Eiskalt ist die Zärtlichkeit
- Droemer-Knaur
- Erschienen: Januar 2005
- 31
- New York: Warner Books, 2003, Titel: 'Don't tell', Seiten: 501, Originalsprache
- München: Droemer-Knaur, 2005, Seiten: 636, Übersetzt: Elisabeth Hartmann
- Berg: Lagato, 2008, Seiten: 6, Übersetzt: Julia Fischer
- München: Knaur, 2009, Seiten: 636
- Augsburg: Weltbild, 2010, Seiten: 636
Eines der realistischsten und packendsten Bücher der letzten Monate
Die Flucht von Grace Winter und ihrem minderjährigen Sohn vor ihrem brutalen Ehemann Robb scheint geglückt zu sein. Mit neuer Identität baut sie sich in einer anderen Stadt ein neues Leben auf.
Es ist reiner Zufall, dass der Fluchtwagen der Frau gefunden wird. Jetzt weiß der Polizist Robb Winter, dass seine Frau und sein Sohn noch am Leben sein müssen. Er vergisst alles rund um sich, setzt sich auf die Spur der Flücktigen, denn er will nicht nur seine Frau zurück haben, sondern vor allem seinen Sohn.
Grace Winter heißt jetzt Caroline Stewart. Ihren Lebensunterhalt verdient sie am Carrington College in Chicago als Sekretärin und so nebenbei steht sie auch kurz vor dem Abschluss ihres Jurastudiums. Ihr alter Chef ist verstorben und der neue Boss ist so völlig anders. Auch er trägt offensichtlich eine ungeklärte, familiäre Vergangenheit mit sich herum. Caroline will eigentlich nichts mehr von Männer wissen, aber sie fühlt sich zu dem Mann hingezogen und auch er sieht in Caroline mehr als nur eine Sekretärin. Es bahnt sich eine zarte Liebe an, die immer wieder durch zu wenig gegenseitiges Vertrauen getrübt wird, aber schlimmer noch ist die Tatsache, dass die Vergangenheit wieder zum Albtraum wird...
"Eiskalt ist die Zärtlichkeit" ist das erste Buch der Amerikanerin Karen Rose, das im Knaur Taschenbuchverlag erschienen ist. Der Thriller ist eine beinharte Auseinandersetzung mit einem Schicksal, das nicht wenige Frauen erleiden. Die Alltagstragödien werden so realistisch geschildert, dass es dem Leser die Haare aufstellt und die Ohnmacht der Frauen, die in diesen Teufelskreis geraten sind, kann man höchstens durch Tatortfotos eindrucksvoller belegen.
Die Thematik dieser traurigen Situation, die durch die Ignoranz und fehlende Zivilcourage unserer Gesellschaft noch verschlimmert wird, kann wahrscheinlich nur von einer Frau so eindringlich zu Papier gebracht werden, wie dies Karen Rose tut, die auch gleich die Unmenschlichkeit recht ordentlich in eine Handlung verpackt, der man sich kaum entziehen kann.
Selbst wenn amerikanische Verhältnisse vielfach nicht in unsere Breiten übertragbar sind, bleibt die Dunkelziffer derer, die auch bei uns diesen grausamen Lebensweg gehen, viel zu groß. Gewalt gegen Frauen, Gewalt gegen Kinder, Gewalt in der Gesellschaft. Diese Themen sind leider aktuell und "Eiskalt ist die Zärtlichkeit" hat das Zeug, die notwendige Diskussion und Aufklärung dazu ohne erhobenen Zeigefinger unters Lesevolk zu bringen.
Warum der Verlag diesen brisanten Stoff als Ladythriller vermarktet, ist allerdings völlig unklar, denn es kann gar nicht genug Leser geben, die wieder einmal auf die Tatsache hingewiesen werden, dass hinter des Nachbarn Tür Dinge passieren könnten, vor denen man sich aus Angst vor Einmischung die Scheuklappen umlegt. Ich würde sogar so weit gehen, dieses Buch für höhere Schulklassen als Lektüre zu empfehlen.
Die Charaktere, die Karen Rose zeichnet, sind zwar rundum keine Alltagstypen, aber das zeigt nur, dass die Probleme wohl in jeder Gesellschaftsschicht auftreten können und dass die Lösung solcher Probleme meist nur dann erfolgen kann, wenn den Betroffenen die Augen geöffnet werden und die Umwelt entsprechend reagiert. Für mich ist "Eiskalt ist die Zärtlichkeit" eines der realistischsten und packendsten Bücher der letzten Monate, das keinen konstruierten Kriminalfall braucht, um zu wirken.
Karen Rose, Droemer-Knaur
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