Der Rächer der Königin
- Erschienen: Januar 2005
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England im Jahr 1586. Thomas Finbow führt als Falkner auf dem Anwesen von Sir Robert Vicary und dessen Ehefrau Lady Margaret ein friedliches Leben in den Berkshire Downs. Da wird ein Toter im Wald gefunden wird: Die übel zugerichtete Leiche von Nathaniel Pickering, Lady Margarets unnützem und trunksüchtigen Bruder: Doch wer ist der Mörder? Und wer bedroht Lady Margaret? Unversehens gerät Thomas Finbow in einen Strudel aus Intrigen, Betrug und Verrat. Um das Leben und die Ehre seiner geliebten Herrin zu retten, nimmt der Falkner den Kampf mit einem der mächtigsten und zwielichtigsten Männer Londons auf ...
Auflösung an Einfallslosigkeit nicht zu überbieten
Auch im 16. Jahrhundert wurde bereits gemordet. Doch war zu diesen Zeiten Ansehen und Würde wichtiger als einen Mörder seiner gerechten Strafe zuzuführen, und so wurde schon mal das ein oder andere Verbrechen vertuscht.
Der Falkner Thomas Finbow begleitet seinen Herrn Sir Robert Vicary nach Surrey auf den Herrensitz Barrowhill, wo dieser an einer Jagd teilnehmen will. Der dortige Hausherr, der Earl of Reigate, ist ein eitler Geck und nur auf sein eigenes Ansehen bedacht. Seine Ehe mit Lady Felice besteht auch nur noch zum Schein. So kommt es dem Grafen natürlich alles andere als gelegen, als bei der Jagd der unsympathische Sir George Brunning tot aufgefunden wird. Und so wird denn auch alles getan, um den Tod als Unfall zu deklarieren, obwohl an sein Wams ein Fetzen Pergament geheftet war mit einer lateinischen Botschaft, die soviel bedeutet wie "Tötet die Gottlosen".
Sir Robert will das Geschehen jedoch nicht auf sich beruhen lassen und stellt fest, dass Sir George durch einen Stich in den Hals getötet wurde. Zum Schein spielt Sir Robert das Spiel mit, doch erteilt er seinem Falkner die Anweisung, sich umzuhören und gibt ihm die Erlaubnis, sich frei zu bewegen, um Licht in das Geheimnis zu bringen.
Der Mord an Sir George bleibt nicht der einzige. Doch man bewaht weiter Stillschweigen und schon bald geht in der Gesellschaft die Angst um, das nächste Opfer zu werden, denn über die Motive des Täters tappt man weiter im Dunklen.
Es mag zwar eine originelle idee des britischen Autoren sein, als Protagonisten und Amateur-Detektiv einen Falkner einzusetzen, doch sollte er nicht stillschweigend voraussetzen, dass jedermann mit der Falkenjagd vertraut ist, denn Begriffe wie Beiz, Federspiel, Bellfessel oder Sprenkel werden weder in einem Glossar erklärt noch - was zweifellos besser gewesen wäre - im Zusammenhang näher erläutert und so erfährt der Leser nicht wirklich viel über die Jagd.
Mit Thomas Finbow hat Pilkington einen rundum positiven Charakter erschaffen. Ergeben seinem Herrn gegenüber, mit großer Leidenschaft an der Falknerei, zuverlässig, heldenhaft und der Liebe nicht abgeneigt, obwohl er nach dem Tod seiner Ehefrau nicht mehr geheiratet hat. Er hat ein gutes Urteilsvermögen, ist sich aber nicht zu fein, eine vorgefasste Meinung auch mal zu revidieren.
Pilkington schafft eine Atmosphäre, wie man sich England im 16. Jahrhundert vorstellen würde. Allerdings lernt man nur die adlige Gesellschaft kennen sowie Menschen in einer einfachen Gastwirtschaft. Man feiert gerade den Sieg über die spanische Armada, das ist jedoch auch bereits alles, was man an historischen Hintergründen erfährt. Zu wenig für einen historischen Roman.
Dem Autor gelingen zwar einzelne Spannungshöhepunkte, z.B. wenn er seinen Helden in eine Schlägerei verwickelt, doch über den gesamten Verlauf der Geschichte hinweg bleibt der Spannungsbogen doch recht flach. Man erwartet dunkle Geheimnisse und hofft auf überraschende Verwicklungen, doch der Plot bleibt recht eindimensional.
Sehr enttäuschend dann die Auflösung des Falles: daß plötzlich einer der Beteiligten daherkommt und sagt: "Ich weiß, wer der Mörder ist. Es ist..." ist so ziemlich das Einfallsloseste, was mir in Kriminalromanen bisher untergekommen ist.
Von der Idee her ist die Reihe um den Falkner Thomas Finbow sicher originell, doch das, was wir in seinem zweiten Band lesen können, reißt einen nicht gerade vom Hocker.
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