Mein Wille geschehe
- Knaur
- Erschienen: Januar 2003
- 4
- New York: Warner, 2002, Titel: 'Act of God', Seiten: 530, Originalsprache
- München: Knaur, 2003, Seiten: 570, Übersetzt: Angela Stein
- Augsburg: Weltbild, 2005, Seiten: 570
Das meint Krimi-Couch.de:
Offizieller Name: Familienzentrum Seattle. Bekannt ist die dreistöckige Villa aus viktorianischer Zeit in der Bevölkerung als "Hill House" und es ist darin eine moderne Klinik untergebracht, die den Menschen Seattles unbürokratisch Hilfe angedeihen lässt, egal ob es sich um die Ausspeisung und Versorgung Obdachloser oder Schwangerschaftsberatung mit anschließender Abtreibung handelt. Und genau dieses soziale Engagement ist anderen ein Dorn im Auge. Man protestiert unablässig vor den Toren der Klinik. Solange, bis eines Tages eine Bombe das Haus in Schutt und Asche legt und Hunderte, Kinder und Erwachsene, unter den Trümmern begräbt, die nur mehr tot oder schwer verletzt geborgen werden können.
Die Volkseele kocht. Und nach wochenlangen Ermittlungen gelingt es der Polizei endlich, einen Tatverdächtigen zu präsentieren. Der Marinesoldat Corey Latham soll in seiner Wut über die Abtreibung seiner Ehefrau den Racheakt begangen haben. Dana McAuliffe, Junganwältin in einer angesehenen Kanzlei, wird trotz starker persönlicher Vorbehalte dazu verdonnert, dem Verdächtigen als Verteidigerin zur Seite zu stehen.
Im Laufe der Vorarbeiten zum Geschworenenprozess gewinnt sie immer mehr die Überzeugung, dass ihr Mandant unschuldig ist und nur als Opferlamm für die Erfolglosigkeit der ermittelnden Behörden dient. Sie dehnt ihre Ermittlungen trotz Beeinträchtigungen durch Medien und Protestanten aus und beginnt ihren Kampf gegen die Mühlen des Gesetzes, der auch ihr Privatleben nachhaltig beeinflusst.
"Mein Wille geschehe" ist das mittlerweile dritte Buch der amerikanischen Autorin Susan Sloan, das im Knaur Verlag erschienen ist. Der als "Krimi des Monats Juli 2005" vermarktete Gerichtssaalthriller, darf diesen Titel auch mit Fug und Recht tragen, denn nach kurzer Anlaufzeit kann man sich dem Procedere des amerikanischen Rechtsprechungsystems und der hier vorliegenden schriftlichen Aufbereitung nicht mehr entziehen.
Frau Sloan unterlässt es gottlob, zu Themen wie Abtreibung oder Recht und Unrecht, Stellung zu beziehen. Sie beschränkt sich auf die erzählerische Komponente und baut ihre Handlung Schritt für Schritt auf, wobei sich die Spannung aus der Sicht der vermeintlich schwachen Guten geschickt von Kapitel zu Kapitel steigert. Verdächtiger, Verteidiger und unterstützende Helfer werden sehr positiv charakterisiert und beginnen im Laufe des Geschehens dem Leser sympathisch zu werden, wobei die Gegenseite erwartungsgemäß eher in dunklen Farben schillert. Dazwischen tummeln sich zahlreiche Geschworene, Opfer und Aktivisten, Partner und Bekannte, bei denen das Sympathiependel unterschiedlich ausschlägt und die Autorin wechselt die Sichtweisen unablässig, was der Handlung zugute kommt.
Auch wenn gelegentliche Passagen, etwa bei der Beschreibung der Anschlagopfer oder der Geschworenenfindung, manchmal eine Spur zu langatmig erscheinen, dient dies stets dem Zweck, die Handlung zu verdichten und im Gesamten gesehen, ist "Mein Wille geschehe" eine rundum flüssige Lektüre, die auch nicht mit Überraschungen geizt. Im Großen und Ganzen finden sich nur wenige Ansatzpunkte, bei denen man die Logik der Ausführungen bezweifeln könnte, denn im Wesentlichen ist der Stoff sehr gut konstruiert und als solches auch durchaus glaubwürdig vermittelt. Die sattsam bekannte Prüderie und der Lobbyismus in den Vereinigten Staaten, gepaart mit dem exzessiven Vorgehen von Presse und TV, sind in diesem Roman gesellschaftliche Grundlagen, durch die eine schreiberische Sichtweise dieses Formats erst möglich wird. Dabei muss man aber als Leser keinerlei kritische Betrachtungen anstellen und es bleibt dann immer noch ein sehr gelungener Werk der Amerikanerin, das man dem Freund von Für und Wider zwischen Staatsanwalt und Verteidiger getrost ans Herz legen kann.
Susan Sloan, Knaur
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