieder da, inzwischen zum siebten mal. Die tollpatschige Kautionsdetektivin hat sich wohl nunmehr auch in Deutschland einen so großen Fankreis aufgebaut, dass erstmals eine Hardcover-Version eines ihrer Fälle auf den Markt kommt. "Mitten ins Herz" heißt im Original "Seven Up", was das Prinzip der Autorin Janet Evanovich weiter verfolgt, die Titel der Abenteuer ihrer Heldin durchzunummerieren.
Gemessen an Spannung und Brisanz des Falles steht dieses Buch wohl den Büchern anderer Autoren wieder einmal um einiges nach. Aber das ist nicht weiter schlimm, denn die Bücher von Evanovich leben von einem wirklich einmaligen Humor und mit spitzer Feder beschriebenen Charakteren. Die Bücher um die Fälle der Kautionsdetektivin Stephanie Plum sind wirklich die einzigen, bei denen die Hauptfiguren in meiner Phantasie als Comic-Figuren herumgeistern. Trotzdem bleibt neben dem Spaß immer noch genug skurrile Action übrig, die für Aufregung bis zur letzten Seite sorgt.
Das Handlungsgerüst kommt dem Leser inzwischen sehr bekannt vor. Stephanie wird von ihrem Vetter Vinnie, der Verbrecher auf Kaution bis zu ihrer Verhandlung aus dem Gefängnis holt, beauftragt, einen alles andere als rüstigen Rentner namens Eddie DeChooch zur nächsten Polizeistation zu bringen, wo er einen Termin für eine neue Verhandlung bekommt und darauf dann hinter Gittern warten darf. Es kommt wie es immer kommt, Stephanie schafft es nicht, den Mann, der nur noch schlecht sehen und hören kann, Probleme beim Wasserlassen hat und in einem auffälligen Wagen durch die Stadt fährt, zu verhaften. Immer wieder geht er ihr durch die Lappen. Dummerweise liegt eine Fahrerin vom Essen auf Rädern tot in seinem Gartenschuppen. Hat Eddie sie auf dem Gewissen?
Gleichzeitig verschwindet Dougie, ein Hehler und Freund von Stephanie. Er hat irgendwelche Geschäfte mit Eddie gemacht. Kurz darauf wird auch Mooner, Dougies Freund bedroht. Ein erster Hinweis darauf, was Eddie mit Dougie und Mooner abzurechnen hat, gibt ein gestohlener Schmorbraten, der in der Tiefkühltruhe von Eddie wieder auftaucht.
Bis zur Auflösung des Falls geschehen wieder haarsträubende Sachen. Es geht zum Schlammcatchen und Stephanies Oma wird entführt. Es gibt herrliche Szenen am elterlichen Esstisch, wo neben Steph und ihrer Grandma diesmal auch ihre Schwester Valerie und deren beide Töchter Platz nehmen. Valerie hat sich von ihrem Mann getrennt und ist nun fest entschlossen, Lesbe zu werden. Hingegen platzt Stephanie mit der Nachricht heraus, dass sie Joe Morelli heiraten wird. Ihr Kollege Ranger verlangt jedoch zeitgleich von ihr eine gemeinsame Liebesnacht, falls er ihr bei der Verhaftung Eddies helfen kann. Es gibt wieder einmal ein paar zu Schrott gefahrene Autos, unzählige schrullige Senioren und Altganoven, eine Reihe ungebetenen Besuchs in Stephanies Wohnung und Totenandachten in den Beerdigungsinstituten der Stadt. Die altbekannten Versatzstücke.
Hier liegt auch meine größte Kritik an dem Buch. Es fehlt ihm das wirklich neue. In Band 6 (Tödliche Versuchung) war es der Hund Bob. Hier soll wohl Schwester Valerie für neuen Schwung sorgen, bleibt jedoch winzige Randfigur. Inzwischen treten so viele bekannte Gesichter auf, dass besonders im ersten Drittel des Buches immer wieder auf alte Fälle verwiesen wird. Dem neuen Leser wird das nicht immer eine Hilfe sein, da sich Evanovich hierbei sehr kurz fasst, um ihre Stammleser nicht zu langweilen.
So bleibt zu resümieren, dass "Mitten ins Herz" ein locker und leicht zu lesender Roman mit einem nicht ganz Ernst zu nehmenden Kriminalfall ist, der von der Komik seiner Charaktere lebt. Er bietet dabei jedoch keine neuen Sprünge und spinnt das vollkommen aus der Bahn geratene Liebesleben Stephanies lediglich einen kleinen Hauch weiter. Für Fans der Reihe geeignet, für absolute Neueinsteiger empfehle ich frühere Titel.
Janet Evanovich, Goldmann
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