Morpheus
- Argon
- Erschienen: Januar 2005
- 181
- Berlin: Argon, 2005, Seiten: 6, Übersetzt: Christiane Paul
Einschläfernde Umsetzung des Stoffes und alptraumhaft langweiliger Sequenzen weiblicher Unlogik
Man nehme eine erfolgreiche, junge Staatsanwältin, die obendrein reichlich hübsch sein dürfte, und sich mit einem der leitenden Special Agenten, namens Dominick Falconetti, Tisch und Bett teilt. Dazu füge man eine Prise persönlicher Vergangenheit in Form stundenlanger Vergewaltigung der selben Staatsanwältin und stelle dann den Mann vor Gericht, wobei genau dieselbe Anwältin als Vertreterin der Anklage fungiert. Was soll denn die arme Seele tun, wenn sie zu blöd war, um wegen Befangenheit abzulehnen, weil sie den Schweinehund unbedingt mittels Giftspritze oder via Elektrischem Stuhl in die Ewigen Jagdgründe katapultiert sehen will?
Doch der Mann, der elf Frauen ermordet hat (und nur die Anwältin wurde verschont(!?)), ist nicht gewillt, das ohne Weiteres hinzunehmen, denn nicht nur die Frau Staatsanwalt hat ganz bewusst Beweise unterschlagen. Die Bullen, die den Killer verhaftet haben, taten dies auf Grund eines anonymen Hinweises. Und das ist absolut unzulässig im amerikanischen Gerichtswesen, also bleibt dem Inhaftierten noch ein Weg zur Wiederaufnahme des Verfahrens offen, und der könnte mit einem Freispruch enden.
Das wäre das Letzte, was unsere Staatsanwältin C.J. Larson gebrauchen könnte. Aber das ist erst der Anfang unserer Geschichte, denn einer, der sich Cop-Killer nennt, kennt die ganze Geschichte hautnah. Es ist nicht der Psychiater der Staatsanwältin, der ihre geheimsten Sexualwünsche kannte und ihr den Vergewaltiger zwischen die Beine serviert hat. Und es kann auch nicht derjenige sein, der hinter schwedischen Gardinen auf seine Chance wartet. Das Einzige, was C.J. erkennt, ist die Tatsache, dass der Cop-Killer all jene Cops fingerfertig aufschlitzt, so dass sie an ihrem eigenen Blut ersticken, die mit C.J. am getürkten Prozess beteiligt waren. In südamerikanischen Drogenkreisen nennt man diese Todesart "Krawatte", aber was haben die Drogenbosse in Bolivien mit unserer verängstigten Staatsanwältin und ihrem Bettgefährten zu tun?
Der Leser hat offensichtlich den Massenhype um Jilliane Hoffmans Cupido endlich vertaut und jetzt wirft die Autorin "Morpheus" als Fortsetzung auf den Markt. Vom griechischen Wort morphe, (der Schlafmohn), von dem der Gott der Träume "Morpheus" abgeleitet wird, hat die Autorin offensichtlich eine Prise zu viel über diesen Roman geschüttet, denn der Rezensent schwankt in seiner Beurteilung zwischen einschläfernder Umsetzung des Stoffes und alptraumhaft langweiliger Sequenzen weiblicher Unlogik.
Die Staatsanwältin C. J. Larson ist schlichtweg ein nerviges Weib. Psychisch gezeichnet durch die vor Jahren erlittenen Misshandlungen, kann sie sich nicht ein Mal mit ihrem Lebensabschnittspartner verständigen, der auf Grund seiner Profession prädestiniert dafür wäre, Verständnis für die arme Frau aufzubringen. Aber nein, lieber bringt sie mit (nach amerikanischem Recht) zweifelhaften Methoden ihren Peiniger ins Kittchen und muss dann lebenslang bangen, dass der Saukerl vielleicht doch wieder frei geht. Auf der einen Seite scheint die Frau ihren Polypenfreund ehrlich zu lieben, auf der anderen Seite lügt sie ihn trocken an und serviert ihn ab. Und dann hat sie Gewissensbisse über mindestens zwei Drittel der 400 Seiten. Frau Hoffman, diese Staatsanwältin ist schlichtweg schizophren und gehört in eine geschlossene Anstalt, aber nie und nimmer auf den deutschen Buchmarkt!
Aber es ist ja kein Wunder. Wenn in einem Land, weit über dem Großen Teich, in einer Stadt in Florida, namens Miami, an einem simplen Polizistenmord nicht einfach die Polizei arbeitet, sondern sich das Miami-State P.D., das City of Miami P.D., das Miami Beach P.D., das Broward Sheriff´s Office, das FDLE, das FBI und sonst noch irgendeine mit Abkürzungen gesegnete Dienststelle der Exekutive um die Zuständigkeit an einem Fall streiten und wer dann schlussendlich die Arbeit machen sollte, dann kann man sich schon mal kräftig an die Stirn klopfen. Dass das Lesevergnügen bei solchem Wirrwarr auf der Strecke bleibt, füge ich nur als Anmerkung hinzu. Und dagegen ist C.S.I. Miami schon fast oscarreif.
Nun will ich hier allerdings auf keinen Fall verraten, wer denn letztendlich für die ganze Misere zur Verantwortung gezogen werden muss. Im Endeffekt bleibt es wohl an der Autorin hängen, dass dieses Buch in seiner ganzen Unlogik und seinem nervtötenden Gehabe der handelnden Personen trotz handwerklich passablen Schreibstils und einer sehr brauchbaren Übersetzung durch Sophie Zeitz, nicht für mehr als eine magere, unterdurchschnittliche Wertung taugt...
Jilliane Hoffman, Argon
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