Vier Morde und ein Hochzeitsfest
- Goldmann
- Erschienen: Januar 2000
- 6
- New York: St. Martin’s Press, 1999, Titel: 'High five', Seiten: 292, Originalsprache
- München: Goldmann, 2000, Seiten: 346, Übersetzt: Thomas Stegers
- München: Goldmann, 2009, Seiten: 346
Das meint Krimi-Couch.de:
In Vinnie Plums Kautionsbüro herrscht tote Hose. Eigentlich würde Stephanie Plum, deren korrekte Berufsbezeichnung "Beauftragte zur Ergreifung flüchtiger Personen" lautet", dringend Geld benötigen und deshalb ihrem Job als Kopfgeldjägerin nachgehen, aber die Verbrecher scheinen alle ehrlich geworden zu sein. Folglich hat sie Zeit, sich um ihren Onkel Fred zu kümmern, der nach Vermutungen von Oma Mazur durch Aliens entführt worden ist.
Vor seinem Verschwinden fiel der knauserige Verwandte einer Müllgesellschaft ordentlich auf den Wecker, denn mit den Abrechnungen dürfte etwas nicht gestimmt haben. Als Stephanie die Habseligkeiten des Onkels näher begutachtet, fallen ihr grausige Photos in die Hände, die in Müllsäcken verpackte Leichenteile zeigen. Hat der alte Geizkragen etwa versucht, die Müllgesellschaft mit diesen Fotos zu erpressen oder war der Alte einfach pervers?
Auf jeden Fall scheint seine Frau Mabel nicht sonderlich betrübt über seine Abwesenheit zu sein und geht davon aus, dass Fred inzwischen das Zeitliche gesegnet hat. Sie schafft sich neue Möbel an und ein neues Auto. Auch Stephanie Plum sollte sich einen neuen fahrbaren Untersatz zulegen, denn wie üblich, fliegt auch diesmal wieder ihr Dienstgefährt in die Luft.
Und ihr großes Vorbild, der Kopfgeldjägerprofi Ranger Manoso, der bei Miss Plum immer für Kribbeln im Höschen sorgt, stellt sie in seine Dienste, natürlich unter Beistellung eines teuren, schwarzen Dienstwagens, was Stephanies gelegentlichem Bettgefährten, dem Polizisten Joe Morelli, so überhaupt nicht passt. Doch Stephanie tut ohnehin immer das Gegenteil von dem, was man ihr rät, und das Chaos ist unausweichlich ...
"Vier Morde und ein Hochzeitsfest" ist eine gelungene Fortsetzung der bisherigen vier Romane, die Janet Evanovich rund um die Katastrophenmaid Stephanie Plum und ihre Freunde komponiert hat. Von Mal zu Mal beginnt es zwischen Stephanie und ihren männlichen Kontrahenten Morelli und Manoso stärker zu knisten. Das hat zur Folge, dass die kriminalistische Handlung zwar deutlich vorhanden ist, aber im Endeffekt eher ein vergnüglicher Frauenroman einer umständlichen "Menage à trois" entstanden ist, der von den witzigen Dialogen der handelnden Personen lebt.
Kenner der Slapstickkautionsdetektivin Plum warten auf jeder Seite darauf, dass endlich ein Auto in seine Einzelbestandteile zerlegt wird, die doppelt und dreifach gesicherte Wohnungstür Stephanies ungewollt geöffnet wird und ihr auch sonstige Missgeschicke passieren, die Leib und Leben der quirligen Mischung aus italienischen und ungarischen Vorfahren gefährden.
Evanovich versteht es vor Allem, die weiblichen Charaktere in herrlich skurrilem Licht erscheinen zu lassen. Wenn Oma Mazur mit orangen Haaren und einer geladenen 45er wieder ein Mal ein Beerdigungsinstitut heimsucht, weil es mit Ausnahme des Friseursalons und dem Bingo im Altersheim sonst kaum Unterhaltung in der Reihenhaussiedlung "Burg" gibt, oder die überstämmige Ex-Prostituierte Lula in knalligen Radlerhosen und mit überwältigender Oberweite Stephanie bei ihren Einsätzen assistiert, kann man sich vor Lachen auf die Schenkel klopfen.
Frau Evanovich nimmt auch wieder Anleihen bei den Figuren aus dem ersten Band ihrer Plum-Serie, um ein wenig zusätzliche Spannung zu erzielen. Doch Spannung ist nicht das Metier der Autorin und wahrscheinlich auch nicht das beabsichtigte Stilmittel. Ihre große Stärke liegt in der locker-schnoddrigen Art der Präsentation, die Thomas Stegers recht nett übersetzt hat, aber auch er schafft es in diesem Band nicht, den Wortwitz aus dem Amerikanischen vollständig zu transponieren. Dabei ist er von den bisherigen Übersetzern noch derjenige, der sich am Nähersten am Original bewegt. Wobei sich mir noch immer die Frage stellt, warum speziell die Buchtitel so gar nichts mit den Originaltiteln zu tun haben, denn "Hot Five" hat überhaupt nichts mit "Vier Morde und ein Hochzeitsfest" zu tun.
Bei allen Anmerkungen darf man aber nicht vergessen, zu erwähnen, dass sich auch dieses Elaborat aus der Evanovichen Feder jeder Zeit für einen vergnüglichen Leseabend eignet. Und Fans der Autorin und ihrer liebenswerten Heldin finden auch im fünften Band wieder eine Pflichtlektüre, für deren Veröffentlichung man dem Goldmann-Verlag zu Recht eine "Hot Five" verleiht.
Janet Evanovich, Goldmann
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