Todessturz
- Gmeiner
- Erschienen: Januar 2005
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- Meßkirch: Gmeiner, 2005, Seiten: 229, Originalsprache
Ein Anhang voller Kochrezepte rettet einen schwachen Krimi nicht
Elisabeth Westenberger bittet Privatdetektiv Peter Merton um Hilfe. Er soll den Mord an ihrem Sohn Markus aufklären. Mit fünf Bekannten feierte Markus eine Geburtstagsfeier in Umbrien und stürzte im Laufe des Abends stark angetrunken von einem Turm. Die italienische Polizei nimmt den Fall als Selbstmord zu den Akten, doch Markus Mutter ist davon überzeugt, dass einer der Gäste ihren Sohn auf dem Gewissen hat. Da er das Geld gut gebrauchen kann, nimmt Merton den Fall ohne zu zögern an und startet mit Befragungen der einzelnen Beteiligten, unterstützt von seiner Bekannten Kimberley. Dabei finden die Beiden recht bald heraus, dass Markus Westenberger ein bekannter PC-Freak war, der sich unter dem Namen Kim Conolly einen ebenso legendären wie umstrittenen Ruf erarbeitet hat. Als ehemaliger PC-Hacker gründete er eine Software-Firma und scheffelte auf der Börsenwelle der New Economy Millionen bevor er ebenso schnell nach dem Börsencrash wieder Pleite ging. Darauf hin bot er vor allem Leuten aus dem Frankfurter Rotlichtmilieu "sichere" Wertpapiergeschäfte mit hohen Renditen an, verzockte das Geld aber im Spielrausch. Seitdem war auch die Mafia hinter ihm her und während Merton versucht, den Täter unter den Freunden zu finden, gerät er selber zunehmend in die Schusslinie...
Der "Spezialist für Krimis mit Lokalkolorit" - der Gmeiner-Verlag - schickt mit dem vorliegenden Debütroman von Adolf Heinzlmeier einen weiteren neuen Autor ins Rennen. Dabei hat Heinzlmeier schon zahlreiche Bücher geschrieben, überwiegend über international bekannte Schauspieler, aber eben noch keinen Krimi. Da der Roman gerade einmal 220 Seiten umfasst, muss der Autor notgedrungen stark aufs Tempo drücken und hetzt seinen Protagonisten Peter Merton zügig von einem Ort zum anderen, um die fünf Bekannten des Verstorbenen in Frankfurt, Darmstadt, Berlin, am Chiemsee sowie in Venedig zu befragen. Die Stadt Frankfurt, in der Merton lebt, wird dabei ordentlich porträtiert, die übrigen Schauplätze werden aus Zeit- bzw. Platzmangel immerhin noch ansatzweise beschrieben und so kann sich der Leser recht gut an die jeweiligen Örtlichkeiten versetzen. Weniger gelungen sind die Charakterdarstellungen der Personen, allen voran der blass bleibende Merton selber. Über ihn erfährt der Leser nur wenig, so z. B. dass sich seine Frau von ihm getrennt hat, er unter Geldproblemen leidet und bei fast jeder Gelegenheit Alkohol konsumiert.
Der leidlich spannende Plot liest sich eher wie ein Drehbuch denn wie ein Roman, wofür die oft schnell hintereinander folgenden Szenewechsel verantwortlich sind. Nach kurzer Vorstellung der Schauplätze folgen die Befragungen der Bekannten zum Verlauf des fraglichen Abends und mit zunehmenden Aussagen wird nicht nur Peter Merton, sondern auch der Leser immer irritierter. Wer sagt die Wahrheit, wer hat was zu verbergen? Damit nicht genug kommt, auch noch (erfrischend halbherzig - Achtung Ironie!!) die Mafia aus dem Frankfurter Rotlichtmilieu ins Spiel und so ist nach all dem Wirrwarr der ersten 190 Seiten vor allem die Auflösung der Geschichte schlichtweg zu billig, denn (stark reduziert) sagt X aus, dass es Y war. So einfach bzw. einfallslos kann es manchmal sein... Der Rest ist ein Showdown, den man ebenfalls schon unzählige Male gelesen hat und so tragen insbesondere die letzten Seiten zu einem negativen Gesamteindruck bei. Da hilft es wenig, dass man einen Buchpreis gewinnen kann, wenn man drei in dem Roman versteckte Persönlichkeiten aus Frankfurt errät. Als weiteren "Bonus" erhält der Leser übrigens im Anhang noch ein paar Kochrezepte. Immerhin das ist "innovativ", rettet einen schwachen Krimi aber nicht.
Adolf Heinzlmeier, Gmeiner
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