Das Jesusfragment
- Knaur
- Erschienen: Januar 2005
- 8
- Paris: Flammarion, 2003, Titel: 'Le testament des siècles', Seiten: 375, Originalsprache
- München: Knaur, 2005, Seiten: 432, Übersetzt: Antoinette Gittinger
- München: Knaur, 2007, Seiten: 428
Auf den Spuren von Dan Brown und Scott McBain
Der französische Autor Henri Loevenbruck wandelt in seinem vierten Roman "Das Jesusfragment" auf den gerade boomenden Pfaden der literarischen Vermarktung religiöser Inhalte. In vorliegenden Elaborat, das der Knaur Verlag als "Krimi des Monats" auf den Markt wirft, geht es um den mysteriösen Stein von Iorden, der eine sensationelle, letzte Botschaft von Jesus Christus enthalten soll. Zahlreiche Geheimbünde wissen von der Existenz dieses Steines, aber niemand weiß, wo dieser zu finden sei.
Damien Louvel, gefeierter Drehbuchautor beim amerikanischen Fernsehen, hat genug vom Schreiben und genügend Geld. Nach dem Tod seiner Mutter ist er in die Staaten ausgewandert, weil er sich mit seinem Vater absolut nicht verstand. Jetzt ist der alte Herr angeblich bei einem Unfall verschieden und Damien düst nach Frankreich. Papa hat ihm ein Haus in einem Dorf vererbt, in dem er die letzten Jahre eifrigst damit verbracht hat, Botschaften von Leonardo Da Vinci und Albrecht Dürer zu entziffern und damit den geheimnisvollen Ort zu eruieren, an dem sich der Stein von Iorden befindet. Und er scheint Erfolg gehabt zu haben. Denn kaum ist Damien im Haus angekommen, wird dieses prompt abgefackelt und man versucht ihn um die Ecke zu bringen.
Hilfe erhält er von der hübschen Sophie, einer Journalistin, die auf der Jagd nach dieser Story ist und ihm erklärt, worum es eigentlich geht. Gemeinsam versuchen die Beiden dem mörderischen Hickhack um die kryptischen Botschaften zu entkommen und dabei das Geheimnis zu klären. Hilfreich zur Seite steht ihnen dabei ein unbekannter Hacker, der nicht nur die nötigen Informationen aus dem Internet beschafft, sondern auch ein Fachmann für Kryptographie ist.
Mit dem "Das Jesusfragment" begibt sich Henri Loevenbruck gar nicht erst auf das Glatteis eines Dan Brown und versucht nicht vermeintliche Tatsachen zu vermitteln. Die Geschichte ist klar als Fiktion erkennbar und als solche recht spannend und flüssig geschrieben. Genügend Action lässt die Story gar nicht erst langweilig werden, aber zum absoluten Reißer fehlt die sympathische Ausgestaltung der Charaktere, damit der Leser mitfiebern kann. Die "Bösen" in diesem Buch werden zwar als Gruppierungen ziemlich deutlich erkennbar, aber als Einzelpersonen sind sie praktisch nicht identifizierbar. Die Spannung schwankt spürbar zwischen den Aktionssequenzen und den Internetrecherchen mit ihren Erläuterungen. Humor kommt gar nicht erst auf, und so laufen die Dialoge reichlich trocken durch die Geschichte, bei der zwar gelegentlich Emotionen anklingen, aber dann nicht genügend heraus gearbeitet wurden und im Sand verlaufen.
Alles in allem hat der Autor aus dem an sich interessanten Stoff einen Durchschnittsthriller gemacht, der für einige Stunden nette Leseatmosphäre sorgt, aber auch nicht mehr. Mit Dan Brown oder Scott McBain kann man Monsieur Loevenbruck sicherlich vergleichen, wenn man "Sakrileg" oder "Die Geheimloge" zu Grunde legt. In dieser Liga braucht sich der Autor nicht zu verstecken. Jene Leser, die Gefallen an der thematischen Aufbereitung pseudoreligiöser Stoffe finden, werden mit "Das Jesusfragment" sicherlich einen guten Griff machen und Gefallen an dem Buch finden.
Henri Loevenbruck, Knaur
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